Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nach Norden, Strolch

Nach Norden, Strolch

Titel: Nach Norden, Strolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
den Bischof interviewt.«
    Sie wandte ihm mit einem Ruck ihr Gesicht zu.
    »Wärest du … nicht sehr erleichtert, wenn die Ehe für nichtig erklärt würde? Ich werde nie vergessen, wie unglücklich du warst, als ich dir am nächsten Morgen die Tatsache unserer Hochzeit mitteilte.«
    Er sah auch jetzt nicht gerade glücklich aus.
    »Wahrscheinlich wirst du erleichtert sein, arme, kleine Oktober!« »Du weichst mir aus!« beschuldigte sie ihn.
    Er blickte sie fest an. »Würdest du mich nochmals heiraten, wenn diese Ehe für nichtig erklärt wird?« fragte er, worauf ihre Hand ihm entgegenflog und festgehalten wurde.
    Miss Ellen klopfte an die Tür. Das Essen wäre bereit, sagte sie. Sie hoffte, man würde seine Mängel verzeihen, und wann sie das Gepäck erwarten müsse. Dies wurde gefragt, als Robin ihr in das Eßzimmer folgte. Er zog sein Geld hervor und erklärte, es würde eine gewisse Zeit dauern, bis das Gepäck geholt werden könne. Sie wollten ja nur bleiben, weil es seiner Frau nicht gut ginge. Eigentlich waren sie nur auf einen kurzen Besuch aus Kanada gekommen und hatten gar kein Gepäck mitgebracht. Er hatte sogar beabsichtigt, sie um die Liebenswürdigkeit zu bitten, ein paar Sachen für seine Frau in der Stadt zu kaufen, vielleicht auch ein paar Kleinigkeiten für ihn? Einen hellen Sommeranzug zum Beispiel? Er hatte ein Paket Banknoten in der Hand, als er sprach. Würde sie die Miete für eine Woche im voraus annehmen? Er hätte schwören können, daß ihre Augen bei diesem Vorschlag leuchteten.
    Als er sich zu Oktober an den Tisch setzte, war sie schon halb mit dem ersten Gang fertig. Miss Ellen bediente die beiden. Sie teilte ihnen leise mit, daß sie selber einen sehr guten Wein herstelle.
    »Nicht alkoholisch. Mein lieber Vater behauptet immer, eine genaue Einhaltung des Gesetzes sei der höchste Ausdruck der Kultur.«
    Der Holunderbeerwein war gut. Sie erzählte ihnen die Geschichte des Busches, von dem sie die Beeren gepflückt hatte. Der Kaffee war dünn und fast ungenießbar.
    »Selbstverständlich ist sie Engländerin!« erwiderte Robin spöttisch, als Oktober Zweifel äußerte. »Schmeck bloß diesen Kaffee, dann bist auch du überzeugt!«
    Bald darauf kam Miss Ellen wieder ins Zimmer. Sie war zum Ausgehen angezogen. Zu Robins größter Freude erklärte sie sich bereit, alles zu kaufen, was er nur brauchte. Vielleicht würden sie sich dann nach ihrer Rückkehr ihr Zimmer ansehen? Wenn sie es vorher sehen wollten, so wäre die Tür gerade gegenüber, wenn man die Treppe hinaufging.
    »Mrs. Beausere wird ihr Zimmer schon finden«, sagte Robin nachdrücklich.
    Er stellte hastig eine Liste der Gegenstände auf, die er brauchte, händigte dann Papier und Bleistift Oktober ein und zog sich diskret an das Fenster zurück, während sie ihre privaten Wünsche niederschrieb.
    Vom Eßzimmer aus überblickte man einen breiten Rasen, auf jeder Seite von Blumenbeeten flankiert, auf denen frühe Chrysanthemen leuchteten. Hinter der Rasenfläche war eine Gruppe von Bäumen, weit dahinter erblickte man zu Robins größtem Erstaunen die Eisenbahnstrecke. Diese schien an der Grenze eines Gartens vorbeizugehen, der durch die Bäume sichtbar war.
    Nachdem Miss Ellen fort war, sah sich Oktober ihr Zimmer an. Robin schlenderte hinaus in den Garten. Der Rasen war angenehm weich. Der Kiesweg führte zur Pergola, die vom Fenster aus zu sehen war. Auch hier blühten viele Blumen, aber eine Spur von Vernachlässigung war doch schon zu merken.
    »Die arme Seele!« hatte Oktober richtig bemerkt. Er spürte den harten und erbitterten Kampf gegen die Armut, eine heroische, vergebliche Verteidigung angesichts einer überwältigenden Übermacht.
    Ein Gürtel von Tannen trennte den hinteren Garten ab. Eine niedere Hecke, die weder Buchsbaum noch Liguster war, schied dies Stück Land von einer breiten Wiese. Ein Zug donnerte vorbei. Er schritt auf die ungeschnittenen Büsche zu, die die erste Grenzlinie bildeten.
    Die Hecke war an einer Stelle zerrissen … Er überlegte sich, weshalb. Die Zweige waren geknickt und zeigten weiße Bruchstellen - außer an einer Stelle. Ein dunkleres Rot war da, das braun wurde. Blut! Da war es wieder an einer Blattfläche … und noch auf einem gebrochenen Zweig. Er blickte zu Boden. Das Gras hier wuchs hoch, dazwischen üppige Goldraute … Ganze Büschel waren niedergetreten, die Stiele gebrochen … Auf der Goldraute war auch Blut! Jetzt begann er das Feld zu durchqueren, fand aber nichts,

Weitere Kostenlose Bücher