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Nach Dem Sommer

Nach Dem Sommer

Titel: Nach Dem Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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enden.«
    »Du fährst wie der letzte Idiot. Wenn du nicht von der Polizei angehalten werden willst, solltest du mal auf die Bremse treten. Wohin fahren wir überhaupt?«
    »Weiß ich nicht. Sag du s mir. Ich will wissen, wie ich das hier beenden kann, und ich will es sofort wissen, es wird nämlich immer schlimmer.«
    Ich wusste nicht, ob er meinte, dass es generell, wegen des kalten Wetters, immer schlimmer wurde oder gerade in diesem Moment. »Ich sage gar nichts, wenn du mich nicht zu Sam bringst, wo immer er ist.«
    Jack antwortete nicht.
    »Das ist kein Scherz«, fuhr ich fort. »Wo ist er?«
    Mit einem Ruck wandte mir Jack den Kopf zu. »Ich glaube, du kapierst es nicht ganz. Ich bin derjenige, der fährt, und ich bin derjenige, der weiß, wo Sam ist, und ich bin auch derjenige, der dir den Kopf abreißt, wenn ich zum Wolf werde, also finde ich, dass du diejenige sein solltest, die sich langsam vor Angst in die Hose macht und mir das erzählt, was ich wissen will.«
    Er klammerte sich mit zitternden Armen am Lenkrad fest. Was, wenn er sich jetzt verwandelte? Ich musste mir was einfallen lassen, um ihn von der Straße zu kriegen.
    »Was willst du wissen?«
    »Wie ich es beenden kann. Ich weiß, dass du ein Heilmittel kennst. Ich weiß, dass du gebissen wurdest.«
    »Jack, ich habe keine Ahnung, wie man es heilt. Ich kann dir nicht helfen.«
    »Ja, klar, ich hab mir schon gedacht, dass du das sagst. Darum hab ich auch deine dämliche Freundin gebissen. Wenn du dir schon keine Mühe gibst, mir zu helfen - ihretwegen tust du s bestimmt. Ich musste nur sichergehen, dass sie sich auch wirklich verwandelt.«
    Die erschütternde Bedeutung seiner Worte verschlug mir den Atem; ich bekam die Frage kaum heraus. »Du hast Olivia gebissen?«
    »Bist du schwer von Begriff? Das habe ich doch gerade gesagt. Also fang lieber an zu reden, sonst - ahhh ...« Jacks Hals zuckte und verdrehte sich seltsam. Mein Wolfsinstinkt schrie Gefahr Angst Panik Wut , so stark waren die Gefühlswellen, die Jack aussandte.
    Ich streckte die Hand aus und drehte den Heizungsschalter ganz auf. Ob das einen großen Unterschied machen würde, wusste ich zwar nicht, aber schaden konnte es auf keinen Fall.
    »Es liegt an der Kälte. Die Kälte verwandelt dich in einen Wolf und Wärme wieder zurück.« Ich sprach schnell, bemüht, ihn nicht dazwischenreden zu lassen, ihn nicht noch wütender zu machen. »Kurz nach dem Biss ist es am schlimmsten. Da verwandelt man sich die ganze Zeit hin und zurück, aber nach und nach wird man stabiler. Dann bleibt man längere Zeit ein Mensch - du hast den ganzen Sommer -« Wieder verkrampften sich Jacks Arme und das Auto rumpelte durch den Schotter auf dem Seitenstreifen, bevor es wieder auf die Straße zurückschlingerte. »Du kannst jetzt nicht fahren! Bitte, ich laufe auch nicht weg oder so - ich will dir helfen, wirklich. Aber du musst mich zu Sam bringen.«
    »Schnauze!« Seine Stimme war schon mehr ein Knurren. »Dieses Miststück wollte mir auch helfen. Mit der bin ich fertig. Sie hat mir erzählt, dass du gebissen wurdest und dich nicht verwandelt hast. Ich habe dich beobachtet. Es war kalt und du hast dich nicht verwandelt. Also, woran liegt das? Olivia sagte, sie wüsste es nicht.«
    Meine Haut brannte von der Heizung, die auf Hochtouren lief, und von seiner Aufgebrachtheit. Jedes Mal wenn er Olivia erwähnte, traf es mich wie ein Schlag in die Magengrube.
    »Sie weiß es auch nicht. Ich bin gebissen worden, das stimmt. Aber ich habe mich nie verwandelt, nicht ein Mal. Ich kenne kein Heilmittel, ich habe mich einfach nie verwandelt. Ich weiß nicht, warum, niemand weiß das. Bitte -«
    »Lüg mich nicht an.« Mittlerweile war er schwer zu verstehen. »Du sagst mir jetzt die Wahrheit oder ich muss dir wehtun.«
    Ich schloss die Augen. Es war, als hätte ich das Gleichgewicht verloren, die ganze Welt schien mir zu entgleiten. Ich musste irgendwas sagen, etwas, was alles wieder in Ordnung brachte. Ich schlug die Augen wieder auf.
    »Na gut, okay. Es gibt ein Heilmittel. Aber es reicht nicht für alle, deshalb wollte es dir keiner erzählen.« Ich zuckte zusammen, als er mit seinen schmutzigen Händen auf das Lenkrad einhieb. Mein Geist hastete von der unschönen Realität zum Bild der Krankenschwester, wie sie Sam die Spritzennadel mit der Tollwutimpfung in die Haut drückte. »Das ist eine Art Impfung, geht direkt ins Blut. Aber es tut weh. Sehr weh. Bist du sicher, dass du das willst?«
    »Das hier tut weh«,

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