Nach dem Bankett.
du wirst mich zu deiner Hochzeit einladen?«
Am 28. Mai heirateten Noguchi und Kazu.
Das sogenannte »Neue Leben«
Noguchi und Kazu waren nicht darauf vorbereitet gewesen, daß die Öfentlichkei ein so großes Interesse an ihrer Heirat bekunden würde. Zum erstenmal erlebte Kazu den Ansturm der Fotografen verschiedener Zeitungen und Zeitschriften Noguchi war erstaunt, daß er in der Öfentlichkeit noch nicht gänzlich in Vergessenheit geraten war. Auf ihrer Hochzeitsreise wohnten sie im Gamagor Hotel. Sie besuchten auch den Yaotomi-Schrein auf der kleinen Benten-Inse Als Kazu, wie üblich, eine großzügige Summe in den Opferkasten werfen wollte untersagte Noguchi es ihr in strengem Ton, mit der Begründung, es sei unfein sich so zu benehmen. Seine knappe Zurechtweisung klang so kalt, daß Kazus Herz erstarrte.
Als sie wieder in Tokio waren, begann das komplizierte Eheleben der beiden Jeden Morgen führte Kazu lange Telefongespräche mit Noguchi, aber stets war sie in Sorge und Unruhe. Deshalb entschloß sie sich, jenes gebildete Dienstmädchen zu entlassen und Noguchi dafür zwei Mädchen und einen Hausjungen – alle dre treu ergebene Angestellte vom Setsugoan – zur Verfügung zu stellen. Gelegentlich rief sie diese drei zum Setsugoan und ließ sich über Noguchis Leben berichten.
Jeden Samstagabend kehrte Kazu mit Bergen von Sachen und Geschenken beladen in ihr ›Heim‹ zurück. Es dauerte nicht lange, da quoll Noguchis Haushal über von Getränken und Eßwaren. Kazus Heimkehr vollzog sich immer seh geräuschvoll: Sie rieb ihren Rücken, stöhnte über die anstrengende Woche, die sie hinter sich hatte, und klagte über die Mühen, ihre Kunden zufriedenzustellen Dann sah sie sich in dem mufgen, völlig reizlosen Zimmer um und erklärte »Ach, zu Hause ist es doch am schönsten! Man atmet wirklich auf, wenn man hierher zurückkommt!«
Es war kein gelinder Schock für Kazu, als sie hörte, daß ihre Reisegefährten bösartige Gerüchte über sie verbreiteten, obgleich sie damals alle dem Beispiel des Achtzigjährigen gefolgt waren und die beiden mit Glückwünschen überschütte hatten. Sie behaupteten unter anderem, bereits auf der Reise nach Nara habe sich Kazu, ohne Rücksicht auf die anderen, wie eine Ehefrau benommen; sie habe nur vor Noguchi Achtung gezeigt und die anderen vernachlässigt; sie habe dem Achtzigjährigen freche Antworten gegeben, und auch die Einladung ins Setsugoan, die angeblich ein ›Gegengeschenk‹ sein sollte, habe nur dem Zweck gedient, die Heirat bekanntzugeben – und das hätte doch wahrhaftig nicht unbedingt im Setsugoan geschehen müssen! Kurz: Man war sich einig, daß Noguchi zu bemitleiden sei. Als diese Gerüchte an ihre Ohren drangen, erinnerte sie sich daran, daß der Direktor der Zeitung sie damals nach der Bekanntgabe in die Schulter geknifen hatte; und es war ihr, als hätte der kleine Schmerz, der sie damals mit Heiterkeit und Freude erfüllt hatte, einen blauen Fleck auf ihrer Schulter hinterlassen. Sie tastete unter ihrem Kimono nach der Stelle und rieb sie wütend.
Als sie Noguchi von diesen Gerüchten erzählte, brauste er auf. Er habe sie, Kazu, auf diese Reise mitgenommen und habe seinen Freunden von ihrer Heirat erzählt, weil er volles Vertrauen zu ihnen habe. Wenn sie ihm solche Gerüchte hinterbringe, müsse er annehmen, daß sie ihn seinen Freunden entfremden wolle. Da erkannte Kazu zum erstenmal, daß dem edlen Herzen ihres Gatten die Kraft der Einsicht fehlte.
In einer Wochenzeitschrift erschien ein spöttischer Artikel über Noguchi. Darin wurde behauptet, Noguchis Übertritt zur radikalen Partei sei ein letzten Endes erfolgloser Reklamegag gewesen, desgleichen die kürzlich erfolgte Heirat mit Kazu. Kazu staunte über die spitzfndige Gehässigkeit der Leute, zwei so verschiedene Ereignisse miteinander in Verbindung zu bringen. Aber Noguchi meinte, es sei das Beste, solche Verleumdungen zu ignorieren. Er blieb, wenigstens äußerlich, kühl und gelassen.
Kazus Leben erfuhr durch die Heirat keine grundlegende Veränderung. In ihrem Zimmer im Setsugoan stand eine Fotografe von der Hochzeitsreise, und sie ging manchmal, wenn keine Gäste zu bewirten waren, hinein und betrachtete das Bild. Die Aufnahme zeigte Noguchi und Kazu auf einer Tempeltreppe im Süden der Benten-Insel. Sie hatten extra einen Fotografen aus dem Hotel mitgenommen, um sich aufnehmen zu lassen.
Die Fotografe war kaum einen Monat alt, aber trotzdem
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