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Nach Norden, Strolch

Nach Norden, Strolch

Titel: Nach Norden, Strolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Sumachgift hat aufgehört, meine männliche Wange zu verunstalten. Wir haben es weggeschreckt, nehme ich an.«
    Sie hatte am Vormittag schon bemerkt, daß die Schwellung fast verschwunden war. Von dem blauen Auge, das sein Gesicht bei ihrer ersten Begegnung verunstaltet hatte, war nur ein ganz blasser Schatten geblieben.
    »Du - komm ins Licht. Ich will dich ansehen.«
    Er gehorchte ohne Verlegenheit.
    »Ja …« Es war, als befriedigte sie die Untersuchung nicht ganz. »Ja …, du bist anders. Ob mir die Veränderung gefällt? Ich glaube, ja.«
    Sein verändertes Aussehen verursachte ihr die Befriedigung, die ein neues Spielzeug einem Kind gibt. Sie ließ ihn sich da hinstellen und dort, das Licht auf seinem Gesicht oder von hinten, im Profil … »Ja«, sagte sie.
    »Bestehe ich die Prüfung?«
    »Du bestehst, aber du bist schrecklich jung!«
    »Das wird die Zeit schon heilen«, entgegnete er kurz, »und außerdem bin ich etwas über dreißig. In meinen Kreisen bin ich ein älterer Herr.«
    Sie überlegte. »Zehn Jahre älter als ich -«
    »Dreizehn; das ist unglücklich. Für dich, will ich sagen. Was für Unsinn du mich reden läßt!«
    Miss Ellen aß mit ihnen zu Nacht - eine Freundlichkeit, die jeder aus einem anderen Grunde schätzte. Sie sprach ganz offen über sein verbessertes Aussehen und behauptete, sie glaube, irgendwo seine Fotografie gesehen zu haben. Robin versuchte, ein anderes Thema anzuschlagen. Aber Oktober beharrte darauf. »Wo denn? - Bitte, besinnen Sie sich doch, Miss Ellen«, sagte sie. »Ich war einmal Präsidentschaftskandidat«, murmelte Robin. »Sei nicht töricht… Wo denn, Miss Ellen?«
    Aber Miss Ellen konnte sich nicht entsinnen, und als sie weggegangen war, um Kaffee zu machen, versuchte Oktober ihn festzunageln. Ihre Neugierde war, geweckt.
    »War dein Bild jemals in einer Zeitung?« fragte sie.
    »Dandy und Beau«, murmelte Robin. »In den besten Kreisen gern gesehen. Mr. Robin Beausere, bekanntes Klubmitglied und tonangebend in der Gesellschaft. Sam hat nichts vor mir voraus. Wo ich hingehe, steht in der Zeitung: Mr. Robin Beausere ist in unserer Stadt angekommen. Er ist in einem luxuriösen Frachtwagen hinter dem Güterbahnhof abgestiegen.«
    »Aber sie hat es doch gesehen«, beharrte das Mädchen.
    »Vielleicht irgendeine dunkle Sache, Momentaufnahme mit der Unterschrift: ›Im Heuschuppen eines Bauern gefunden. Sechzig Tage Gefängnis wegen Landfriedensbruchs.‹«
    »Sei doch ernst -«
    »Gut, ich sage dir alles -« Er beugte sich über den Tisch -, »ich wurde durch Doktor Schmidts Einreibemittel von Rheumatismus geheilt..
    »Ich rede kein Wort mehr mit dir.« Sie rückte unwillig mit ihrem Stuhl ab. »Irgend etwas Schändliches wird schon dahinterstecken.«
    »Ganz recht, Liebes!« Beinahe war er respektlos.
    Nachdem Miss Ellen den Kaffee gebracht hatte, ließ sie die beiden endgültig allein. »Ich habe den Sekretär aufgemacht, falls Sie schreiben wollen«, sagte sie, »und eine Decke und ein Kissen auf das Sofa gelegt, falls Sie nicht schreiben wollen.«
    »Eine angenehme, rücksichtsvolle Dame«, sagte Robin, als sie allein waren.
    Er lenkte die Unterhaltung in ernstere Bahnen.
    »Es ist möglich, daß wir ein paar Tage hierbleiben werden«, sagte er, »aber wir müssen bereit sein, jeden Augenblick zu türmen.«
    »Das wird ja auch viel leichter sein, jetzt, wo du Kleider hast«, meinte sie, aber er schüttelte den Kopf.
    »Davon bin ich gar nicht überzeugt. Alles hängt davon ab, wie weit ›Rotbart‹ von dem Lastwagen entführt wurde. Ich vermute eigentlich, daß sie nicht weit gefahren sind …«
    »Wer ist ›Rotbart‹ eigentlich in Wirklichkeit?«
    Er lächelte. Sein Lächeln war besonders nett. Davon war sie jetzt endgültig überzeugt.
    »Ein berühmter Strolch, mit dem ich mich in Utica zusammengetan habe, und der mir erzählt hat, er sei ein ziemlich berühmter Geldschrankknacker und in Chicago in Schwierigkeiten geraten - der rote Bart ist nur da, um seine Vergangenheit zu verbergen. Lenny hat verschiedene Dinger mit ihm gedreht. Ich traf ihn vor zwei Jahren, als ich durch Britisch-Kolumbien wanderte; wir hatten Streit miteinander. Es handelte sich um eine reine Eigentumsfrage. Er versuchte, meine Stiefel zu klauen, während ich schlief. Eines Tages wird sich der langsame, aber unaufhaltsame Arm des Gesetzes der Vereinigten Staaten nach ›Rotbart‹ ausstrecken und ihn festnehmen.«
    Er betrachtete sie aufmerksam.
    »Du bist müde. Wenn du vernünftig

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