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Nach Dem Sommer

Nach Dem Sommer

Titel: Nach Dem Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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hatte. Halb auf dem Teppich und halb dahinter, kroch Beck mit Jack über den Boden und schob ihn so durch die Tür; ich kickte den Rest des Teppichs hinter ihm her. Beck fuhr herum, schlug die Tür hinter sich zu und schloss ab. Der Türknauf war umgesetzt worden, sodass sich das Schloss an der Außenseite befand, und ich fragte mich, wie oft so was wohl schon vorgekommen war.
    Beck atmete tief durch, was mir wie eine gewaltige Untertreibung vorkam, und sah mich an. »Alles in Ordnung mit dir? Hat er dich gebissen?«
    Ich schüttelte verzweifelt den Kopf. »Ist sowieso egal. Wie sollen wir jetzt noch Sam finden?«
    Beck bedeutete mir mit dem Kopf, ihm in die nach Rosmarin duftende Küche zu folgen. Ich ging hinter ihm her und sah misstrauisch auf, als ich dort einen Mann auf der Theke sitzen sah. Wenn irgendjemand mich später nach ihm gefragt hätte, wäre alles, was mir zu ihm eingefallen wäre, »dunkel« gewesen. Er war einfach nur dunkel und still und leise und er roch nach Wolf. Er hatte frisch aussehende Narben an den Händen; es musste Paul sein. Er sagte nichts und Beck sagte auch nichts zu ihm, als er sich an die Theke lehnte und ein Handy hervorholte. Er hämmerte eine Nummer hinein und stellte es auf Lautsprecher. Dann sah er mich an. »Wie sauer ist er auf mich? Hat er sein Handy weggeworfen?«
    »Ich glaube nicht. Ich hab die Nummer gar nicht.«
    Beck starrte auf das Telefon und wir hörten es tuten, fern und leise. Bitte nimm ab. Mein Herz überschlug sich. Ich lehnte mich an die Arbeitsplatte und betrachtete Beck, seine breiten Schultern, den breiten Kiefer, die breiten Augenbrauen. Alles an ihm strahlte Sicherheit und Aufrichtigkeit aus. Ich wollte ihm vertrauen. Ich wollte einfach glauben, dass nichts Schlimmes passieren konnte, weil Beck ja auch nicht in Panik geriet.
    Am anderen Ende der Leitung knackte es.
    »Sam?« Beck ging mit dem Kopf näher an das Telefon heran.
    Die Verbindung war sehr schlecht. »Gr- ... -t? ... du?«
    »Hier ist Beck. Wo bist du?«
    »-ack. Grace ... Jack mit... co.« Alles, was ich heraushören konnte, war seine Verzweiflung. Ich wollte bei ihm sein, wo immer er auch war.
    »Grace ist hier«, sagte Beck. »Wir haben alles im Griff. Wo bist du? Ist alles in Ordnung mit dir?«
    »Kalt.«
    Schrecklich klar drang dieses einzelne Wort durch die Leitung. Ich stieß mich von der Arbeitsplatte ab. Stillzustehen schien mir gerade unerträglich.
    Becks Stimme war immer noch ruhig. »Die Verbindung ist ziemlich schlecht. Versuch es noch mal. Sag mir, wo du bist. So genau wie möglich.«
    »Sag Grace ... I - bel ... rufen ... Schuppen -gendwo. Eben ... hört.«
    Ich ging zur Theke hinüber und lehnte mich über das Telefon. »Du willst, dass ich Isabel anrufe. Und du bist in einem Schuppen irgendwo auf ihrem Grundstück? Ist sie da?«
    »-a.« Sams Stimme klang nachdrücklich. »Grace?«
    »Was?«
    »-iebe dich.«
    »Hör auf damit«, erwiderte ich schwach. »Wir holen dich da raus.«
    »-nell.«
    Er legte auf.
    Becks Blick flog zu mir und ich sah darin all die Sorge, die seine Stimme nicht preisgegeben hatte. »Wer ist Isabel?«
    »Jacks Schwester.« Es kam mir vor, als dauerte es eine Ewigkeit, meinen Rucksack abzunehmen und mein Handy aus einer der Taschen zu kramen. »Sam muss irgendwo auf ihrem Grundstück eingesperrt sein. In einem Schuppen oder so. Vielleicht findet Isabel ihn, wenn ich sie erreiche. Wenn nicht, fahre ich hin.«
    Paul sah aus dem Fenster in die untergehende Sonne und ich wusste, was er dachte: dass ich nicht schnell genug bei den Culpepers sein konnte, bevor es zu kalt wurde. Einfach nicht dran denken. Ich fand Isabels Nummer in meiner Anrufliste von vor ein paar Tagen, als sie mich angerufen hatte, und drückte auf Anrufen.
    Es klingelte zweimal. »Ja.«
    »Isabel, hier ist Grace.«
    »Ja, ich bin ja nicht blöd. Ich hab deine Nummer gesehen.«
    Am liebsten hätte ich durch das Telefon gelangt, um sie zu erwürgen. »Isabel, Jack hat Sam irgendwo in der Nähe eures Hauses eingesperrt.« Als sie etwas fragen wollte, unterbrach ich sie. »Ich weiß nicht, warum. Aber Sam verwandelt sich, wenn es noch kälter wird, und er ist irgendwo eingesperrt. Bitte sag, dass du zu Hause bist.«
    »Ja. Gerade angekommen. Ich bin jetzt drinnen. Ich hab keinen Lärm oder so was gehört.«
    »Habt ihr einen Schuppen oder so was Ähnliches?« Isabel schnaubte abfällig. »Wir haben sechs Außengebäude.«
    »Er muss in einem davon sein. Er hat aus einem Schuppen angerufen. Wenn

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