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Nach dir die Sintflut

Nach dir die Sintflut

Titel: Nach dir die Sintflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Kaufman
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einzelnen Schritten ihr Gewicht abstützte. Als sie wieder neben der Fahrertür angekommen war, blieb sie stehen. Aby öffnete die Tür und stellte vorsichtig ihre dünnen Beine auf den Boden. Der Regen war schon dabei, die Erde zu befeuchten. Aby lehnte den Stock ab und schritt selbstbewusst aus. Sie tat einen zweiten Schritt, dann einen dritten. Dann fiel sie um. Bei der Landung wirbelte ihr Körper eine kleine Staubwolke auf.
    Margaret warf den Stock. Er landete wenige Zentimeter neben Abys Kopf und wirbelte ebenso Staub auf, wenn auch weniger. Margaret betrachtete ihre Tochter, die mit dem Gesicht
nach unten im Dreck lag und mühsam versuchte, sich aufzurappeln. Sie gab, dachte Margaret bei sich, ein typisches Beispiel für die Gefahren des Dogmas ab. Da lag nun eine Kreatur, der Gott die Fähigkeit geschenkt hatte, Luft genauso wie Wasser zu atmen, zu rennen und zu schwimmen, und doch hatte sie ihr Leben lang nur die Hälfte ihrer Fähigkeiten genutzt. Es erinnerte Margaret an ihr bekannte Christen, die sich vor den eigenen Genitalien fürchteten, oder an Wissenschaftler, die nur eine rationale Erklärung als richtig akzeptieren konnten.
    Aby griff nach dem Stock, ohne Margaret anzusehen, und benutzte ihn, um sich aufzurichten. Dann folgte sie ihrer Mutter ins Prairie Embassy Hotel. »Der erste Regen seit neunundfünfzig Tagen«, erklärte Margaret. Ihre Stimme verriet, dass sie das Ende der Dürre bedauerte.
    Während der Dürre hatte Margaret alles, was sie am Prairie Embassy Hotel liebte, noch mehr geliebt. Sie liebte die trockene Hitze. Sie liebte die Risse, die sich bei hohen Temperaturen im Flussbett bildeten. Sie liebte es, die Hitze in ihrer Lunge zu spüren, und sie liebte die Erde, die unter ihren Schuhsohlen zu Staub zerfiel. Die Erde durchdrang einfach alles. Aber nun verwandelte sie sich einfach in Dreck zurück. Als sie die Treppe zur Lobby hochstiegen, studierte Margaret Abys Spiegelbild in der Glastür. Sie konnte nicht verleugnen, wie überaus froh sie war, ihre Tochter gesund und munter zu sehen. Mit einer solchen Erleichterung hatte sie gar nicht gerechnet. Im Hotel wuchs das Gefühl noch, aber Margaret blieb auf der Hut. Sie erinnerte sich daran, dass ihre Tochter aller Wahrscheinlichkeit nach immer noch eine fromme Aquatikerin war, und vermutlich nur eines im Sinn hatte.
    Als Aberystwyth ihrer Mutter in die Lobby folgte, war sie von der Größe des Saals ganz erschlagen. Sie blieb abrupt stehen, um den Anblick zu genießen. Von außen hatte das Hotel viel kleiner
gewirkt. Die Ausstattung war elegant, wenn auch ein wenig heruntergekommen. Glänzende Mahagonigeländer säumten die beiden gegenüberliegenden Treppen, die an der Nord- und Südwand ins Obergeschoss führten. Mitten im Saal lag reglos ein nicht eingestöpselter Staubsauger. Es gab keinen Aufzug, und es roch stark nach Fisch. Am hinteren Ende der Lobby befand sich der Empfangstresen, und dahinter eine schmale, offene Tür, in der Margaret verschwunden war. Aberystwyth folgte ihr und fand sich in einem Wintergarten wieder.
    Der Raum war lichtdurchflutet. Der Wintergarten überblickte den Red River; Aby hatte den Wasserlauf nicht entdeckt, obwohl sie sich direkt daneben aufgehalten hatte. Erst in diesem Moment verstand sie, dass es sich bei dem Objekt, an dem der Si∂ri arbeitete, nicht um einen Schuppen oder ein kleines Haus handelte, sondern ein Boot. Dabei wirkte der Fluss kaum schiffbar, vor allem jetzt nicht, da er kaum mehr als ein Rinnsal war. Die Distanz zwischen dem Bächlein in der Mitte und den Ufern war beträchtlich. Das ausgehärtete Flussbett wurde von tiefen Eierschalenrissen durchzogen, aber der Regen war schon dabei, die Erde aufzuweichen. Bei diesem Anblick fingen Abys Kiemen zu flattern an.
    »Möchtest du einen Tee?«, fragte Margaret.
    »Ich habe dir Styrim mitgebracht.«
    »Dann trinken wir den«, sagte Margaret.
    Dies war der Moment, auf den Aby sich vorbereitet hatte, den sie seit ihrer Teenagerzeit in Gedanken wieder und wieder durchgespielt hatte. Genau genommen hatte sie vierzehn Jahre auf diesen Moment gewartet. Sie steckte die Hand in die Tasche und zog das sorgfältig verpackte Lieblingsgetränk ihrer Mutter heraus. Aber es steckte fest. Aby riss, woraufhin jedoch nicht nur das Päckchen, sondern auch ein paar rote Blütenblätter zum Vorschein kamen. Sie segelten zu Boden, ebenso Abys
Bibel. Das Buch blieb auf den Seiten hundertdreiundvierzig und hundertvierundvierzig aufgeklappt liegen.
    »Ich wusste

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