Nach dem Bankett.
ehemaligen Kommunisten und hatte sich als ein scharfsinniger Pragmatiker entpuppt, der sich um keine eorie kümmerte.
Seit Beginn der Besuche Yamazakis machte Kazu es sich zur Regel, auch montags freizunehmen; sie dehnte ihr Wochenende einfach einen Tag länger aus. Als sie Yamazaki das erste Mal sah, wußte sie, daß sie in ihm den Mann gefunden hatte, der ihr – ohne je an Liebe zu denken – ein beständiger Freund sein würde. Er war ein Mann von überströmender Lebenskraft und menschlicher Wärme; in gewisser Hinsicht ähnelte er Nagayama Genki. Er war der erste Mann dieses Typs, den Kazu in der Reformpartei kennenlernte.
Yamazaki hatte merkwürdigerweise die gleiche warme, menschliche Art wie einige Konservative, die Kazu aus dem Setsugoan kannte. Bei ihm entsprang sie jedoch politischer Hofnungslosigkeit, während sie bei den Konservativen Ausdruck eines unerschütterlichen Optimismus war. Kazu erkannte intuitiv, daß dies für einen Politiker unerläßlich war. Rasch freundete sie sich mit Yamazaki an.
Durch einen Telefonanruf Nagayama Genkis im Setsugoan erfuhr Kazu, daß ihr Mann sich entschlossen hatte, als Wahlkandidat aufzutreten. Lachend platzte Genki heraus: »Was für ein idiotischer Entschluß! Wie kam dein Mann denn auf diese Schnapsidee?« Kazu wußte sofort, daß er damit Noguchis Kandidatur meinte. Zugleich verletzte es sie, daß die Neuigkeit dem alten, anmaßenden politischen Rivalen bereits zu Ohren gekommen war, während ihr Mann ihr, seiner Ehefrau, noch nichts gesagt hatte. Kazu tat, als wisse sie nicht, was Genki meine, spielte ihre Rolle aber absichtlich schlecht. Sogar ihre Freude und ihren Stolz über den Entschluß ihres Mannes verbarg sie unter der Maske geheuchelter Unwissenheit. Dadurch gelang es ihr sogar, die Enttäuschung über die gleichgültige Haltung ihres Mannes geschickt zu überwinden. »Was hat e denn getan? Wenn Sie etwa andeuten wollen, daß er irgendwie leichtsinnig wa dann schweigen Sie lieber. Denn für solche Dinge habe ich kein Ohr.«
Nagayama ging auf ihre Bemerkung gar nicht ein; er teilte ihr nur das Notwendige mit. Das war sonst gar nicht Genkis Art und ließ eine Änderung in seiner Haltung erkennen. »Jedenfalls ist sein Entschluß idiotisch, Damit is seine politische Karriere endgültig ruiniert. Was beabsichtigst du denn nun zu unternehmen? Als seine Frau solltest du alles versuchen, um ihn davon abzubringen. Verstehst du mich? Das sage ich dir als dein langjähriger Freund.«
Damit hängte er ein.
An einem der folgenden Tage stattete der Vorsitzende der Reformparte Kusakari, Noguchi einen Besuch ab. Auch der Parteisekretär kam einige Male zu ihm. Kazu, die währenddessen im Setsugoan war, erhielt durch ihren Vertrauensmann, den Hausjungen, genaue Berichte, wer zu Besuch kam, wann e kam, wann er das Haus verlassen hatte, was er von Noguchi gewollt und wie de Hausherr darauf reagiert hatte.
Drei Tage nach Genkis Telefonanruf erschien die Nachricht von Noguch Yukens Kandidatur in der Zeitung.
Es war bezeichnend für Noguchi, daß er Kazu am Abend des Tages, an dem die Nachricht veröfentlicht worden war, zu sich nach Hause beschied. Als e allein mit ihr im Wohnzimmer saß, teilte er ihr seinen Entschluß mit, als ob er ih damit ein streng gehütetes Geheimnis eröfne. Er schien es für selbstverständlich zu halten, daß seine Frau keine Zeitung las, ebenso wie er davon überzeugt wa daß Kazu keine Hunde leiden könnte, obgleich auch dies nicht stimmte. Und e zweifelte auch keinen Augenblick daran, daß Kazu gern gegorene Soyabohnen aß obwohl sie diese Speise verabscheute. Ofenbar gab er sich auch der Illusion hin daß seine Frau kein Interesse für Politik habe.
Kazu tat, als höre sie diese wichtige Neuigkeit, die er mit altmodische samuraihafter Umständlichkeit verkündete, zum erstenmal. Mutig antwortete sie entgegen Genkis Rat: »Jetzt, da du angenommen hast, hofe ich, daß du dich auch rückhaltlos für die Sache einsetzt.«
Seit dem Anruf Genkis war sie die Gefangene ihrer Träume. Die Flamme ihrer Lebenskraft war neu entfacht. Sie glaubte, daß die Kämpfe und die Zeit de verwegenen Taten nun erst beginnen würden.
An einem ungewöhnlich warmen Wintertag besuchte Kazu ein Klavierkonzert das die Tochter eines Industriellen, eines Kunden vom Setsugoan, in einem Saa auf der Ginza gab. Aus dem Fenster im fünften Stock beobachtete sie, wie sich die Dämmerung über die Dächer
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