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Nach dem Bankett.

Nach dem Bankett.

Titel: Nach dem Bankett. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yukio Mishima
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versuchte, Feuer in dem friedlichen Dasein zu entfachen, das Noguchi so liebte.
       In manchem hatte sie Erfolg: Die Hemden, die Noguchi trug, waren jetz stets weiß und makellos. Aber die Anschafung eines neuen Anzugs wurde ih energisch verweigert. Noguchi behauptete, die Leute würden über ihn spotten wenn er nach seiner Heirat plötzlich in neuen Anzügen erschiene, da sie wußten, wie gering seine Einnahmen waren. Doch Kazu begrif nicht, was daran auszusetzen wäre, wenn sie ihrem Gatten einen neuen Anzug kaufte. Noguch hielt ihr lange Vorträge darüber: »Du lebst in dem Glauben, daß die Menschen sich freuen, wenn du ihnen Geld gibst. Das ist ein großer Irrtum. Begreifst du nicht, daß die Leute an deiner Aufrichtigkeit zweifeln müssen, wenn du ihnen aus irgendeinem belanglosen Grund großzügige Trinkgelder gibst? Meine Arbeit in der Partei erfordert es, daß ich schlicht und anspruchslos lebe, um das Vertrauen der Menschen zu erlangen. Bitte, versuch, so rasch wie möglich deine Parvenü-Manieren aufzugeben.«
       Kazu hatte den größten Respekt vor dem Charakter ihres Mannes. Aber sie sah nicht den Unterschied zwischen seiner Vorstellung von Politik und der Politik, die sie im Setsugoan hörte und sah. Die Politiker der konservativen Partei, die im Setsugoan verkehrten, hatten nämlich in Kazus Gehirn die Vorstellung hinterlassen, daß Politik machen hieße: Sich den Anschein zu geben, als ginge man zur Toilette, um spurlos verschwinden zu können. Oder: Mit jemandem eine Absprache zu trefen, indem man ihm das Messer auf die Brust setzt, während man sich am selben Ofen wie er wärmt. Oder- Zu lachen, obwohl man innerlich wütend ist. Oder: Sich empört zu stellen, obgleich man ganz gelassen ist. Oder: Lange schweigend dazusitzen und mit dem Staub in den Taschen zu spielen . . . Kurz: Dinge zu tun, die eigentlich nur eine Geisha machte. Die Politik hatte, ebenso wie eine Liebesafäre, etwas erregend Geheimnisvolles; Politik und Liebesverhältnisse glichen einander wie ein Ei dem anderen. Aber Noguchis Vorstellung von Politik ermangelte jeder Romantik.
       Zwar vernachlässigte Kazu neuerdings ihre Pfichten im Setsugoan, aber deshalb schloß sie sich keineswegs im Hause ein, um für ihren Mann zu kochen und geduldig auf seine Rückkehr zu warten. Das lag nicht in ihrer Natur. Vielmehr ertappte sie sich öfter dabei, daß sie nicht wußte, was sie mit sich anfangen sollte. Eines Tages fel ihr auf, daß die Kunden, die mit der konservativen Partei in Verbindung standen, dem Setsugoan immer häufger fernblieben. Einer von ihnen hatte ihr schon geradeheraus gesagt: »Ich rate Ihnen, Ihren Gatten zu überreden, aus der radikalen Reformpartei auszutreten und wieder zu unserer Partei zurückzukehren. Wir würden unseren ehemaligen Senior-Staatsmann mit Freuden willkommen heißen. Außerdem würde es uns dann leichter fallen, hierherzukommen. Glauben Sie nicht, daß Sie Ihren Mann dazu bewegen könnten, wenn Sie wollten?«
       Es war recht respektlos, so über Noguchi zu sprechen. Kazu, die schweigend zugehört hatte, biß sich auf die Lippen. ›Es ist meine Schuld, daß ein Mann, der früher Minister war, jetzt wie ein Gastwirt behandelt wird‹, dachte sie bitter und glaubte, die Demütigung dadurch auslöschen zu können, daß sie Noguchis Ehre wiederherstellte. Sie wandte sich dem einfußreichen Gast zu und erklärte: »Ich verbitte mir solche Reden. Haben Sie die Freundlichkeit, nicht wiederzukommen.«
       Geschäftliche Mißerfolge – sei es aus Liebe oder Stolz – hatte Kazu bishe noch nie zu verzeichnen gehabt. Jetzt wurde sie von Tag zu Tag verwundbare Sie war hochmütiger geworden, und fast schien es ihr, als habe sich ihr Stolz unter dem Einfuß Noguchis verdoppelt.
       Eines Tages im Spätherbst, als Kazu wie üblich das Wochenende in Noguchis Haus verbrachte, sprang sie plötzlich auf und rief Noguchi vom Fenster aus zu »Sieh nur! Dort fiegt ein Kranich!«
       Noguchi kümmerte sich nicht darum. Als Kazu aber weiterhin aufgeregt au ihn einredete, stand er schließlich widerwillig auf und blickte aus dem Fenster. Es war kein Kranich zu sehen. »Dummes Zeug« sagte er. »Als ob ein Kranich mitten über Tokio hinwegföge!«
      »Aber ich habe ihn wirklich gesehen – er hatte einen roten Kamm. Es schien sogar, als wolle er sich auf dem Dach unseres Nachbarn niederlassen; aber dann fog er doch weiter.«
      »Du hast anscheinend den Verstand verloren.«
       Daraufhin gab

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