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Nach Norden, Strolch

Nach Norden, Strolch

Titel: Nach Norden, Strolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Übertreibung!«
    Er ging weg, um weiteres Beweismaterial bei den anderen Umwohnern zu sammeln. Einer hatte sechs Schüsse abfeuern hören - einer nur zwei. Die Schießerei hatte keine Minute gedauert. Über diesen Punkt waren sich alle einig.
    Und dann wurde etwas ganz Neues entdeckt. Der Postkasten an der Ecke des Grundstücks war aufgebrochen und seines Inhalts beraubt worden. Das war keine schwierige Operation gewesen, denn ländliche Postkästen sind nicht danach gebaut, einer derartigen Attacke Widerstand zu leisten.
    »Eine Bande Posträuber«, schloß der Sergeant vage.
    Endlich war der Polizeiwagen wieder in der Richtung der Stadt abgefahren, die Nachbarn hinter doppelt verriegelten Türen verschwunden, und Miss Ellen kehrte in das dunkle Wohnzimmer zurück.
    »Sie sind alle weg. Der Postkasten ist aufgebrochen worden
    Sie zitterte so, daß sie sich setzen mußte. Aber die Ruhepause der tapferen Frau war nur kurz. Sie ging hinauf - ihr Vater schlief noch.
    Das Fenster des Wohnzimmers war mit Holzläden versehen; diese schloß Robin vorsichtig, bevor er die Lampe wieder anzündete.
    »Geh und leg dich schlafen«, sagte er.
    Oktober schüttelte heftig den Kopf. »Das könnte ich nicht. Wirklich. Ich bleibe hier, bis ich mich müde fühle.«
    Sie hob einen nackten Fuß nach dem anderen und wischte den Sand davon ab.
    »Dann, um Gottes willen, zieh dich an - und zieh dich warm an, denn ich will dir etwas sagen, das dein Blut zum Gefrieren bringen wird!«
    »Das wird«, sagte Oktober, als sie gehorsam zur Türe schritt, »das wird ja eine interessante Nacht.«
    Wenige Minuten später war sie wieder da. Warm, wenn auch nicht vollständig bekleidet.
    »Und nun los mit der Gruselgeschichte!« sagte sie.
    Er schritt im Zimmer auf und ab, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Sie dachte nach, weshalb er wohl die Brauen runzelte, und ob es wirklich noch etwas Ernstes zu hören gäbe.
    »Polizei oder keine Polizei, Lenny tot oder lebendig - diese Vögel haben sich noch nicht zur Nachtruhe begeben.«
    »Du meinst, daß sie wiederkommen?«
    »Jawohl, so sicher, wie du lebst!«
    »Wenn du fertig bist mit diesen einleitenden Bemerkungen, wirst du vielleicht so freundlich sein, mir mitzuteilen, weshalb du das glaubst?«
    Er lachte leise. »Also bitte: Ich bin zu nahe in Schußweite, als daß Elfrieda in ihren Bestrebungen nachließe. Es gibt nur eins, das sie zum Aufhören bringen kann. Das ist aber keineswegs ein Schießgewehr, sondern eine Füllfeder!«
    Sie schüttelte verständnislos den Kopf.
    »Verstehst du nicht? Zum erstenmal seit - ach, ich habe den Sinn für Zeit verloren - bin ich wieder in der Lage, zu schreiben. Und ich habe geschrieben, und man hat gesehen, wie ich etwas in den Postkasten warf und hat dies ins Hauptquartier - ich nehme an, das befand sich im Auto - gemeldet. Man ist die Briefe holen gegangen und hat sie auch gekriegt. Folglich sage ich mir, die Nacht ist für Elfrieda noch nicht zu Ende.«
    »Was hast du in den Briefen geschrieben?« fragte sie neugierig. »Es gab einen sehr wichtigen Satz in dem wichtigsten dieser Briefe - er stand gleich zu Anfang und lautete wie folgt: ›Dies ist fast wörtlich eine Kopie des Briefes, den ich Ihnen gestern nacht aus Littleberg sandte, aber ich fürchte, daß dieser erste Brief verlorengegangen ist.‹«
    »Hast du denn gestern nacht aus Littleberg geschrieben?« fragte sie erstaunt. Er schüttelte den Kopf.
    »Nein - das war nur ein genialer Einfall, dieser Passus. Nun ist die Frage: Wird Elfrieda auf meinen Bluff hereinfallen?«
    »Aber für wen war der Brief bestimmt?« fragte sie.
    »Für meinen Freund - sein Name ist Mortimer und, um genau zu sein: Er ist als Diener bei einem Verrückten angestellt.«
    »Ich gebe es auf!« sagte sie verzweifelt, »und mein Blut gefriert gar nicht, sondern ich bin entsetzlich enttäuscht.«
    Er schlug vor, sie sollte sich schlafen legen und gut schlafen. Sie suchte ihren Roman, den Miss Ellen wieder auf seinen Platz gelegt hatte, und fand ihn auch. Robin kehrte zu Tinte und Feder zurück und fing von neuem an, Briefe zu schreiben. Die Standuhr auf dem Vorplatz hatte einen sanften, volltönenden Schlag.
    Oktober sah von ihrem Buch auf und zählte zwölf.
    Robin blickte zu ihr hin.
    »Hast du ein gutes Gehör?« fragte er leise.
    »Ja, warum denn?«
    Er antwortete nicht gleich; seine Augen wanderten zur Tür. »Irgendwo klingelt es.«
    Jetzt hörte sie es auch. Ein dünnes Klingeln, durch viele Türen

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