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Nach der Hölle links (German Edition)

Nach der Hölle links (German Edition)

Titel: Nach der Hölle links (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raik Thorstad
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du nicht nach draußen gehen konntest. Was ist das denn für ein Mensch, der seine Freundschaft daran festmacht, ob er mit dir ins Kino gehen kann oder nicht? Ich bitte dich. So jemanden braucht keiner. Oder sollte ich ihm verraten, wo du bist, nachdem er dich hat hängen lassen? Ich konnte mir nicht vorstellen, dass dir das recht ist.«
    Andreas wusste im ersten Augenblick nicht, was er dazu sagen sollte. Er musste trotz aller Wut zugeben, dass der Erklärung seiner Mutter eine gewisse Logik anhaftete. Sascha hatte ihn allein gelassen und somit das Recht verwirkt zu wissen, wo er sich aufhielt. Er selbst sah das nicht viel anders. Aber darum ging es am Ende nicht.
    »Nun hör mir mal …«, Andreas unterbrach sich auf halber Strecke, bevor er den Kurs änderte: »Weißt du, wie alt ich war, als ich weggegangen bin?«
    »Knapp 20«, antwortete Margarete unsicher. »Und?«
    »Meinst du nicht, dass es meine Entscheidung gewesen wäre, ob ich Sascha sehen will oder nicht? Ich war schließlich nicht aus der Welt. Du hättest mir Bescheid sagen und fragen müssen, was ich möchte.«
    »Aber …«
    »Nein«, rief Andreas aufgebracht. »Kein Aber. Daran gibt es nichts zu drehen. Du hattest kein Recht, diese Entscheidung zu fällen. Du kanntest Sascha nicht. Du konntest nicht beurteilen, ob es ihm ernst ist oder nicht. Ich bin erwachsen und war es damals schon, Mama. Ich entscheide, wer mit mir Umgang hat und wer nicht. Denn jetzt erfahre ich drei Jahre später, dass ich doch einen Freund gehabt hätte in einer Zeit, in der es mir, wie du weißt, verdammt dreckig ging!«
    »Das konnte ich doch nicht wissen«, flüsterte es kleinlaut an seinem Ohr.
    »Eben«, entgegnete Andreas ernst. »Du konntest nicht wissen, was ich will und was nicht. Wusstest du nie. Weil du nie gefragt hast. Ich erwarte in Zukunft, dass ihr meine Grenzen akzeptiert. Ich entscheide, wer was aus meinem Leben wissen darf und wer darin vorkommt. Und wenn ihr euch wieder in meine Angelegenheiten hängt, schwöre ich dir, dass wir richtig Krach miteinander bekommen.«
    Gegen Ende wurde seine Stimme leiser, war doch ein guter Teil seines Zorns in die richtigen Kanäle geflossen. Sie sollten ihn nie wieder wie ein unfähiges Kind behandeln und ihm dadurch die Chance nehmen, seine Kämpfe mit anderen Menschen selbst auszufechten.
    »Noch mehr Krach als jetzt?«, fragte Margarete geschlagen und fütterte damit den Bereich in Andreas, der sich sein Leben lang dafür geschämt hatte, seinen überarbeiteten Eltern durch schiere Anwesenheit und Erkrankung Aufmerksamkeit abzuringen.
    Entsprechend versöhnlich hörte es sich an, als er raunte: »Ja, aber es muss nicht sein. Und ich hoffe, dass es nie dazu kommt.«
    Mehr besprachen sie nicht miteinander. Ihre Verabschiedung fiel steif aus. Als Andreas das Telefon zurück in die Station stellte, wusste er immer noch nicht, wie er sich fühlte. Besser, weil das Gespräch mit seiner Mutter einiges geklärt und sortiert hatte. Schlechter, weil die verlorenen Gelegenheiten ihn grämten. Traurig, weil seine Eltern nicht richtig nachgedacht hatten. Dankbar, dass Sascha dafür gesorgt hatte, dass er die Wahrheit erfuhr.
    Die Zeit ließ sich nicht betrügen, aber es war gut zu wissen, dass er nicht von einer Sekunde auf die nächste aus Saschas Gedanken gelöscht worden war; bis heute nicht. Das bewies der Brief, der unter der Decke neben dem Liegestuhl begraben lag.
    Andreas war sich trotzdem darüber klar, dass er ihn nicht anrufen konnte. Damals hatte er Sascha vertraut und ihm sein Ich zu Füßen gelegt, nur damit es in den Staub getreten wurde. Die Abdrücke spürte er heute noch, und er konnte sich nicht vorstellen, dass sie jemals verblassen würden.
    Andreas war nicht bereit für mehr Angst, als er sowieso schon in seinem Alltag erdulden musste.

Kapitel 18
    Sascha roch die Entengrütze noch immer. Dabei hatte er bereits drei Mal geduscht, seitdem sie ihn zu Ehren seines 22. Geburtstags in den Gartenteich geworfen hatten. Aber was nahm man für eine großartige Party nicht alles in Kauf? Seine Sonnenbrille saß tief auf der Nase, was nicht allein dem feucht-fröhlichen Wochenende zu verdanken war, sondern auch dem hervorragenden Wetter, das den Norden Deutschlands seit Wochen beglückte. Bereits gegen acht Uhr morgens war es angenehm warm auf der von Wildblumen umgebenen Terrasse, und ein heißer Tag kündigte sich an.
    »Noch Kaffee?«, fragte Tanja und hielt vielsagend die Kanne hoch.
    Sascha nickte und schob ihr

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