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Nach der Hölle links (German Edition)

Nach der Hölle links (German Edition)

Titel: Nach der Hölle links (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raik Thorstad
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Brauchst du Hilfe beim Schreiben?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nee, lass mal.«
    Das fehlte ihm gerade noch, dass er sich vor Svenja sortierte und dabei sein Innenleben offen legte.
    »Okay, dann gehe ich in die Küche, mir etwas zu essen suchen. Und ja, ich weiß, dass es fast drei Uhr morgens ist. Viel Erfolg noch.« Sie wuschelte ihm durch die Haare und wandte sich beschwingt ab. Als sie halb durch den Raum war und dabei wiederum einer Vielzahl Papierkugeln hatte ausweichen müssen, wandte sie sich noch einmal zu Sascha um. »Wenn ich du wäre, würde ich die Briefe durchnummerieren. Wäre doch schade, wenn er nicht sieht, wie viel Mühe du dir gegeben hast.«
    Sascha zeigte ihr einen Vogel. Erst, als die Tür ins Schloss gefallen war, kam ihm der Gedanke, dass Svenjas Idee gar nicht so schlecht war.
    Eine Minute später lag er auf den Knien und sammelte die gescheiterten Erklärungsversuche ein. Allein die Anzahl der Schriftstücke zeigte doch, dass er es ernst meinte, oder?

Kapitel 16
    Dies war der Tag, an dem Köninger aus seiner Hose rutschen würde. Für Andreas war es so offensichtlich wie das Amen in der Kirche. Unmöglich, dass sich der Stoff noch länger an den dürren Hüften des Therapeuten halten konnte. Ob die Hose in den freien Fall stürzte, wenn Köninger ihn zur Tür brachte? Das wäre auf jeden Fall der Höhepunkt der Woche und der heutigen Sitzung sowieso.
    »Wie geht es dir nun mit den Ereignissen des letzten Wochenendes? Hast du immer noch das Gefühl, dass der Besuch deines Ex-Freundes dich blockiert?«
    Spannende Frage. Hilflos hob Andreas die Achseln.
    Er hatte eine schlechte Woche hinter sich. Gearbeitet hatte er nicht, daran war nicht zu denken gewesen. Der Rückfall hatte ihn todunglücklich und gleichzeitig rasend vor Wut gemacht. Es war in den letzten Monaten so gut für ihn gelaufen. Dann tauchte Sascha auf, bearbeitete seine inneren Wälle mit einer Abrissbirne und schon war er wieder das verlorene Kind, das sich nicht auf die Straße traute.
    Zwar hatte Andreas eingekauft, sich versorgt und beide Termine bei seinem Therapeuten wahrgenommen. Auch den Besuch beim Arzt, von dem er ein Rezept brauchte, hatte er erfolgreich hinter sich gebracht. Aber sein armer Triton wartete seit einer Woche im Tierheim auf ihn, und Andreas wusste nicht, wann er ihn wieder besuchen konnte.
    Heute war Donnerstag, und noch immer peitschte ihn die innere Unruhe von links nach rechts. Vom einen Gedanken zum nächsten, von einem Gefühlschaos ins andere. Jedes Bällchen-Paradies im Möbelhaus war ein Hort der Ordnung gegen Andreas’ Kopf.
    »Keine Ahnung. Ich weiß gar nichts mehr. Ich weiß nur, dass ich stocksauer auf mich selbst bin, weil ich ihn reingelassen habe. Ich meine, ich wusste doch, dass das nicht gut gehen kann«, versuchte Andreas seine Gedanken in Worte zu fassen.
    »Schämst du dich, weil du ihn angeschrien hast?«
    »Nein, oder ja, geht so. Ich schäme mich nicht, aber ich ärgere mich tot, dass ich mich habe gehen lassen«, schimpfte er. »Jetzt weiß er, wie schlimm das damals alles für mich war. Das wollte ich nicht. Es geht ihn einfach nichts an. Es ist mein Leben, und er hat entschieden, dass er kein Teil davon sein will. Ich wünschte, ich könnte rückgängig machen, was ich gesagt habe. Ich habe mich von allen Seiten als erbärmliches Wrack präsentiert.«
    Köninger machte sich eine Notiz. »Ich finde das interessant. Eigentlich braucht es dich nicht zu kümmern, wie Sascha von dir denkt. Er ist kein Teil deines Lebens mehr, und wenn ich dich richtig verstanden habe, möchtest du ihm auch keinen Platz mehr einräumen. Dann sollte es egal sein, welchen Eindruck du hinterlassen hast.«
    »Ist es aber nicht«, giftete Andreas. »Ich meine … wie soll ich das sagen? Er kennt mich, und jetzt läuft er da draußen herum und weiß Dinge von mir, die ich für mich behalten wollte. Ich werde ihn nie wiedersehen, aber ich weiß doch, dass er Bescheid weiß. Ich habe so lange auf ihn gewartet, bis ich aufgegeben und akzeptierte habe, dass er nicht kommt. Er hat doch kein Recht, sich so in mein Leben zu drängen.«
    »Nein, eigentlich nicht.«
    »Sag ich ja.« Andreas hörte selbst, wie verbiestert und ja, kindisch er klang. Dieser Umstand war ihm peinlicher als die Tatsache, dass er Sascha zusammengestaucht hatte.
    »Ich wünschte einfach, ich könnte es gut sein lassen«, gab er nach einer Weile zu und wich dem Blick seines Therapeuten aus. »Ich würde es gerne abhaken und so tun, als

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