Nach dem Ende
Händen ein totes Pferd zerreißt und mit den Zähnen die Innereien von der struppigen Haut scharrt. Andere, so überschäumend vor Monstrosität, dass sie aufeinander losgehen und sich ihrem Instinkt folgend auf die Schwachen stürzen, Kinder und Alte niederreißen, die Zähne zuerst in die fleischigen Körperstellen schlagen, damit sie mit den krallenden Fingern Halt finden.
Ein Rudel, das ein bleiches Mädchen an den Betonsockel eines Hauses drängt. Sie öffnet den Mund, um sich zu verteidigen, und bohrt einem Angreifer die Zähne in den Arm, aber die nächsten kommen schon, eine ächzende, heulende Brut wie Kojoten im Großstadtdschungel. Dazu ein Karneval des Todes, ein Park in der Nähe des Zentrums, ein Karussell, das sich unaufhörlich dreht, Stunde um Stunde, begleitet von den zerdrückten und rostigen Tönen einer alten Dampforgel, Schaben, die sich die Arme aus den Gelenken reißen bei dem Versuch, auf die bewegte Plattform zu klettern, und mehrere körperlose Gliedmaßen, die Hände noch um Stangen gekrallt, die im Kreis durch den Dreck geschleift werden. Andere schaffen es hinauf und erklimmen die Holzpferde, vereint mit der endlosen Bewegung der Maschine, völlig benommen von triebhaften Erinnerungen an Geschwindigkeit und menschlichen Erfindergeist.
Und die Horde in der pechschwarzen Nacht, nur beleuchtet von den Scheinwerfern, wimmelnd und aneinanderstoßend wie Maden im Bauch einer toten Katze, die grimmigste und degenerierteste Offenbarung der vernichteten Menschheit auf dieser vernichteten Erde – Bestien unserer verlorenen Vergangenheit, die herausquellen aus der von uns geschaffenen Hölle wie eine Armee der Verdammten, erstickt und würgend, verrottet und verkrustet und unglaublich kläglich, ja auf grausame, greifbare und grelle Weise kläglich.
Vorsichtig steuert Temple durch die Meute der Schaben, drängt sie auseinander oder erfasst sie mit den Rädern, die knirschend über Glieder und Oberkörper rollen. Wenn sie stoppt, wenn das Auto eine Panne hat, ist das ihr sicherer Tod, das weiß sie. Bei schnellerer Fahrt würde sie einen Schaden am Wagen riskieren, also schiebt sie sich in gleichmäßigem Tempo hindurch, während der Mann neben ihr mit leerem Blick die Menge der wandelnden Gestalten im Lichtkegel vor ihnen beobachtet.
Was für ein Anblick, sagt Temple. In jeder Richtung nur noch Armageddon. Ein echte Fleischsackplage haben die hier, oder? Ich weiß nich, wie’s dir geht, Dussel, aber ich bin schon lange nich mehr so ans Ende der Zeiten erinnert worden.
Sie beugt sich im Sitz nach vorn und klammert sich fester ans Lenkrad.
Immerhin, setzt sie hinzu, einen Vorteil haben wir dadurch. Bruder Todd wird sich höllisch schwertun, wenn er uns durch diesen Auflauf folgen will – vor allem nachdem wir sie so richtig aufgeschreckt haben.
Sie fährt weiter, und die Stadt der Toten zieht ruckend und wirbelnd an ihnen vorbei.
Bei Sonnenaufgang haben sie die Außenbezirke erreicht, eine Reihe sanfter Hügel, auf denen mehrstöckige Giebelhäuser mit Steineingängen und Marmortreppen thronen. Sie ist von der Hauptstraße abgebogen und steuert jetzt nach Westen, so gut sie kann. Die Zahl der Schaben hat sich stark verringert.
Hinter den Häusergruppen wird die Straße frei, und sie gelangen in eine Gegend voller herrschaftlicher Güter – große, grasbewachsene Anwesen mit weit zurückgesetzten Villen. Die meisten Grundstücke sind mit weißen Pferdezäunen eingefriedet. Viele Zäune sind verwittert und an mehreren Stellen durchbrochen, und wo früher Pferde grasten, streifen jetzt Schaben herum.
Die Straße zieht sich eine Anhöhe hinauf, und dahinter kommt ein Tal zum Vorschein. Südlich erstreckt sich verwildertes Grasland, doch nördlich liegt das bisher ausgedehnteste Anwesen. Selbst aus der Entfernung kann sie das riesige Grundstück mit dem strahlend weißen Herrenhaus erkennen, das auf der Hügelspitze aufragt, als wollte es in seiner Majestät die Welt bekrönen.
Sie fährt an den Straßenrand.
Das is doch mal was, sagt sie. Sieht interessant aus.
Vorne erheben sich acht Säulen, die sie schon von der Straße aus zählen kann, und die Auffahrt führt vom Tor direkt nach oben zum Haus. Mitten auf dem runden Platz davor spritzt ein Brunnen Wasser hoch in die Luft.
Schau dir den Brunnen an, Dussel. Ich fress ’nen Besen, wenn da nich jemand wohnt. Und ich kann mir auch gut vorstellen, wie sie sich die Fleischsäcke vom Hals halten.
Der Zaun um das Gelände unterscheidet
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