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Nach der Hölle links (German Edition)

Nach der Hölle links (German Edition)

Titel: Nach der Hölle links (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raik Thorstad
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verstrichen ist«, unterbrach Tanja seine Gedanken. »Du hast doch nur zwei Möglichkeiten. Dass ihn vergessen nicht funktioniert, haben wir gesehen. Also kannst du nur ab und zu dein Glück versuchen und das Beste hoffen.«
    »Klingt ja unglaublich aufbauend«, stöhnte Sascha, bevor er über den Tisch langte und nach einem Brötchen griff. Mit Tanja zu frühstücken, war gemütlich und reichhaltig. Sie hatte ihm eine Auswahl kredenzt, die sich sehen lassen konnte. Serrano-Schinken und Marmelade, gekochte Eier und eimerweise Kaffee. Dazu die frischen Brötchen, die sie vom Bäcker geholt hatte, als er noch unter der Dusche stand.
    Es war eine gute Entscheidung gewesen, hierher zu flüchten. Auch, wenn es bedeutete, dass sein Blick ab und an zur Villa der von Winterfelds wanderte. Nur ein Wort von Andreas’ Eltern, und ihnen wäre viel Leid erspart geblieben.
    Abgesehen davon konnte sich Sascha im Haus der Holmes’ gut entspannen. Gerade der wild wuchernde Garten gefiel ihm. Die Nähe zur Elbe vermittelte ein Urlaubsgefühl. Nur wenige Autos, die ihre Einfahrten verließen, störten die Stille. Dazu gesellten sich gelegentlich ein Radio in einem der Nachbargärten und ein Martinshorn in weiter Ferne. Diese Idylle war nicht mit dem Durcheinander und fröhlichen Lärm zu vergleichen, der bei Sascha im Haus herrschte.
    Er legte den Kopf in den Nacken und versuchte Tanjas Worte wirken zu lassen. Natürlich, sie hatte recht. Er konnte nur abwarten und darauf bauen, dass Andreas ihm früher oder später gestattete, sich ihm zu nähern. Vor allem anderen musste er nun wohl viel Geduld aufbringen. Das hatte er in den vergangenen vier Wochen bereits fleißig geübt.
    »Sag mal, fahren die hier die Straße hinauf?«, fragte Tanja plötzlich und richtete sich auf. Mit krauser Nase sah sie am Haus vorbei in Richtung Vorgarten. Ihr Kopf lag schräg, als lausche sie. Auch Sascha hörte den Krankenwagen näher kommen.
    »Scheint so«, erwiderte er unbeteiligt.
    »Hoffentlich nicht. Oh bitte nicht.«
    »Wieso denn nicht?«, fragte Sascha verwundert. Natürlich wünschte man niemandem, dass er einen Krankenwagen brauchte, aber Tanja schien das Nahen des Martinshorns sehr zu beunruhigen.
    »Weil ich mich gestern noch mit Angelika von gegenüber unterhalten habe. Dem alten Peters geht es gar nicht gut. Er hatte dieses Jahr schon zwei Schlaganfälle, und wenn noch einer kommt, hat er schlechte Karten.«
    »Oh, verstehe.« Sascha konnte sich nicht an das Gesicht von Herrn Peters erinnern, wusste aber, dass Tanja ihn mochte. Er war ein hilfsbereiter Rentner, der nachmittags gern am Gartenzaun ein Schwätzchen über Gewächshaustomaten und den richtigen Köder für Forellen hielt. »Schlimm.«
    Angespannt reckte Tanja den Kopf und hielt Ausschau. Auch Sascha verfolgte akustisch die Fahrt durch die schier endlose Chaussee. Immer näher kam das Geheul, bis es schließlich ganz in ihrer Nähe verstummte.
    Sie wechselten einen beunruhigten Blick, als sie den rot-weißen Krankenwagen in die Einfahrt der von Winterfelds poltern sahen, zu überrascht, um ein Wort zu sagen. Die menschliche Neugier ließ Sascha starren, während es in seinem Kopf raste. Wie durch einen Schleier sah er die Sanitäter aus dem Wagen springen, nur um zu einem zweiten Auto zu gestikulieren, das gerade am Bürgersteig hielt. Offenbar handelte es sich um den Notarzt.
    »Was ist denn da los?«, murmelte Tanja tonlos. Ihre rhetorische Frage hing in der Luft, als Sascha bewusst wurde, dass das gar nicht wichtig war. Was immer drüben geschah, ging Andreas etwas an. Ging damit ihn etwas an.
    Sascha konnte nicht anders empfinden. Er vermochte keine Grenze zu ziehen und sich zur Zurückhaltung zu zwingen. Ihm kam nicht in den Sinn, dass etwas mit der Haushälterin nicht in Ordnung sein könnte. In seinem Kopf gab es nur einen Gedanken: »Andreas’ Mutter oder Vater ist etwas passiert, und er wird jede Unterstützung brauchen, die er bekommen kann.«
    Nicht einmal ein Szenario, das einen harmlosen Grund für das Auftauchen des Krankenwagens lieferte, wurde von seinem Gehirn als glaubwürdig erachtet. Anders gesagt: Er wusste, dass etwas Schwerwiegendes vorgefallen war.
    Er sprang auf, als die Sanitäter längst außer Sicht waren. Hektisch überlegte er, wo seine Schuhe standen und wollte sie eben holen, als Tanja scharf rief: »Was hast du vor?«
    Sascha hielt auf halbem Weg zur Terrassentür inne und wandte sich ihr aufgeregt zu. »Was glaubst du wohl? Ich muss sehen, was

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