Nach dem Ende
Malcolm, schau dir die Flugzeuge an, es tut mir leid, Malcolm, Malcolm, geh nich weg, du kannst nich einfach weggehen.
Und sie hört nichts mehr im Raum, weil der Lärm in ihren Ohren so stark ist, nur ihre Stimme gibt Worte von sich.
Es is nich meine Aufgabe, ihn zu retten. Es is nich meine Aufgabe, ihn zu retten. Es is nich meine Aufgabe, ihn zu retten.
Wieder zerrt Royal ihren Kopf herum, und diesmal bemerkt sie etwas Neues in seinem Gesicht: Panik, aus erstorbenem Lachen destilliert. Und sie konzentriert sich auf sein glotzendes Auge und denkt, bitte, bitte, ich will nich, ich will nich, es is nich meine Aufgabe, bitte nich – aber es ist zu spät, und bevor sie sich auch nur einen einzigen Gedanken darüber machen kann, ist schon ihr rechter Arm nach oben geschossen, ihre Finger haben sich hinter der verwesenden Haut seines Ohrs festgekrallt, wie ein Dorn bohrt sich ihr Daumen in den lidlosen, nackten Augapfel, und kurz fühlt es sich an wie ein reifer Pfirsich, dann rinnt ihr klare Flüssigkeit über die Hand und dann das Blut.
Er schreit jetzt, und schon hat er ihre Haare und ihren Arm losgelassen, um beide Hände auf die klaffende Höhle zu pressen, während er nach hinten gegen die Betonmauer taumelt.
So laut in ihrem Kopf. Das Blut, wenn es strömt, wenn es sich sintflutartig über die Erde ergießt – erst rot wie Tomaten, dann braun wie Schlamm, zuletzt schwarz wie Holzkohle. So laut. Wie von außen sieht sie ihren eigenen Bewegungen zu.
Ihr Gurkhamesser ist auf der anderen Seite des Zimmers, und sie versetzt dem Autopsietisch einen Stoß, so dass er krachend umstürzt. Doc lässt die Spritze fallen und weicht zurück.
Aber Bodie stellt sich ihr entgegen. Dich fress ich am Stück.
Doch sie bremst nicht ab. Sie wirft sich auf ihn, reißt an seinem Gesicht und keilt mit den Fäusten nach allen Seiten gleichzeitig aus. Er ist riesig und hart wie ein Baumstamm, hebt sie hoch und schleudert sie so heftig gegen den Labortisch, dass überall um sie herum Glas zu Bruch geht. Das Gurkhamesser ist noch immer außer Reichweite, also packt sie blitzschnell das Schlachtermesser, das bei der Operation verwendet wurde, und reißt es genau in dem Moment hoch, als Bodie sich zu ihr beugt. Es trifft ihn genau in der Körpermitte, sein Hemd zerreißt, und darunter kommt eine Schicht kleiner Knochenplatten zum Vorschein, die über seinen Bauchmuskeln gewachsen sind.
Er senkt den Blick und begreift, dass die Klinge seinem beinernen Panzer nichts anhaben konnte. Er grinst. Ein fieses, mörderisches Grinsen. Wieder geht er auf sie los, und da packt sie den Griff des Schlachtermessers mit beiden Händen, spannt sich von den Schultern bis zu den Knien an und stößt ihm die Klinge entgegen. Diesmal bohrt sie sich bis zum Heft hinein.
Sie verfehlt das Herz, aber seine Augen werden weit, und aus seinem Schlund dringt ein würgender Husten, erfüllt von sumpfig brodelndem Blut. Er erstarrt mitten im Schlag, seine Finger rollen sich ein, die Mundwinkel zucken. Mit ihrem ganzen Gewicht drückt sie auf den Griff des Messers, und die Rippen, zwischen denen es feststeckt, dienen jetzt als Angelpunkt, um die Klinge höher hinauf in seine Brust zu treiben und Lunge und Arterien zu zerfetzen. Erneut hustet er, eine Fontäne aus Blut und Galle spritzt ihr über Haar und Gesicht, dann bricht er tot zusammen.
Mama bringt dich um, Mama bringt dich um.
Doc hat ihr Gurkhamesser hochgerissen und will es auf sie niedersausen lassen. Aber er ist kein Kämpfer. Sein Hieb geht ins Leere, und sie tritt ihm die Klinge aus der Hand. Sofort greift sie nach ihrem Messer und trifft ihn von der Seite mit einem Stoß, der ihm den linken Arm fast komplett abtrennt. Nur noch an einem dünnen Faden aus Muskeln und Sehnen baumelt er.
Mit dem nächsten Schlag zielt sie auf seinen Schädel, aber die Klinge zischt links vorbei und gräbt sich tief zwischen Hals und Schulter.
Mit dem Handballen wischt sie sich das Blut aus den Augen. Am liebsten würde sie Doc auffordern, mit dem Schreien aufzuhören – wenn er still wäre, könnte sie sich konzentrieren und die Sache schnell zu Ende bringen, aber ihre Stimme funktioniert nicht, sie ist nicht hier, sondern in diesem anderen Teil ihres Gehirns, und die reißende Flut in ihrem Kopf lässt sich nicht stoppen.
Sie zerrt das Messer aus seiner Schulter und holt erneut aus, mit der Rückhand von links nach rechts, und es fährt ihm auf Höhe des Nasenrückens glatt durch den Schädel. Als er zusammensackt,
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