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Nach der Hölle links (German Edition)

Nach der Hölle links (German Edition)

Titel: Nach der Hölle links (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raik Thorstad
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seinem Inneren nahm eine dunkle Färbung an. Er war Nils auf abstoßende Weise dankbar, dass er erneut in die alte Kerbe schlug und keine Gelegenheit ausließ, um gegen Andreas zu schießen.
    »Siehst du, das ist einer der Gründe«, brach es aus ihm hervor. Die Kälte in seinen Knochen wich und machte einem wütenden Beben Platz. »Du kennst Andreas nicht. Du weißt nichts über ihn. Ein Psycho? Bist du noch ganz frisch? Du sprichst mit jemandem, der studiert, um solchen Psychos zu helfen und der sie ernst nimmt, statt die Nase über sie zu rümpfen! Du schmeißt mit Dreck nach jemandem, von dem du keine Ahnung hast, und das nur, weil du genau weißt, dass du mir damit eine reinwürgen kannst. Ich habe mir keine Mühe gegeben? Bitte sehr, wenn du das glauben willst, dann tu dir keinen Zwang an. Aber ich habe zumindest nie versucht, dich zu manipulieren. Ich habe nie versucht, dir meinen Willen aufzudrängen – und das ist mehr, als ich über dich sagen kann.«
    Nils wurde weiß um die Nase. »Manipulieren? Ich? Jetzt bin ich also schuld, dass du ein Arschloch bist? Manipuliert! Ich habe versucht, unsere Beziehung funktionieren zu lassen. Nicht mehr und nicht weniger.«
    »Indem du keine Gelegenheit ausgelassen hast, um auf die Tränendrüse zu drücken«, rutschte es Sascha heraus. »Weißt du was? Vergiss es. Ich dachte, wir könnten wieder Freunde sein oder irgendwann werden. Ich dachte, ich könnte dir begreiflich machen, dass ich dich nie hängen lassen werde, auch wenn wir nicht mehr zusammen sind. Aber wenn du mich für so ein Arschloch hältst, dann solltest du dich mal fragen, warum du unbedingt mit mir zusammen sein wolltest! Du wolltest doch gar keinen Freund. Du wolltest jemanden, der dir gehört und der nach deiner Pfeife tanzt. So viel zum Thema Benutzen .«
    Sascha wusste in derselben Sekunde, dass er zu weit gegangen war. Natürlich kannte er Nils’ Sehnsucht nach jemandem, der ihm allein gehörte. Seine Eifersucht und Klammerei erreichte die Grenze des Krankhaften. Ihm diese Wahrheit ins Gesicht zu schleudern, war trotzdem gemein. »Mist, das hätte ich nicht sagen sollen. Nils, es tut mir …«
    »Verpiss dich«, flog es ihm entgegen. Ein scharfer Schmerz zuckte über Saschas Gesicht. »Du Scheißkerl. Weißt du was? Ich brauche dich nicht. Ich will dich nicht. Geh zu dem Abschaum, zu dem du gehörst. Ich habe etwas Besseres verdient als dich.«
    Nils’ Stimme überschlug sich. Sascha war neben dem plötzlichen Brennen seiner Wange überrascht, wie viel Selbstbewusstsein sein Mitbewohner auf einmal an den Tag legte.
    »Du bist eine Zicke, weißt du das?«, schüttelte Sascha ungläubig den Kopf. Er berührte sein heißes Gesicht. Dabei fragte er sich, was ihn zu einem Menschen getrieben hatte, der so wenig zu ihm passte. Ihm lagen eine Menge Bösartigkeiten auf der Zunge, doch er verschluckte sie. Bis zu einem gewissen Punkt hatte Nils recht: Er verdiente etwas anderes als Sascha. Nils brauchte einen Freund, der die Diva in ihm zu schätzen wusste, statt sich von ihr abgestoßen zu fühlen. Gerade in diesem Augenblick fühlte Sascha sich auf eine Weise abgestoßen, für die er keine Worte fand.
    Er wandte sich ab und ging hinaus in den Flur. Er lehnte sich an die Wand. Der Druck in seinem Kopf baute sich nur langsam ab. Auch der Drang, noch einmal kehrt zu machen und Nils anzuschreien, ließ nur allmählich nach. Er hörte etwas gegen die Wand krachen und ahnte, dass es eines der Bücher war, die er Nils ausgeliehen hatte.
    Sascha fasste sich an die Stirn. Sie waren dumm gewesen. Feuer und Wasser konnten nur Dampf erzeugen. Sie waren selbst schuld an dem Dilemma, in das sie geraten waren. Nach diesem Streit weigerte Sascha sich schlicht, die alleinige Verantwortung zu übernehmen. Er hatte sich nicht bemüht? Von wegen. Ihre ganze Verbindung war ein einziges Bemühen seinerseits gewesen. Und Nils hatte genau gewusst, wie er ihn packen konnte. Die »Du verlässt mich sowieso«-Argumentation hatte lange Zeit gewirkt.
    Damit war es nun vorbei. War er erleichtert? Ja. Fühlte er sich gut? Nein, nur frei.
    Eine unsichtbare Last rutschte von Saschas Schultern. Von heute an würde ihn niemand mehr fünf Mal am Tag anrufen oder ihm mehr SMS schicken, als er beantworten konnte und wollte. Er durfte seinen Tag wieder selbst planen, ohne Ärger zu provozieren, weil er nicht jede freie Minute mit Nils abstimmte. Auch die Streitgespräche, in denen er sich rechtfertigte, warum er keine Lust auf einen Abend zu

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