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Nach der Hölle links (German Edition)

Nach der Hölle links (German Edition)

Titel: Nach der Hölle links (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raik Thorstad
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Sessels. Wie damals, als er in diesem Raum Unterricht hatte, hinterließ er Schweißspuren auf dem Leder.
    Aufgewühlt griff Margarete sich an den Hals. »Ich weine ja nicht wegen dir. Ich weine … dieser Junge, dieser Sascha … Ihr versteht euch gut, ja? Liebst … liebst du ihn? Nein, du musst nicht antworten, ich …«
    »Ja, tue ich. Warum?«, fuhr Andreas dazwischen. Die Hysterie seiner Mutter verursachte ihm Kopfschmerzen. Ihr zuzuhören, war, als würde man der Sprengung eines Hochhauses beiwohnen. Er konnte spüren, wie sie bröckelte, zerfiel.
    »Es ist mir wichtig. Du bist doch mein Kind … und wenn dieser Junge …«
    »Sascha!«
    Sie nickte fahrig. »Sascha. Also wenn er gut für dich ist, dann solltest du ihn festhalten.« Unerwartet sprang sie auf und kam auf Andreas zu. Sie streckte eine zitternde, schmale Hand nach ihm aus, als wolle sie ihm über den Kopf streichen. Im letzten Moment hielt sie inne und flüsterte: »Mach nicht denselben Fehler, den ich gemacht habe. Bring dich nicht in eine Situation, in der du auf einmal nicht mehr weißt, mit wem du zusammenlebst und warum.«
    Irgendetwas im Tonfall seiner Mutter weichte Andreas’ Widerstand auf. Sie veränderte sich vor seinen Augen, war nicht länger die Frau, der er seine Homosexualität beichten musste, sondern das verletzte, zerschmetterte Wesen, das er vor einigen Monaten im Krankenhaus besucht hatte.
    »Mama?«, hörte er sich tonlos fragen. »Ist alles in Ordnung?«
    Sie wandte den Kopf ab. Als Andreas glaubte, keine Antworten mehr zu erhalten, sagte sie: »Dein Vater ist Anfang der Woche ausgezogen.«
    »Was?«, zischte er ungläubig. »Warum? Hat er dich sitzen lassen?«
    Aus unerfindlichen Gründen tat der Gedanke, dass diese dürre, aufgebrachte Kreatur, die seine Mutter war, allein gelassen worden war, weh. Es weckte unangenehme Erinnerungen.
    Margarete winkte ab. »Nein. Ich habe ihn gebeten auszuziehen. Ich … es liegt nicht an deinem Vater. Es liegt an mir.« Angestrengt musterte sie die Buchreihen, als suche sie nach dem Wissen, das im Papier gebunden war. Als sie fortfuhr, sprach sie schnell und so leise, dass Andreas sie kaum verstand: »Ich weiß nicht, wer ich bin. Und wenn man nicht weiß, wer man ist, kann man nicht verheiratet sein. Ich weiß ja gar nicht, was ich einbringen kann oder will. Die Ärzte sagen, dass ich krank bin, und zwar schon seit langer, langer Zeit. Und dass ich … dass du deshalb nicht gesund bist.«
    Irrsinn loderte in ihrem Blick, als sie Andreas urplötzlich ansah. »Ich wollte das nicht. Ich habe gedacht, dass es funktioniert. Deine Oma ist früh gestorben, wie du weißt. Mein Vater hat mich allein großgezogen, und ich fand immer, dass er das gut gemacht hat. Ich musste 46 Jahre alt werden, bis ich begriffen habe, dass ich nicht richtig ticke. Dass es nicht normal ist, zu heulen, wenn man bei meiner Größe 43 Kilo wiegt. Oder dass es andere Werte als Arbeit gibt. Dass nicht alles um die Firma geht. Dass es nicht richtig ist, keine zwei Tage die Arbeit ruhen lassen zu können. Und dass eine gute Kindheit mehr ist, als alles kaufen zu können, was der Nachwuchs braucht. Ich bin so aufgewachsen, und ich dachte, es hätte mir nicht geschadet. Aber das hat es. Und das Schlimmste ist, dass mir eine Haushälterin sagen musste, dass ich mein Kind vernachlässigt habe. Eine Haushälterin, die mich anschreit und sagt, dass sie für solche Leute nicht mehr arbeiten will. Ich war so wütend auf Ivana. Heute muss ich ihr Recht geben. Aber es war keine Absicht, Andreas. Das musst du mir glauben. Ich dachte, wir tun das Richtige. Ich war froh, dass wir die Mittel hatten, dass du einen Hauslehrer bekommst. Dass wir dir im Haus alles bieten konnten, damit du wenigstens hier auf nichts verzichten musst.«
    Andreas wurde zunehmend übel.
    Margarete starrte ihn nieder. »Ich habe das nicht verstanden. Und vielleicht wollte ich auch nicht, dass du gehst. Es war schön, dass du da warst. Jeden Abend. Immer. Ivana hatte auch darin recht, weißt du? Dieses Haus ist ein Friedhof, seitdem du fort bist. Habe ich dich gebremst, weil ich nicht wollte, dass du eines Tages gehst? Ich weiß es nicht. Nichts weiß ich. Nur, dass ich dir dein Leben versaut habe. Du hast mit deiner Gesundheit gezahlt, weil ich nicht die Augen aufmachen wollte. Und egal, was passiert, das werde ich mir nie verzeihen.« Sie schnaubte. »Da erzählen sie mir, ich solle was für mich tun. Ich habe jetzt auch so einen Plan wie du. Ich nehme

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