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Nach dem Sturm: Roman (German Edition)

Nach dem Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Nach dem Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Farris Smith
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Pick-up verschwanden.
    »Wo fahren sie hin?«, fragte Cohen.
    »Kommt darauf an«, sagte der Wachposten. »Ungefähr hundert Meilen nordöstlich ist ein ganz guter Platz für das Baby und die schwangere Frau.«
    »Hundert Meilen?«
    »Mindestens.«
    »Aber ist das hier nicht die Linie?«
    Der Posten lachte. »Offiziell schon, aber inoffiziell nicht. Die Linie ist nichts weiter als eine Linie, die durchs Land gezogen wurde. Wohin wollen Sie jetzt?«
    Cohen schüttelte den Kopf. »Schätze, das wissen wir gar nicht. Ich glaube nicht, dass ich noch hundert Meilen schaffe, jedenfalls nicht in dem Ding hier.«
    »Ellisville liegt geradeaus an diesem Highway.«
    »Und was gibt’s da?«
    »Fast nichts. Aber vielleicht Benzin und was zu essen, wenn Sie Glück haben.«
    »Glück? Gibt’s da nun was oder nicht?«
    »Sie werden’s ja sehen, wenn Sie dort sind.«
    »Na gut«, sagte Cohen.
    »Sie haben ganz schön viel Zeug da hinten im Wagen. Was haben Sie vor?«
    »Wir wollen bloß ins Trockne kommen, es warm haben und was essen, das vorher gekocht wurde.«
    »Sie können aber nicht mit den ganzen Waffen da auf der Ladefläche herumfahren. Wenn Sie die falschen Leute treffen, könnte es hässlich werden.«
    »Was besagt denn das Waffengesetz?«
    »Waffengesetz? Ich schätze, das lautet: Wenn du eine Waffe hast, dann lass sie dir nicht wegnehmen. Es ist noch weit bis in zivilisierte Gefilde.«
    »Ich hab’s kapiert.«
    »Dann fahren Sie weiter. Bis Ellisville sind es ungefähr zwölf Meilen. Sie sollten schnell einen Unterschlupf finden. Hinter diesem Sturm kommt ein zweiter, und der macht einen ziemlich monströsen Eindruck.«
    »Ich hab nur monströse Stürme erlebt.«
    Der Wachposten schüttelte den Kopf.
    »Frag ihn nach Charlie«, rief einer der Posten ihnen zu.
    »Ja, genau. Haben Sie vielleicht so einen alten Kerl namens Charlie da unten irgendwo gesehen? Er fährt immer mit einem Laster hin und her. Ist vor einer Weile runtergefahren, aber nicht über diese Strecke zurückgekommen.«
    Cohen nickte. »Wir haben ein paar von seinen Leuten gesehen. Und ungefähr zwanzig andere, die alle da herumlagen.«
    »Verdammt. Wo genau?«
    »Unten an der Küste. Auf einem Casinoparkplatz.«
    Der Posten schüttelte den Kopf.
    »Wissen Sie eigentlich, dass da unten ein paar von euren Leuten rumlaufen und sich ziemlich übel benehmen?«, fragte Cohen. »Die tragen genau die gleichen Klamotten.«
    »Ich weiß. Die fahren hier einmal die Woche vorbei und schießen über unsere Köpfe hinweg, um herauszufinden, ob wir was tun.«
    »Und? Tun Sie was?«
    »Ich werde nicht bezahlt, um was zu tun. Niemand, der hergeschickt wurde, weiß, was hier überhaupt los ist. Aber manche haben das anders interpretiert.«
    Cohen schloss das Fenster. Der Wachposten trat zurück und ging zu den anderen. Cohen legte den Gang ein, bremste aber gleich wieder ab, sagte: einen Moment noch, und stieg aus. Er rief den Wachposten, die zu ihrem Haus zurückgingen, etwas zu. Sie blieben stehen, und Cohen rannte zu ihnen und fragte sie, ob es etwas gäbe, vor dem sie sich in Acht nehmen sollten.
    Die Wachposten sahen sich grinsend an. »Ja, klar«, sagte einer von ihnen. »An Ihrer Stelle würde ich mich vor allem in Acht nehmen, was zwei Arme und zwei Beine hat und in der Lage ist, sich zu bewegen.«

VIERTER TEIL

37
    Die Tankanzeige stand auf leer, als sie Ellisville erreichten. Über den Highway kamen sie direkt in die Innenstadt und auf einen heruntergekommenen zentralen Platz, der von Häusern mit kaputten Vordächern gesäumt wurde. Darunter standen Gruppen von Männern zusammen, um sich vor dem Regen zu schützen. Sie schauten zu, wie der Pick-up den Platz umrundete und eine Stelle zum Parken suchte.
    »Worauf warten die da?«, fragte Evan.
    »Auf nichts, wie es scheint«, sagte Cohen.
    Aus den Häusern, die um den Platz standen, drang Licht. In einer Ecke war ein Café, dessen Türen offen standen. Ein großer Mann mit einer Schürze stand im Eingang. Cohen umkreiste den Platz zweimal und schaute sich die Männer an. Einige sahen bedrohlich aus, andere eher resigniert, aber alle schienen an dem unbekannten Fahrzeug und den ungewöhnlichen Flüchtlingen sehr interessiert zu sein.
    Cohen bog vom Platz ab und fuhr an der Rückseite einer Häuserreihe entlang. Er parkte zwischen zwei Müllcontainern. An einem der Häuser führte eine Metalltreppe hinauf, und oben stand eine stämmige Frau mit einem Schirm, die nur BH und Höschen trug. Sie winkte und rief

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