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Nach der Hölle links (German Edition)

Nach der Hölle links (German Edition)

Titel: Nach der Hölle links (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raik Thorstad
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Trotzdem konnte er ihn nicht gehen lassen. Nicht so.
    Die Tür fiel ins Schloss. Sascha setzte sich in Bewegung. Sekunden dehnten sich zu Ewigkeiten, als er an den Freunden vorbei nach draußen stob. Kälte lähmte seine Beine, als er Andreas hektisch über die Straße rennen sah. Nervös schaute Sascha sich um, ob sich ein Auto näherte, doch sie hatten Glück. Andreas kam unbeschadet auf dem Bürgersteig der anderen Straßenseite an. Er entfernte sich rasch.
    »He!«, rief Sascha verzweifelt und machte Anstalten, die Verfolgung aufzunehmen. »Warte.«
    Andreas wirbelte zu ihm herum. Er schwankte und war kalkweiß im Gesicht, als er aufgebracht schrie: »Was willst du von mir? Hau schon ab! Das kannst du doch so gut.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, nahm er die Beine in die Hand und sprengte davon. Sascha, den die harten Worte wie Giftpfeile getroffen hatten, war danach, sich auf der Stelle zu übergeben. Er krümmte sich zusammen, konnte nicht weiter, hörte Andreas’ Stimme überlaut hinter seiner Stirn widerhallen. Es war, als wäre er vor eine unsichtbare Wand geprallt.
    Zutiefst betroffen sah Sascha zu, wie Andreas in ein nahes Gebäude stürmte und die Tür hinter sich zuknallte. Der Anblick der verschwindenden Gestalt schmerzte körperlich.

Kapitel 6
    Er. Sascha. Sascha!
    In seiner Straße, in seiner Kneipe, an seiner Bar. Im Rücken ein Rudel Freunde, die Zeuge wurden, während Sascha ihn begrüßte, als stamme er von einem anderen Stern. Es hatte Andreas angewidert, wie sie die Köpfe zusammensteckten und den Hals lang machten. Was sie sagten oder dachten, als er fluchtartig die Kneipe verließ, wollte er nicht wissen.
    Sascha. Verdammt noch mal, warum musste er nach all der Zeit auftauchen? Warum musste er Andreas mit runden Augen gegenübertreten und alles, was vergessen sein wollte, in Erinnerung rufen? Fluchend trat Andreas gegen den Sandsack. Schweiß rann über seine Stirn und schlich ihm brennend in die Augen.
    Er war gerannt wie ein Hase. Über die Straße, hinein ins Treppenhaus, hoch bis in den vierten Stock. Beinahe hätte er seinen Schlüssel an der Wohnungstür abgebrochen.
    Sein erster Weg hatte ihn ins Laufrad geführt, wie er den Fitnessraum neben dem Schlafzimmer heimlich nannte. Zwischen Laufband und der Hantelbank konnte man sich kaum umdrehen.
    Wild schlug er auf das Leder ein. Andreas’ Fingerknöchel schmerzten, folgten jedoch weiterhin dem Magnetismus des roten Bezugs.
    Nach all der Zeit stolperte Sascha in sein Leben und besaß nicht einmal den Anstand, sich ohne Zusammenstoß wieder zu verdrücken. Wie eine rostige Uhr hatte Andreas’ Herz einen Schlag lang ausgesetzt, nur um anschließend panisch seiner Zeit hinterher zu eilen.
    Die Faust landete krachend im Ziel.
    Natürlich hatte Andreas die Meute hereinkommen hören, sich jedoch nicht für sie interessiert. Warum auch? Seine Gedanken galten dem sich leerenden Bierglas und der Tatsache, dass er kurz davor war, eine perfekte Woche zu Ende zu bringen, die ihm niemand mehr nehmen konnte.
    Nur ein halber Tag Arbeit trennte Andreas von seinem verdienten Wochenende. Selbst den Kühlschrank hatte er aufgefüllt, bevor darin außer einem Glas Pflaumenmus nichts mehr zu finden war. Er freute sich diebisch auf zweieinhalb Tage Ruhe in seinen eigenen vier Wänden.
    Und dann tauchte diese wandelnde Kriegserklärung vergangener Tage neben ihm auf und zerriss ihn in Fetzen. Winzige, labile, verstörte Andreas-Fetzen.
    Erschöpft von der Gewalt, mit der die unerwartete Situation ihn schachmatt gesetzt hatte, lehnte Andreas sich an den Sandsack. Innere Unruhe zwickte ihn von allen Seiten.
    Verflucht. Sascha. Warum er? Warum heute? Hätte er nicht in einer Woche auftauchen können, die Andreas eh verbockt hatte? Aber nein, natürlich nicht. Wo bliebe da der Spaß?
    Sardonisch lächelnd schlug er ein letztes Mal zu, bevor er den Fitnessraum verließ und sich ins Schlafzimmer schleppte. Alles, was er wollte, war sein Bett. Die Erinnerungen drückten von hinten gegen seine Augen. Andreas wusste, dass er sich nicht gegen sie zur Wehr setzen konnte. Durfte. Köninger würde ihm etwas erzählen, wenn er hörte, dass er versucht hatte, die Begegnung »wegzupacken«, statt sich mit ihr auseinanderzusetzen.
    Nur der Gedanke, dass er heute nicht mehr aufstehen musste, schenkte ihm die Energie, sich auszuziehen. Achtlos landete seine Kleidung neben dem Designer-Bett, das den großzügig bemessenen Raum klein wirken ließ. Die Wände verschwanden hinter

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