Nach Norden, Strolch
bis er anfing, die Baumgruppe zu durchsuchen … Unter einem Baum, ganz dicht am Weg, lag eine schmutzige, alte Golfmütze, und als er sie aufhob, merkte er, daß sie feucht war - Blut! Er wischte, sich die Hände am Gras ab und ließ die Mütze wieder fallen, wo er sie gefunden hatte. Er blickte nach dem Haus. Es war ihm, als habe es eine drohende Miene aufgesetzt: Selbst die Fenster schienen ihn anzuschielen, als ob sie sich über einen grimmigen Scherz freuten.
»Nerven!« sagte sich Robin und kehrte sehr nachdenklich zum Haus zurück.
Oktober saß im Wohnzimmer und las eine Zeitung, Der Ausdruck auf ihrem Gesicht war noch ernster als sein eigener.
»Ich habe dies unter dem Sofakissen gefunden«, sagte sie und gab ihm die Zeitung.
Eine fette Schlagzeile auf der ersten Seite lautete: ›Staatliche Hilfspolizei sucht Mörder.‹
»Netter Anfang«, meinte er, nachdem er diese Zeilen laut gelesen hatte.
»Kommt noch schlimmer«, erwiderte sie, aber er war schon im Begriff, das ›Schlimmere‹ zu lesen.
›Robin Lesley, der Brautentführer, schneidet einem anderen Strolch den Hals ab und brennt ein Filmatelier nieder, um die Spuren seines teuflischen Verbrechens zu verbergen.‹
»Sie haben mich ja schon vorher ›teuflisch‹ genannt«, beklagte er sich.
»Hast du gelesen, was Al Luke zu sagen hat?« fragte sie.
Er überflog die Überschriften und las den Bericht von Al Luke.
›Es muß so gegen sieben Uhr gewesen sein, als ich den Kerl erblickte. Er machte an der Tankstelle von Mr. Stone, wo ich arbeite, halt und bat mich um Benzin. Ich sah, daß seine Hände befleckt waren, aber ich ahnte nicht, daß ihre Purpurfarbe -‹
»Wetten, daß Al das nie gesagt hat«, protestierte Robin.
›- Purpurfarbe das Blut eines unglücklichen Opfers war. Ich sah auch Oktober Jones. Sie war den größten Teil der Zeit im Auto geblieben. Sie sah blaß und mitgenommen aus. Ich würde sie nicht hübsch nennen, - sie hatte einen traurigen Gesichtsausdruck -‹
»Er würde dich nicht hübsch nennen!« betonte Robin.
»Er nennt dich ja auch nicht hübsch«, erwiderte sie.
›Der Mann war ein verkommen aussehendes Individuum. Die Spuren seines lasterhaften Lebens standen ihm deutlich auf der Stirn geschrieben. Ich habe nicht bemerkt, welche Kleider er trug -,‹
»Schlauer Al!«
›- ich sah nur seine Säuferfratze. Wahnsinn stierte aus seinen Augen.‹
Der Bericht endete mit der Mitteilung, daß Mr. Al Luke die Absicht hatte, demnächst das hübscheste Mädchen in Luxor zu heiraten und nach Littleberg zu ziehen, um in die gutgehende Auto-Reparaturwerkstätte von Slitt & Silbermann als Mechaniker einzutreten.
»Ganz nett«, sagte Robin und faltete die Zeitung zusammen. »Ich möchte eigentlich wissen, was aus ›Kahlköpfchen‹ geworden ist - diesem traurigen alten Sklaven! Die Zeitung erwähnt ihn ja überhaupt nicht!«
Auf ihren Vorschlag legte er die Zeitung genau wieder so hin, wie sie sie gefunden hatte. Er ließ sie mit einem alten Roman von Scott - der leichtesten Lektüre, die das Bücherregal im Wohnzimmer zu bieten hatte - zurück und ging in den Garten, wo er eine systematische Untersuchung vornahm.
Als er sich der äußersten Stelle des Baumgürtels näherte, bemerkte er den durchdringenden Geruch von brennendem Petroleum. In der Nähe der Ziegelmauer fand er ein Häufchen Asche, das noch glühte. Er schnupperte und stöberte in der Asche herum. In der Mitte war noch rote Glut. Was war wohl hier verbrannt worden? Es ließ sich nicht mehr feststellen. Die flockige Asche gab ihm keinen Anhaltspunkt, aber schließlich bemerkte er in der noch roten Glut einen ebenfalls glühenden Metallknopf und dann einen zweiten, etwas größeren. Alte Kleider also - aber Miss Ellen schien ihm doch nicht die Sorte Frau zu sein, die alte Kleider verbrennen würde.
Er überquerte die Wiese, zwängte sich durch die Lücke in der Hecke und fand sich auf dem Eisenbahndamm. Hier waren ebenfalls Blutflecken, und ein Erdhaufen zur Seite der Schienen sah aus, als sei ein schwerer Körper darauf gefallen.
Es mußte also ein Unfall stattgefunden haben. Er begann das Beweismaterial zusammenzureihen. Der alte Vater von Miss Ellen hatte vielleicht die Schienen überqueren wollen, war dabei von einer Lokomotive angefahren worden, und man hatte ihn in das Haus getragen. Aber weshalb dann die Geheimnistuerei und wieso sprach sie von dem Ereignis überhaupt nicht?
Als er durch den Garten zurückging, sah er wieder die Mütze. Es war eine
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