Nach Dem Sommer
Dutzend Hühnchen aus dem Supermarkt mit nach Hause und zeigte mir, wie ich die schwachen Stellen in den Gelenken fand, um sie zu brechen. Als er sicher war, dass ich Hühnern die Knochen brechen konnte, ohne in Ohnmacht zu fallen, brachte er als Nächstes Rindfleisch mit, aus dem noch das Blut triefte; bei dem Anblick wurde mir flau im Magen. Die Knochen waren hart und kalt und gaben unter meinen Fingern nicht nach. Es war unmöglich, sie zu brechen, wenn man das Gelenk nicht fand.
»Na, langsam die Nase voll?«, fragte Beck mich nach ein paar Tagen. Ich schüttelte den Kopf; die Hunde suchten mich noch immer in meinen Träumen heim und tauchten in den Liedern auf, die ich schrieb. Also machten wir weiter.
Beck besorgte von irgendwoher Videos von Hundekämpfen; gemeinsam sahen wir uns an, wie die Hunde einander zerfleischten. Ich hielt mir eine Hand vor den Mund, beim Anblick des Gemetzels drehte sich mir der Magen um. Ich beobachtete, wie einige Hunde die Kehle ihres Gegners anvisierten, andere versuchten, ihm die Vorderbeine zu brechen und ihn damit bewegungsunfähig zu machen. Dann zeigte Beck mir einen Kampf unter besonders ungleichen Gegnern, einem riesigen Pitbull und einem kleinen Terriermischling. »Guck dir den kleinen Hund an. Das bist du. Als Mensch bist du stärker als die meisten anderen Leute, aber noch lange nicht so stark wie einer von Darios Hunden. Guck dir genau an, wie der kleine Hund kämpft. Er bringt den großen bis zur Erschöpfung. Und dann erstickt er ihn.«
Ich sah dem kleinen Hund dabei zu, wie er den großen umbrachte. Dann gingen Beck und ich nach draußen und kämpften - großer Hund, kleiner Hund.
Der Sommer schwand. Einer nach dem anderen begannen wir uns zu verwandeln, die Ältesten und Unvorsichtigsten zuerst. Bald war nur noch eine Handvoll Menschen übrig: Beck, aus Hartnäckigkeit, Ulrik, mit reiner List, Shelby, um näher bei Beck und mir zu sein, und ich. Ich, weil ich jung war und noch nicht so anfällig.
Nie werde ich vergessen, wie sich ein Hundekampf anhört. Keiner, der so was nicht selbst schon mal gehört hat, kann sich die primitive Grausamkeit vorstellen, mit der zwei Hunde übereinander herfallen, um sich gegenseitig zu töten. Selbst als Wolf habe ich noch nie einen solchen Kampf miterlebt - die Rudelmitglieder kämpften um die Rangfolge, nicht um zu töten.
Ich war im Wald; Beck hatte mich gebeten, das Haus nicht zu verlassen, also machte ich natürlich als Erstes einen Abendspaziergang. Ich hatte mir überlegt, vielleicht ein Lied zu schreiben, genau in dem kurzen Augenblick zwischen Tag und Nacht, und mir gerade einen ersten Vers ausgedacht, als ich den Kampf hörte. Die Geräusche kamen von ganz nah, der Kampf schien hier im Wald stattzufinden, nicht in der Nähe von Mr Darios Haus, und doch wusste ich, dass es keine Wölfe sein konnten. Ich erkannte das rasselnde Knurren sofort.
Und dann sah ich sie. Zwei riesige weiße Kolosse von Hunden im dämmrigen Abendlicht: Darios Ungeheuer. Und bei ihnen ein schwarzer Wolf, zuckend und blutend drückte er sich ins Unterholz. Der Wolf, Paul, machte alles genau so, wie es dem Rudelverhalten entsprach - Ohren angelegt, Schwanz eingeklemmt, zur Seite geneigter Kopf -, alles an ihm signalisierte Unterwürfigkeit. Doch die Hunde kannten kein Rudelverhalten; man hatte ihnen nichts beigebracht als anzugreifen. Und so begannen sie, Paul in Stücke zu reißen.
»Hey!«, schrie ich, aber meine Stimme war nicht so laut, wie ich erwartet hatte. Ich versuchte es noch einmal und diesmal war es schon ein halbes Grollen »Hey!«
Einer der Hunde hob den Kopf und sprang auf mich zu, ich machte einen Satz zur Seite und rollte mich ab, doch mein Blick lag auf dem anderen weißen Dämon, dessen Zähne sich um den Hals des schwarzen Wolfs geschlossen hatten. Paul schnappte japsend nach Luft, auf der einen Seite war sein Kopf dunkelrot verschmiert. Ich warf mich auf den Hund, der ihn niederdrückte, und wir gingen alle drei zu Boden. Das Ungeheuer war schwer, blutüberströmt und schien nur aus Muskeln zu bestehen. Mit meiner lächerlich schwachen Menschenhand grabschte ich nach seiner Kehle und griff daneben.
Ein tödliches Gewicht krachte auf meinen Rücken nieder und ich fühlte warmen Geifer in meinem Nacken. Ich drehte mich gerade noch rechtzeitig weg, um dem mörderischen Biss des einen Hundes auszuweichen, während die Zähne des anderen in meine Schulter sanken. Ich fühlte Knochen über Knochen schaben und grausige,
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