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Nach der Hölle links (German Edition)

Nach der Hölle links (German Edition)

Titel: Nach der Hölle links (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raik Thorstad
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Ruhe für die nahe Busfahrt aufzubringen. Wenn er seine zwischenmenschlichen Probleme schon nicht auf die Reihe bekam, wollte er wenigstens dem Therapieplan folgen. Außerdem würde Triton auf ihn warten, falls er nicht kam. Das war ein guter Grund, um sich aufzuraffen.

    Während Andreas auf den Morgen wartete, reifte ein Entschluss in ihm. Er ging mit der Erkenntnis einher, dass Tritons Anhänglichkeit ihn motivieren konnte, wenn er am Boden lag. Er kam mit dem Gedanken, wie herrlich es wäre, wenn der gewaltige Hund jetzt und hier neben ihm auf dem Parkett liegen würde, um ihm Gesellschaft zu leisten. Zu unsicher, um einen Schnellschuss zu riskieren, blätterte Andreas in seinem Wandkalender. Er umkreiste ein Datum mit schwarzem Edding.
    Drei Monate. Wenn sich bis dahin kein Herrchen für Triton fand, würde Andreas ihn zu sich nehmen. Letztendlich brauchte Andreas den Kuvasz ebenso wie Triton ihn, und auf die Liebe eines Hundes konnte man bauen.
    Seinen Arbeitstag schaffte Andreas trotzdem nicht. Er duschte. Er ließ das Frühstück aus. Er lief zum Bus. Er schaffte den Hinweg und die ersten Arbeiten im Tierheim, dann begann sich die Welt um ihn zu drehen, er geriet in Panik und sperrte sich auf der Toilette ein.
    Als das Taxi ihn nach Hause brachte – für den regulären Rückweg brachte er keine Kraft auf –, war er trotz allem sicher, richtig entschieden zu haben. Sascha nahm ihm Kraft, also konnte er nicht mehr als ein Freund sein.
    Seine Zuneigung zu Triton hatte ihn jedoch dazu gebracht, an einem Höllentag das Haus zu verlassen und wenigstens einen Versuch zu wagen, zur Arbeit zu gehen. Dass er gescheitert war, stand auf einem anderen Blatt.

Kapitel 33
    Der süßliche Rauch kroch durch die Zimmer. Es war leiser als beim ersten Mal, wenn auch nicht leerer. Die Musik war weniger basslastig, was daran liegen mochte, dass die Produktionen aus den Siebzigern nicht so laut und bissig waren, wie man es von aktuellen Aufnahmen gewohnt war.
    »Komm wir tanzen auf dem Tisch, bis der Tisch zusammenbricht.«
    Schlaghosen raschelten gegeneinander, wenn die Gäste durch die Räume streiften. Manch einer der Besucher tanzte wirklich auf einem der niedrigen Tische. Ausnahmslos jeder hatte an der Tür ein buntes, mit Fransen besetztes Stirnband in die Hand gedrückt bekommen.
    Andreas war betrunken und high. Die Wirkung war weniger durchschlagend als bei Brains erster Party. Entweder gewöhnte er sich daran oder er war besser beieinander, weil er vorher weniger nervös gewesen war. Wieder einmal hatten sich die Vorhersagen der Therapeuten – der elenden, neunmalklugen – bestätigt. Es wurde jedes Mal etwas leichter.
    Brain hingen die steifen Strähnen einer Langhaarperücke vor den Lippen, als er Andreas glucksend den Arm um die Schulter legte. Er brüllte ihm ins Ohr: »Moskau, Moskau … wirf die Gläser an die Wand!«
    Grinsend sah Andreas sich um, ob jemand auch dieser Aufforderung nachkam. Es wäre nicht schlimm gewesen. Sie tranken ihre »patentierte Siebziger-Jahre-Bowle« aus gutem Grund aus Pappbechern, und die vergilbten Tapeten waren ohnehin ein Fall für den Reißwolf.
    Sascha stöhnte und murmelte: »Wenn nicht gleich jemand anders auflegt, springe ich vom Dach.«
    »Macht nichts. Ist nicht hoch genug, um sich etwas zu tun«, erwiderte der Gastgeber gelassen.
    Andreas hörte sein eigenes hysterisches Kichern und fühlte sich wohl. Das Stirnband rutschte ihm in die Augen. Die Fransen kitzelten ihn an der Nase. Er griff in die Gummibärchentüte und suchte fünf rote heraus. Sein Versuch, mit ihnen zu jonglieren, misslang, aber erheiterte Brain und die anderen, die mit ihnen auf den Matratzen im Wohnzimmer hockten.
    Sascha rappelte sich aus seiner halb liegenden Position auf und stieß Brains Arm von Andreas’ Schulter. »He, lass deine Griffel bei dir, ja?«
    Er war ebenso angetrunken wie der Rest der Feiernden. Sein Tonfall war leichtherzig. Nur in seinem Blick schwelte eine schmollende, kindliche Eifersucht, die keiner ernst nahm, weil sie alle viel zu weit neben der Spur waren.
    Andreas lachte. Er genoss, wie unbeschwert er in dieser Umgebung sein konnte. Wie gut es ihm tat, zwischen Brain und Sascha auf einer klumpigen Schaumstoffmatratze zu sitzen und über Gummibärchenorgien in der Tüte zu fachsimpeln. Saschas Präsenz war ihm dabei sehr bewusst, aber sie quälte ihn nicht allzu sehr. Die unterschwellige Lust, die Andreas in Saschas Nähe empfand, gehörte zum großen Ganzen der Party dazu.
    Es

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