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Nach dem Sturm: Roman (German Edition)

Nach dem Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Nach dem Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Farris Smith
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am Fenster. Wenn wir jemandem begegnen, zeig die Waffe.«
    Es regnete so heftig, und der Wind war so stark, dass sie am Straßenrand anhalten und abwarten mussten. Wenn der Wind nachließ, fuhren sie Richtung Osten, und dann erreichten sie den Highway 29 und konnten nach Norden abbiegen. Sie kamen nur im Schritttempo voran, durchquerten winzige Orte mit Häusern und Läden, die sich um Kreuzungen oder zentrale Plätze verteilten. Es dauerte fast eine Stunde, um wenige Meilen voranzukommen, aber schließlich erreichten sie den Highway 98, eine vierspurige Straße, die sich von Westen nach Osten erstreckte. Fünfzehn Meilen weiter östlich lag Hattiesburg, einst eine hübsche Universitätsstadt mit mehreren Vierteln und Einkaufszentren und Kinos. Die Interstate-Autobahn lief durch das Städtchen und würde sie auf direktem Weg zur Linie bringen. Aber es gab dort auch kaum Plätze, wo man sich verstecken konnte, und das bedeutete ein erhöhtes Risiko. Darüber stritten sie sich durch die geöffneten Fenster, als sie an einem Stoppschild angekommen waren.
    »Ich sage, wir fahren weiter in dieser Richtung«, sagte Evan.
    »Welche Richtung?«, fragte Nadine. Evan deutete geradeaus, wo der Highway 29 nach Norden führte.
    »Die Straße könnte irgendwo aufhören«, gab Cohen zu bedenken.
    »Das wäre aber besser, als sich erschießen zu lassen.«
    »Das meine ich auch«, sagte Nadine.
    »Wie geht’s dem Kleinen?«, fragte Cohen.
    »Du hörst ihn doch, oder?«, sagte Kris über das Geschrei des Babys hinweg. »Immer noch heiß. Daran scheint sich nichts zu ändern.«
    »Ich hab keine Lust auf die Interstate und alles, was da rumfährt«, sagte Evan.
    »Charlie ist bestimmt über die Interstate gekommen«, sagte Cohen.
    »Charlie hatte auch Unterstützung«, sagte Evan.
    »Stimmt.«
    »Wir fahren da weiter«, sagte Nadine und deutete nach vorn.
    Cohen schaute in die Richtung. »Na gut.«
    Doch bevor sie weiterfuhren, stieg er aus, holte einen Kanister von der Ladefläche und füllte die Tanks nach. Der Wind wehte ihn beinahe um, drückte seine Kleider an ihn, und er hatte Mühe, die Augen aufzuhalten, um zu sehen, was er tat. Er verschüttete ein bisschen, aber das meiste ging in die Tanks. Als er wieder in die Kabine stieg, war er außer Atem. Mariposa reichte ihm ein Handtuch, und er trocknete sich Gesicht und Kopf ab. Dann überquerten sie den Highway 98 und fuhren weiter nach Norden.
    Nach einer Stunde und zwanzig anstrengenden Meilen im Dauerregen und über teilweise geflutete Stellen, die sie gerade noch passieren konnten, erreichten sie ein Schild, das so groß wie eine Werbetafel war und einsam mitten in der Landschaft stand: TERRITORIUM UNTER VERWALTUNG DER U. S. REGIERUNG, 10 MEILEN .
    »Das ist es«, sagte Mariposa und setzte sich aufrecht.
    Die nächsten zehn Meilen, die sie sich der Linie näherten, führten durch ein überschwemmtes Gebiet, in dem nur der Müll auf die Anwesenheit von Menschen deutete: Autowracks, liegen gebliebene Wohnwagen aus Regierungsbeständen, abgebrannte Häuser, Bierflaschen, zerfetzte Reifen und Sachen, die von Plünderungen übrig waren. Alles war nass und klebte an der feuchten Erde. Sie konnten nicht weit sehen und erreichten ein weiteres Schild, das genauso groß war wie das erste. Jetzt waren es noch zwei Meilen. Zwei weitere dreckige Meilen über den verlassenen Highway, und schließlich erreichten sie einen Wachposten, der aus einem quadratischen Backsteingebäude mit Metalldach bestand. Aus den Fenstern drang gelbliches Licht, es war der einzige Farbfleck in dem einheitlichen Grau um sie herum. Ein drei Meter hoher Zaun erstreckte sich von dem Posten in beide Richtungen, so weit das Auge reichte. Auf der anderen Seite des Zauns parkten drei Hummer-Geländewagen. Eine Gruppe Männer in schwarzen Jacken – es waren die gleichen schwarzen Jacken, die sie schon auf dem Parkplatz an der Küste gesehen hatten – starrte sie durch das dicke Glas hindurch an, als wären sie die Götter des Sturms, die im Wachgebäude vor den Auswirkungen ihrer eigenen Arbeit Schutz gesucht hatten.
    Cohen hielt an. Der andere Pick-up hielt hinter ihm.
    »Was jetzt?«, fragte Mariposa.
    »Ich weiß nicht. Wie sieht es für dich aus?«
    Sie standen da und starrten das Wachgebäude an. Der Regen prasselte herab, die Scheibenwischer bewegten sich weiter, und alle waren verunsichert.
    »Würden sie was Böses im Schilde führen, kämen sie doch her, oder?«, sagte sie.
    Cohen war sich nicht sicher. Aber

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