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Nach Norden, Strolch

Nach Norden, Strolch

Titel: Nach Norden, Strolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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belustigte ihn. Sie hörte, wie er ein Lachen unterdrückte. Er bewegte sich etwas schneller vorwärts … Die Entfernung zwischen ihnen und der Hütte mußte ziemlich groß geworden sein, als sie auf einen Weg kamen, der den Hügel hinunterführte. Dann fingen die Bäume an spärlicher zu werden. Plötzlich faßte er sie fest am Arm und blieb stehen.
    Auch sie sah die Gestalt.
    Eine Zigarette glimmte, und der Himmel gab gerade genug Licht, um einen undeutlichen Umriß erkennen zu lassen. Es war ein Mann, der links von ihnen auf einem gefällten Baum saß.
    Hinter ihnen rief jemand laut, aber es klang beruhigend weit entfernt. Der Mann erhob sich von dem Baumstamm und schlenderte langsam den Weg hinauf, unerwarteterweise aber wich er nach rechts ab. Er schritt in einer Entfernung von knapp fünfzehn Metern an dem Paar vorbei, offenbar hatte er den Weg verfehlt.
    »Hallo!« rief er.
    »Sie sind hier gewesen - aber soeben fortgegangen.« Immer noch klang es entfernt. Das war ›Rotbarts‹ Stimme, sie erkannte die tiefe Heiserkeit darin.
    Der Raucher war außer Sicht. Immer noch gebeugt, ging Robin weiter, blieb stehen und deutete nach vorn.
    Im Schatten des kleinen Hügels sah sie drei Lichter - zwei weiße und ein rotes.
    »Ein Auto«, hauchte er.
    An der Stellung der Lichter sah sie, daß die Haube der Maschine nach Littleberg wies. Er schlich sich an die Lichter heran und, fest an seinen Arm geklammert, folgte sie ihm. Ein schneller Blick zurück.
    »Hineinspringen!« sagte er, und sie taumelte hinein.
    Sie war sich nicht darüber im klaren, daß der Motor lief, bis er neben ihr saß - der Zündschlüssel hatte gesteckt. Er faßte den Schalthebel und blickte sich noch einmal um. Der Wagen bewegte sich fast geräuschlos, und sie kamen näher und näher an die weiße Straße. Dann hörte sie einen Schrei hinter sich, aber als sie sich umdrehte, konnte sie gegen den dunklen Hintergrund des Hügels und des Waldes nichts sehen.
    Der Wagen fuhr schneller. Etwas sauste an ihrem Gesicht vorbei. Sie hielt es für ein nächtliches Insekt und hob instinktiv ihre Hand an die Backe.
    Robin, der Strolch, nahm nun langsamer eine Biegung. Jetzt lag Littleberg hinter ihnen, und der Wagen flog in der Richtung nach Ogdensburg dahin. Sie saß in ihrer Ecke zusammengekauert und beobachtete, wie die Landschaft an ihr vorbeiraste. Stallungen, Bauernhäuser, Bahnübergänge, glatte Felder, plötzlich ein steiler Berg, dann ein totes Städtchen mit einer häßlichen Kirche und niemand, der sie beobachtete, außer einer scheuen Katze.
    Einmal fuhren sie einen See entlang und sahen am Ende einen Wasserfall wie einen kleinen Niagara herabschäumen. Es wurde allmählich heller.
    Sie rasten an einem Heuwagen vorbei.
    Robin kam zu einem Kreuzweg und bog rechts ab, obwohl es offenbar der weniger gute Weg war. Sie rumpelten und schaukelten einen steilen, schlüpfrigen Berg hinauf. Der Weg wurde felsig, und plötzlich hörte er überhaupt auf, ein Weg zu sein. Danach fuhren sie weiter, wichen den Bäumen aus und vermieden wie durch ein Wunder ein Durcheinander von Steinhaufen, die anscheinend nur hingeworfen waren, um ihr Fortkommen zu hindern. Plötzlich, an einer scharfen Kehre, bremste Robin scharf, und zwar gerade im richtigen Moment, denn die Höhe fiel plötzlich in einen Abgrund ab.
    »Und das wäre das«, sagte der Strolch und erhob sich vom Sitz.
    Bevor sie aussteigen konnte, hatte er seinen Arm um ihre Hüfte gelegt und sie aus dem Wagen herausgehoben. Er schritt zu dem höchsten Punkt der Steigung und blickte zurück. Die Spuren des Wagens waren im Grase sichtbar, wenn man ihnen soweit folgte. Aber weiter zurück lag die Straße, und auch noch am Anfang des Weges vermischten sich die Spuren des Wagens mit zahlreichen anderen.
    Er schlenderte auf den Wagen zu, zog eine gefaltete Decke vom hinteren Sitz und sagte dann leise: »Hallo!« Da standen ein Korb und ein kleines Reisenecessaire. Er hob eins nach dem anderen heraus. Er öffnete die Tasche, blickte hinein und grinste, dann rollte er das Necessaire auf.
    »Hier ist Handtuch und Seife - dort oben höre ich Wasser rauschen.« Er deutete mit dem Kopf nach oben, »Nimm dich aber vor Dornen in acht!«
    Sie fand das Wasser; es war herrlich kalt. Als sie leichten Schrittes zu ihm zurückkam, nahm er ihr Handtuch und Seife ab und ging den Hügel hinauf. Ein lächerlicher Flicken aus buntgestreiftem Stoff saß hinten auf seiner Hose. Oktober beobachtete ihn, ihr Kinn auf die Hand gestützt,

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