Nach dem Bankett.
mit euren Köpfen versteht, nicht wahr? Ich dagegen kann leicht in der Seele der breiten Masse lesen und ihre Herzen erobern. Ich bin sogar schon mal mit Fischknödeln hausieren gegangen, als es mir schlecht ging. Sie, Herr Yamazaki, sind siche noch nie in Ihrem Leben herumgelaufen, um Fischknödel zu verkaufen.«
Yamazaki lächelte betreten, »Logische Argumente haben nun einmal nur einen begrenzten Wirkungskreis, das wissen wir, Um die Stimmen der fünf Millionen Wahlberechtigten zu gewinnen, müssen wir an die Gefühle appellieren, was Sie, gnädige Frau, zweifellos verstehen. Ihre Mitarbeit wird für uns von großem Nutzen sein.«
»Sie wollen mir doch nicht etwa dumme Komplimente machen, Her Yamazaki!« sagte sie mit einem koketten Unterton in der Stimme und schnellte mit einer eleganten Bewegung den weiten Kimonoärmel über ihr Handgelenk Aber im nächsten Augenblick fuhr sie sachlich fort: »Über die Parteilinie und alles andere können wir uns später Gedanken machen. Das wichtigste ist jetz erst einmal das Geld für die Wahl und der richtige Instinkt. Mit diesen beiden Wafen werde ich kämpfen. Ich bin zwar nur eine ungebildete Frau, aber ich habe genug Begeisterung in mir, um fünf Millionen Menschen mitzureißen, und behalte sogar noch etwas übrig.«
»Ich verstehe vollkommen, gnädige Frau, und hofe, daß Sie diese Begeisterung rücksichtslos einsetzen.«
Kazu war angetan von Yamazakis Verhalten, dieser etwas verlegenen Großzügigkeit eines reifen Mannes gegenüber einer Frau. »Bitte, setzen Sie mich ein, soviel es geht. Es lohnt sich, eine Frau wie mich auszunutzen.« Mit diesen Worten schien Kazu das ema abschließen zu wollen.
Yamazaki trank seinen Kafee und aß ein großes Stück Torte, ohne einen Krümel zurückzulassen. Der Anblick des Mannes mit dem sorgfältig gebundenen Schlips, der mit rotem Gesicht ein großes Stück Kuchen aß, beruhigte Kazu.
Sie äußerte den Wunsch, Yamazaki ihre Lebensgeschichte erzählen zu dürfen Beinahe eine geschlagene Stunde erzählte sie ihm von dem Kummer und den vielen Schwierigkeiten, die sie ihr Leben lang hatte durchmachen müssen. Diese Ehrlichkeit sollte sich lohnen, denn später stellte es sich heraus, daß Yamazak ihr aus diesem Grund mit einer Treue zur Seite stand, wie er es sonst wohl nich getan hätte.
Kazus Ehrlichkeit und Ofenheit artete vor Männern, die sie nicht liebte leicht zu Exhibitionismus aus. Sie bemühte sich geradezu, die Illusionen ihre Mitmenschen zu zerstören; dabei war aber kaum anzunehmen, daß irgend jemand sich Illusionen über Kazu machte. Von ihrer üppigen Schönheit ging eine plebejische Wärme aus, und man merkte ihr nicht die Spur einer Schwäche an. So juwelengeschmückt und elegant gekleidet sie auch sein mochte, immer haftete ihr der Geruch von schwarzer Erde und ländlicher Herkunft an. Aber gerade ihre körperliche Fülle bewahrte sie davor, daß man ihre Geschwätzigkeit als störend empfand, im Gegenteil, sie stand ihr gut zu Gesicht.
Yamazaki war ein ausgezeichneter Zuhörer. Während Kazu ihm von sich erzählte, hatte sie den Eindruck, daß ihre Worte nicht durch sein Gesicht hindurchgingen wie durch ein Sieb, sondern sich tief und fest in seinen feischigen, stets lächelnden Zügen festsetzten. »Bitte, seien Sie ganz ofen zu mir«, bat sie; denn bereits jetzt, nach der kurzen Zeit, die sie verheiratet war, verspürte sie ein Verlangen nach Aufrichtigkeit.
Noguchi wußte von nichts. Und so blieb es, da er nie den Versuch machte, etwas zu erfahren, was sich nicht direkt vor seinen Augen und Ohren abspielte. Durch diese vornehme Gleichgültigkeit – es war die Haltung eines Grand Seigneurs oder eines hohen Beamten – konnte Kazu ihre Tätigkeit ohne sonderliche Anstrengung vor Noguchi geheimhalten. Außerdem war sie ja fünf Tage in der Woche im Setsugoan.
Während dieser Tage widmete sie sich allmählich jedoch keineswegs nur dem Setsugoan, sondern sie fuhr immer öfter mit ihrem Wagen umher und traf sich immer häufger mit Yamazaki. Es geschah nicht selten, daß Yamazaki plötzlich mitten in der Nacht durch einen Telefonanruf aus dem Schlaf gerissen wurde, weil Kazu gerade eine neue Idee hatte.
Was Noguchi betraf, so hörte er sich nach wie vor jede Woche brav die Vorlesungen von Yamazaki an, tat aber sonst nichts. Man war übereingekommen, daß alle politischen Fragen, sowie Probleme des Wahlfonds und des Wahlpersonals durch Yamazaki bearbeitet
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