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Nach der Hölle links (German Edition)

Nach der Hölle links (German Edition)

Titel: Nach der Hölle links (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raik Thorstad
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da los ist. Wenn etwas mit Andreas’ Eltern passiert ist und sie in die Klinik müssen, braucht er jemanden, der ihn hinbringt.«
    »Ja, aber …«, Tanja stand ihrerseits auf und hetzte zu ihrem Neffen. Sie fasste ihn am Unterarm. »Selbst wenn du recht hast, werden sie dir nichts sagen. Du bist kein Angehöriger. Ich glaube kaum, dass die Sanitäter dir verraten, welche Klinik sie anfahren.«
    »Das bekomme ich schon heraus. Bitte, da drüben ist irgendetwas nicht in Ordnung. Und du kennst Andreas. Was glaubst du, wie ihn das mitnehmen wird?«
    Tanja öffnete und schloss den Mund, wusste nicht, was sie sagen sollte. Dann ließ sie Saschas Arm los. »Du hast recht. Geh. Mehr, als dass es nicht klappt, kann ja nicht passieren.«
    Sie lief auf den Rasen und streckte sich, um die Vorgänge auf dem Nachbargrundstück im Auge zu behalten. Sascha hingegen flitzte in sein altes Zimmer, das Tanja zu seiner Freude nicht verändert hatte. Fluchend fischte er die Schuhe unter dem Bett hervor. Zwei Minuten später war er wieder unter und rannte zu Tanja, die sich inzwischen an die Grenze des Grundstücks geschlichen hatte.
    »Tut sich etwas?«
    »Ich weiß es nicht. Gerade kam jemand raus, um etwas aus dem Wagen zu holen. Sah ziemlich hektisch aus«, murmelte sie und griff sich an den Hals.
    Aus den Augenwinkeln bemerkte Sascha, dass sich im Haus auf der anderen Straßenseite eine Gardine bewegte. In den umliegenden Vorgärten tauchten hier und da Silhouetten auf. Alle äugten zur weißen Villa.
    »Du leihst mir doch dein Auto?«, fiel Sascha plötzlich ein. Flehend sah er seine Tante von der Seite an. »Sonst kann ich Andreas gar nicht holen.«
    »Du weißt doch eh nicht, wo du ihn finden kannst.«
    »Natürlich!«, rief er und scharrte wortwörtlich mit den Füßen. »Er hat mir gesagt, wo er arbeitet. Also?«
    »Ja, ja sicher.« Tanja war anzumerken, dass sie die Situation nicht kalt ließ. Nervös kramte sie in ihrer Hosentasche und ließ gleich darauf den Autoschlüssel in Saschas Hand fallen. »Fahr vorsichtig.«
    »Danke dir. Ich melde mich«, rief er ihr noch zu, bevor er nach drüben lief. Sie sah ihm besorgt nach und hob fröstelnd die Schultern.
    Saschas Selbst war auf Notfall programmiert. Er spürte es und war froh darum. Störende Gedanken konnte er nicht brauchen, als er in Windeseile um die Ecke hetzte und sich der Auffahrt der Villa näherte. Er kam gerade rechtzeitig, um zu sehen, dass die drahtige Haushälterin die Tür aufhielt und die Sanitäter mit einer Trage durchließ. Sascha konnte nicht viel erkennen, aber er wusste sofort, dass es Margarete von Winterfeld war, die man umgeben von eigenartigen Kissen oder Luftpolstern zum Rettungswagen trug. Der füllige Herr von Winterfeld konnte es nicht sein, der die Trage besetzte – mit ihm hätten die Sanitäter sich schwerer getan.
    Achtlos trampelte Sascha über ein Rosenbeet hinweg, um auf den gepflasterten Pfad zwischen Bürgersteig und Villa zu kommen. Der Notarzt begleitete die Trage, blieb mit ernster Miene bei seiner Patientin und sah erst auf, als Sascha ihn fast über den Haufen lief.
    »Zur Seite«, sagte er barsch.
    Die Haushälterin, die weiß wie ein Laken mit einer Handtasche folgte, warf Sascha einen verlorenen Blick zu. Unwillkürlich sah er zur Trage. Für ein paar Sekunden erkannte er die Züge von Andreas’ Mutter. Sie hatte eine Wunde am Kopf. Blut benetzte ihr Gesicht, und sie war nicht bei Bewusstsein.
    »Bitte«, sagte Sascha aufgeregt, während er Sanitätern und Arzt folgte. »Wo bringen Sie sie hin? In welches Krankenhaus?«
    Der Notarzt sah kurz auf. »Sind Sie ein Verwandter?«
    »Nein.«
    »Dann kann ich Ihnen keine Auskunft geben. Tut mir leid.«
    Es klang nicht, als wären dem Arzt seine Worte ernst. Das wiederum machte Sascha Sorgen, denn er bemerkte durchaus, wie zielstrebig und eilig die Helfer mit der verletzten Frau umgingen. Nicht Desinteresse ließ den Arzt grob klingen, sondern der Fokus auf den Zustand seiner Patientin.
    »Hören Sie, ich bin ein Freund des Sohns von Frau von Winterfeld«, versuchte Sascha es erneut. »Ich fahre los und hole ihn, wenn Sie mir sagen, wo Sie sie hinbringen. Er arbeitet im Außenbezirk der Stadt und hat kein Auto da.«
    »Das ändert nichts daran, dass ich Ihnen nichts sagen darf.«
    »Universitätsklinikum«, hakte sich unerwartet die Haushälterin ins Gespräch ein. Sie war lautlos hinter sie getreten und beobachtete mit weit aufgerissenen Augen, wie ihre Arbeitgeberin in den

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