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Nach Norden, Strolch

Nach Norden, Strolch

Titel: Nach Norden, Strolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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sie einen kleinen versteckten Weg, der zu einem angemessenen Platz führte. Am westlichen Himmel war ein Glimmen sichtbar - schwach, aber unverkennbar. Er vermutete die Nähe der großen Stadt oder irgendeiner Fabrik.
    »Ogdensburg kann nicht mehr weit weg sein«, sagte er, als er die Flasche entkorkte.
    Sie war nicht sehr hungrig, aber sie aß, um ihn zu ermutigen.
    »Wenn wir den Wagen nur verstecken könnten, dann könntest du dann schlafen«, sagte er. »Eine Decke ist drin. Hast mich also gleich erkannt, als ich in den Salon kam?«
    Dies schien ihm Freude zu machen, und er erwähnte wiederholt die Tatsache, daß sie ihn erkannt hatte.
    »Elmer wird selbstverständlich zur Polizei laufen. Am Schluß war er ja schon ziemlich argwöhnisch. Elfrieda kennt meine Gewohnheiten sehr genau; ich möchte wissen, ob Gustl im Bilde ist?«
    »Inwiefern?«
    »Darüber, daß ich Bescheid weiß.«
    Sie stellte die Tasse, aus der sie gerade trank, hin.
    »Was hast du denn für ein Verbrechen begangen?« fragte sie. »Ich weiß, daß du ein Einbrecher bist und daß du Autos stiehlst. Aber hast du etwas ernstlich Unrechtes getan?« Und als er lachte, fuhr sie fort: »Nein, ich meine es ganz im Ernst, hast du vielleicht Gustls Frau entführt?« Es kam ihr seltsam vor, daß es ihr so schwerfiel, ihre Zweifel in Worten auszudrücken. »Hast du das getan?«
    »Gott behüte!« sagte er fromm. »Gustls Frau lebt nicht mit ihm zusammen. Entweder konnte sie Gustl nicht vertragen oder, was mir wahrscheinlicher erscheint, seine Mutter nicht.«
    »Ist Elfrieda seine Mutter - die Frau mit der Nase?« fragte sie schnell.
    »Sie hat allerdings eine Nase, ja. In Wirklichkeit heißt sie Georgina, und sie ist Gustls Mutter. Sie ist der Inbegriff aller Unwahrscheinlichkeiten, aber jagen und reiten kann sie fabelhaft! Ein richtiger Sportsmann - ein feiner Kerl.«
    Sie war verwirrt.
    »Aber, ich dachte, sie sei unangenehm. War Elfrieda nicht ziemlich … schrecklich?«
    »Schauderhaft«, sagte er ernst. »Erinnerst du dich nicht, wie schrecklich sie sich gegen Athelwold benahm, als diese in ihren schönsten Gewändern in die Königsburg kam?«
    »Nein, ich erinnere mich nicht!« Der Tonfall von Oktobers Stimme war schärfer als gewöhnlich, aber Robin wirkte dennoch entwaffnend auf sie.
    »Ich werde dir eines Tages die ganze Geschichte erzählen«, sagte er. »Ich bin kolossal bewandert in der angelsächsischen Geschichte. Aber nun müssen wir erst eine sichere Burg finden.«
    Er ließ den Motor anspringen. Sie ratterten ungefähr einen Kilometer weiter und kamen zu einer Weggabelung. Er nahm den mittleren Weg. Bald erreichten sie ein Gebäude, das - sehr eckig und häßlich - wenige Meter von der Straße entfernt stand. Die Drahtumzäunung war stellenweise lose und fehlte zum Teil ganz. Zu den Dingen, die sie bei der Durchsuchung des Wagens gefunden hatten, gehörte eine Taschenlampe, und mit dieser in der Hand ging er auf Entdeckung aus.
    Der Platz lag voll eiserner Fässer. Üppiges Gras wucherte überall. Alles war öde und vernachlässigt, fraglos eine verlassene Ruine. Er sah ferner, daß das Fensterglas zerbrochen war; auf der schwarzen Eingangstür, direkt in der Mitte des Gebäudes, war ein halb verwischter, mit Kreide geschriebener Gaunerzinken zu sehen. Er überlegte sich eine Zeitlang, was das Zeichen wohl bedeuten könnte. Konnte es heißen »Bruch«, »Unsicher«?
    Er stieg vorsichtig über den Schutt, bog um die Ecke des Gebäudes und ging weiter. Am entferntesten Ende kam er zu einem einstöckigen Teil, der an das Hauptgebäude angebaut worden war. Er konnte sich vorstellen, daß dies einmal das Büro der längst entschwundenen Inhaber gewesen sein mochte. Eine kleine Tür war da. Er versuchte sich daran, obwohl er nicht erwartete, daß sie sich öffnen lassen würde. Zu seinem Erstaunen gab sie sehr leicht nach - viel zu leicht. Jemand zog von innen an ihr, und er machte schnell einen Schritt zurück und zog die Pistole aus der Tasche.
    Im Licht seiner Lampe erkannte er den alten Mann, den er in der Nähe der Hütte des Schweden in der Hochzeitsnacht gesehen hatte. Der Alte runzelte die Brauen.
    »Hab’ dich doch schon mal gesehen, nicht, ›Penner‹?«
    Er sprach leise, als habe er Angst, jemand zu stören.
    »Ich und ›O‹ wurden von einem Bullen vom Zug geschmissen«, flüsterte er, »und so haben wir uns hier versteckt.«
    Der Alte blickte in das Zimmer zurück, trat dann heraus und machte die Tür sehr leise hinter sich

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