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Nach der Hölle links (German Edition)

Nach der Hölle links (German Edition)

Titel: Nach der Hölle links (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raik Thorstad
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geklappt.«
    »Geklappt?«
    »Triton«, erklärte Andreas verkniffen. »Es sah aus, als hätten wir ein Zuhause für ihn. Jemand, der Erfahrungen mit der Rasse hat und sich nicht vor einem schwierigen Hund scheut. Er hätte es dort gut gehabt. Ein Einfamilienhaus am Waldrand mit umzäuntem Garten. Ein hundeverrücktes Paar ohne Kinder, viele Hunde auf den umliegenden Höfen. Das, was ich mir für ihn gewünscht hätte.«
    »Aber?« Sascha ertappte sich dabei, dass er Andreas’ frommen Wunsch infrage stellte. Im Tierheim war es ihm vorgekommen, als wären Andreas und Triton ein Team.
    »Es hat nicht funktioniert. Triton hat sich von seiner schlechtesten Seite gezeigt und sie nicht an sich herangelassen. Keine Chance. Unser Hundetrainer war dabei und hat am Ende von der Vermittlung abgeraten.« Andreas raufte sich die Haare. »Verdammtes, störrisches Mistvieh. Er weiß einfach nicht, was gut für ihn ist.«
    Oder er weiß es gerade, dachte Sascha heimlich. Laut fragte er: »Warum nimmst du ihn denn nicht zu dir? Bei dir zeigt er sich doch von seiner guten Seite, oder?«
    »Vierter Stock? Agoraphobie? Alleinstehend?«, zählte Andreas auf. Die Argumente waren so schnell zur Hand, als brächte er sie nicht zum ersten Mal an. »Was soll werden, wenn ich einen meiner ganz schlechten Tage habe und Triton hier oben festsitzt und pinkeln muss? Was, wenn ich noch einmal in der Klinik lande?«
    »Im ersten Fall kann dir sicher jemand aushelfen.«
    Am liebsten hätte Sascha Andreas den Gedanken, je wieder ins Krankenhaus zu müssen, sofort ausgeredet. Aber er musste realistisch bleiben. Es gab tausend Gründe, im Krankenhaus zu landen, Andreas’ psychischer Zustand war nur einer davon.
    »Bei normalen Hunden vielleicht. Aber Triton kann ich in keine Hundepension geben. Er sucht sich seine Leute aus, und 90 Prozent der Menschen, die ihm vorgestellt werden, kann er nicht leiden. Was mache ich, wenn ich einen Rückfall habe und niemand für den Hund da ist? Soll er dann wieder im Tierheim landen?«
    Sascha lächelte schwach. »Manche würden sagen, dass es besser ist, wenn er zeitweilig ein Zuhause hat und wieder verliert, als nie irgendwo zu Hause zu sein.«
    Im Stillen fand er Andreas’ Reaktion interessant – und gleichzeitig sich selbst grässlich, weil ein Teil von ihm dachte: »Meine Damen und Herren, hier sehen wir eine erstklassige Abwehrreaktion. Selbstbetrug in seiner reinsten Form.«
    »Schwachsinn«, entfuhr es Andreas knurrig. Seine Arme wanderten um die Schienbeine, der Rücken wurde rund wie der einer Katze, die einen Buckel machte. Sascha wäre nicht verwundert gewesen, wenn er ein leises Fauchen vernommen hätte. Nicht die Art Fauchen, die einem niedlichen Stubentiger gerecht wurde, sondern das wütende Grollen eines Schneeleoparden, der von einem nicht einschätzbaren Angreifer verunsichert wurde.
    »Lassen wir das Thema, ja?«, bat Andreas nach einer Weile, in der Sascha sich fragte, ob der schwule Knigge es zuließ, dass man beim Anblick eines Freundes hart wurde. »Mandy geht mir damit schon genug auf den Geist. Kümmere dich lieber um deine Schokolade. Du wolltest mir etwas beweisen, oder?«
    Andreas’ verkrampfte Herausforderung rieselte Sascha juckend über die Haut. Ihm war, als wäre die Luft im Raum zu dünn. Sie erzwang ein stetiges Schnappen nach Sauerstoff, ohne je bis in die Tiefe der Lungen durchatmen zu können. Ein unsichtbares Gebirge türmte sich zwischen ihnen auf.
    Shit. Der Verlauf von Andreas’ Oberarmmuskel war einzigartig. Er schrie danach, mit dem Mund erforscht zu werden.
    Saschas Magen zog sich zusammen und signalisierte: »Du hast zwei Möglichkeiten. Entweder du holst ihn an dich heran, küsst ihn und sagst ihm, dass du alles mit ihm durchstehst, wenn er dir nur eine zweite Chance gibt. Oder wir beide gehen kotzen. Such es dir aus.«
    Ersteres wagte Sascha nicht, und ein Besuch des Badezimmers stand nicht auf der Agenda. Blieb einzig die Schokoladenprobe, die auf ihn wartete und für die er letztendlich hergekommen war. Er hatte weder Lust noch Hunger.
    Schicksalsergeben winkelte er ein Bein an: »Dann leg mal los.«
    Rascheln antwortete ihm, die erste Verpackung wurde aufgerissen. Das Geräusch brechender Schokolade, das ihm normalerweise Wohlbehagen bereitete, zeigte kaum Wirkung.
    »Augen zu«, kommandierte Andreas, und Sascha gehorchte und hoffte.
    Noch am Morgen hatte er im Halbschaf von diesem Moment geträumt. Er hatte sich ausgemalt, wie Andreas die Schokolade zwischen

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