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Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Titel: Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus-Ulrich Bielefeld , Petra Hartlieb
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kaufe er in der Tat möglichst viele Häuser in Vierteln, für die es eine günstige Prognose gebe. Sein Ziel sei nicht Gentrifizierung – ein dummes Wort, wenn er das hinzufügen dürfe –, sondern kulturelle Stabilisierung. Die Viertel sollten sich mit Hilfe ihrer alten und neuen Bewohner zu lebendigen Orten des aktiven bürgerschaftlichen Engagements entwickeln.
    Mehr gebe es nicht zu sagen. Selbstverständlich habe sein Anwalt eine Unterlassungsklage gegen Hot eingereicht, der ohne Zweifel stattgegeben werde. Eine Anzeige gegen Hot wegen Rufschädigung sei ebenfalls auf dem Wege. Er sehe der Zukunft wie auch den nun folgenden Fragen mit Zuversicht entgegen.
    Und das konnte er auch, zumindest was die Fragen der Journalisten betraf. Die waren zahnlos, manche geradezu liebedienerisch. »Wie gehen Sie mit diesen ehrabschneiderischen Anwürfen um?« lautete eine Frage. Die anderen Fragen drehten sich um Details der wirtschaftlichen Aktivitäten von Steiner. Der verwies cool auf eidesstattliche Erklärungen, zitierte lobende Äußerungen der unterschiedlichsten Geschäftspartner, verwies auf die enge Verbindung mit der lokalen, regionalen, nationalen, europäischen und globalen Politik. Als er merkte, dass er mit keinem nennenswerten Widerstand zu rechnen hatte, machte er sich das Vergnügen, sich über die Begrenztheit – vor allem: die geistige Begrenztheit – des kleinen Landes Österreich zu mokieren, das er liebe, gar keine Frage, das ihm die Möglichkeit gegeben habe, von unten nach oben zu gelangen, das ihm manchmal und gerade in solchen Momenten wie heute das Leben schwermache. Er könne damit jedoch ganz gut umgehen.
    Nee, so gut kommst du mir nicht weg, sagte sich Bernhardt und postierte sich vor einer Fernsehkamera.
    »Noch eine Frage…«
    Der Kommunikationsberater schaute ihn wütend an. Was war das, wer verstieß da gegen die Regeln?
    »Die Fragerunde ist beendet.«
    »Was haben Sie am vergangenen Donnerstag in Berlin gemacht, wo ist das Foto aufgenommen, auf dem man Sie sieht, haben Sie Sophie Lechner…«
    Die beiden Bodyguards sprangen mit zwei, drei Sätzen auf Bernhardt zu und rissen ihn umstandslos zu Boden. Oder hatte sich Bernhardt absichtlich fallen lassen? Die verwackelten Fernsehbilder, die später wieder und wieder in Sondersendungen abgespielt wurden, gaben keine klare Auskunft, auch die Zeitlupe half nicht. Sie zeigten nur ein großes Durcheinander, Geschrei, fuchtelnde Arme – und einen Hans-Günther Steiner in Großaufnahme, der mit den Kiefern mahlte und vor Wut zu platzen drohte.
    Und in all dem Gewirbel stand eine kleine Frau, die mit dünner Stimme rief: »Polizei, Polizei!« Es dauerte ziemlich lange, bis Gabi Kratochwil für Ordnung gesorgt hatte – schließlich auch mit Unterstützung von Thomas Bernhardt, den einer der Pseudo-Klitschkos nur widerwillig aus dem Schwitzkasten ließ.
    In dem verwüsteten Raum, in dem der Geruch von Schweiß und Aggression hing, zwischen umgestürzten Stühlen und kaputtem Geschirr auf dem Boden, machte Steiner nun doch einen ziemlich ramponierten Eindruck. Auch wenn er mit dem Beistand seines Rechtsanwalts und seines Kommunikationsberaters während des nun einsetzenden verbalen Schlagabtauschs mit Bernhardt weiter in der Offensive zu bleiben versuchte.
    »Wir wissen viel mehr, als Sie denken, lieber Herr Steiner.«
    »Sie können alles von mir wissen, Sie werden mir nichts anhängen.«
    »Ich hänge Ihnen jetzt aber etwas an, das geht schneller, als Sie denken. Sie waren am Todestag von Sophie Lechner in Berlin. Äußern Sie sich dazu.«
    Der Rechtsanwalt mischte sich ein. »So geht das nicht, Sie können hier kein Verhör führen. Mein Mandant wird sich ab sofort nicht mehr zu diesen und anderen Anwürfen äußern.«
    »Ihr Mandant wird zum Beispiel erklären müssen, warum er behauptet hat, allein in seiner Wohnung in Wien gewesen zu sein zu dem Zeitpunkt, als Sophie Lechner in Berlin ermordet wurde.«
    »Es ist absurd, solche Verdächtigungen auszusprechen.«
    »Es ist nicht absurd, wenn ich das aufgrund eines kleinen Datumsstempels tue, der auf dem Foto zu erkennen ist, das Ihren Mandanten in Berlin zeigt.«
    »Ich verbitte mir, dass Sie solche aus der Luft gegriffenen Behauptungen aufstellen. Das Bild ist wahrscheinlich in Wien gemacht.«
    »Das werden wir sehen. Wir machen uns jetzt auf die Suche nach dem Fotografen, gleichen in Berlin das Bild mit der Ansicht von Sophie Lechners Haus ab, wir werden die Autoren des Hot -Beitrags

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