Nach dem Ende
erzählt sie so?
Sie sind die Erben der Erde. Früher waren sie bloß Hillbillys. Aber jetzt haben sie die Erde geerbt.
Und sonst?
Sonst sollten wir besser abhauen von hier, und zwar pronto. Egal, ob sie dich mögen oder hassen, anscheinend kommt am Schluss immer was Unangenehmes raus. Ach ja, und ich glaub, ich weiß jetzt, was die sich da in die Venen jagen.
In diesem Augenblick öffnet sich die Tür. Bodie und Royal treten ein, gefolgt von einem Dritten. Dieser ist kleiner, und seine Statur ist menschenähnlicher als die der anderen. Er trägt eine Brille, und lange Haarbüschel umgeben seinen kahlen Schädel. Sein Gesichtsausdruck ist mürrisch und gehässig wie bei jemandem, der etwas gegen die Gesellschaft hat, in der er sich bewegt.
Diesmal will ich auch ’ne volle Dosis, sagt er zu den anderen beiden.
Komm schon, Doc, antwortet Bodie. Du weißt doch, dass nich wir das entscheiden. Mama will nich, dass du dir deine Feinmotorik versaust. Du bist der Einzige, der was das Zeug ernten kann. Es reicht wohl kaum, wenn man ihnen den Kopf ausquetscht wie ’ne Zitrone. Wenn du weg bist, ham wir gar nix mehr.
Der mit dem Namen Doc verzieht verächtlich den Mund und lässt den Blick prüfend über die stolpernde Schar von Schaben in der Zelle gleiten.
Die da. Er deutet auf eine Frau mit einem eingetrockneten Blutfleck am Kinn, der ihr das Aussehen einer Bauchrednerpuppe verleiht. Schaut noch recht frisch aus.
Gute Wahl, Doc. Royal sperrt die Zelle auf. Wir hamse erst vorgestern aufgelesen.
Er holt sie heraus und schlägt die Tür wieder zu, nachdem er die anderen zurückgestoßen hat. Während Doc einen Haufen Instrumente durchwühlt und die Ausrüstung vorbereitet, fängt Royal an, mit ihr zu spielen. Er hält ihr den Arm hin wie einen Knochen für einen Hund und lotst sie lachend durch den Raum.
Sie öffnet den Mund und stürzt sich auf ihn.
Mit schrillem Wiehern weicht er aus. Komm schon, ich weiß doch, dass du gern einen herzhaften Bissen von Royal probieren möchtest.
Nachdem er sie zweimal um das Zimmer geführt hat, packt er sie mit einer blitzschnellen Bewegung am Nacken, reißt sie herum und stößt sie mit dem Rücken auf den metallenen Autopsietisch. Während sie noch strampelt, um sich wieder aufzurichten, wirft er ihr die Ledergurte über den Oberkörper und die Beine und zurrt sie fest, bis sie sich nicht mehr rühren kann.
So ein lebhafter Racker! Hey, Doc, biste bald fertig?
Gottverdammt, ein paar Minuten brauch ich schon. Das is Chirurgie und kein Kürbisschneiden.
Schon gut, findse sowieso ausgesprochen hübsch. Die kann man auch noch für was anderes hernehm’, bevor du so weit bist.
Mit seinem einen rollenden Auge starrt er sie lüstern an, dann wendet Temple den Blick ab. Damit hat Gott bestimmt nichts zu schaffen.
Temples Platz bietet ihr keine gute Perspektive, aber soweit sie es erkennen kann, geht es bei der Operation darum, der Schabe den Schädel zu öffnen und etwas herauszuholen. Bodie hält den Kopf mit beiden Händen fest, während Doc mit einer elektrischen Knochensäge behutsam einen Schnitt setzt. Temple fragt sich, warum sie sie nicht einfach töten, um nicht gegen einen sich windenden Körper ankämpfen zu müssen – doch dann kommt sie zu dem Schluss, dass es wohl einen Unterschied macht, ob das Wesen während der Operation noch aktiv ist oder nicht. Sie achten genau darauf, nicht zu tief in den Kopf der Schabe vorzudringen, und immer nur an einer besonderen Stelle in der Nähe der Schädelbasis. Erst als der Eingriff vorbei ist, gibt Doc das Kommando, und Bodie packt ein langes Schlachtermesser und bohrt es in das Loch im Schädel, bis sich die Frau nicht mehr bewegt.
Doc hält ein graues Schnipsel in der Hand, das er aus dem Gehirn der Frau entfernt hat, und bringt es zum Tisch. Dort studiert er es unter einer Lampe mit einer Lupe. Dann steckt er es zusammen mit einer Chemikalie in ein kleines Gerät und macht eine zähe Flüssigkeit daraus. Diese schüttet er in einen Messbecher und entzündet darunter einen Bunsenbrenner.
Während des größten Teils der Prozedur hockt Temple mit dem Rücken an den Gitterstäben und späht hinauf zu dem zerbrochenen Fenster und dem winzigen Sonnenstrahl, der einen Streifen Staubflocken in der abgestandenen Kellerluft beleuchtet. Sie denkt wieder an das Wunder der Fische, an die silbergoldenen Geschöpfe, die im Kreis um ihre Füße huschten, als stünde sie mitten in einem zweiten Mond, daran, wie vollkommen die Dinge
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