Nach Norden, Strolch
heraus und breitete es vor ihm aus.
»Ich kann mich der Überzeugung nicht verschließen, daß du mir alle diese dummen Dinge, die geschehen sind seit der Nacht, in der ich dich besuchte, übelnimmst, Robin. Das scheint furchtbar lange her zu sein, nicht wahr? Ein Unglück, daß du Alan in Schenectady gesehen hast -«
»Aber ein Glück für ihn, daß ich ihn seither nicht gesehen habe.« Seine Stimme war samtweich, er lächelte. Sie schauderte ein wenig, da sie die Familie Beausere genau kannte. Einer hatte sich einmal am Tower von London mit genau diesem Lächeln den Kopf abschlagen lassen und hatte noch über einen höchst privaten Witz gelächelt, als der Henker den Kopf der halberstarrten Zuschauermenge gezeigt hatte. Noch ein anderer hatte auf diese Art in Gegenwart Richards von Gloucester gelächelt im Augenblick, als der Herzog von Clarence ihn niederschlug. Alle hatten sie bei Gefahren auf diese Weise gelächelt. Sie waren am gefährlichsten, wenn sie am fröhlichsten schienen.
»Alan kann für sich selbst sorgen. Er ist nicht gerade ein Feigling. Ein Narr, zugegeben, aber kein Mann meines Blutes ist ein Feigling.«
Und doch hatte er sie erschüttert. Sie hatte einen Augenblick lang Angst verspürt, und er wußte das.
»Es gibt verschiedene Arten der Feigheit. Wir wollen uns über die Ethik der ganzen Angelegenheit nicht unterhalten.«
Er hatte das Blatt Papier, das sie auf dem Schreibtisch ausgebreitet hatte, gesehen. Form und Farbe waren ihm bekannt, aber er sagte nichts und wartete darauf, daß sie ihren Besuch erklären sollte, der jetzt allerdings keiner Erklärung mehr bedurfte.
»Soll ich offen sein, Robin?« Er nickte. »Ich will nach Europa zurück. Meine Agenten haben für mich eine entzückende Villa in Cannes gefunden. Ich werde den Court verkaufen und das Haus in London vermieten. Aber ich habe eine erschreckende Anzahl Rechnungen zu bezahlen, und eine ganze Reihe Gläubiger fängt an, unangenehm zu werden. Ich möchte sauber anfangen, und das kann ich nur, wenn du mir hilfst.«
»Wie soll ich dir helfen?«
Sie nahm den Scheck auf; alles war schon ausgefüllt. Es fehlte nur noch die Unterschrift. Die Summe war sehr groß. Er lächelte wieder und gab ihr den Streifen Papier zurück.
»Nein«, sagte er.
Er fügte keine Bitte um Verzeihung hinzu, wie er es bei einer anderen Gelegenheit getan hatte.
»Nein?«
Ihr Kopf neigte sich zur Seite; ihre Lippen waren fest aufeinandergepreßt.
»Das bedeutet eine Menge Unannehmlichkeiten - für uns beide. Es wäre mir sehr unangenehm, dich vor einem amerikanischen Gericht zu sehen und diese ganze Geschichte der Öffentlichkeit preiszugeben. Natürlich, da du ja im Bilde bist über das, was dir bevorstünde, ist es unwahrscheinlich, daß du dich ohne Widerstand wegen Mordes verhaften läßt. Es wäre mir schrecklich zu hören, du wärest wie ein Hund niedergeknallt worden - von einem oder zwei elenden Polizisten.«
»Oder zwei Verbrechern«, schlug er vor. »Solche Unfälle passieren leicht, und im allgemeinen darf sich der Mörder noch darauf berufen, eine gute Tat begangen zu haben. - Verzeihung - ich habe dich unterbrochen.«
»Das möchte ich alles vermeiden, und ich möchte sehen, wie du mit allem Komfort über die Grenze fährst, ohne Lärm und ohne Skandal. Ich nehme an, daß das Mädchen dir nichts bedeutet?«
Sie beobachtete ihn scharf und wäre erfreut gewesen, einen neuen, wirksamen Hebel gefunden zu haben.
»Wir wollen über das Mädchen nicht weiter sprechen«, sagte er.
Eine ihrer Schultern zuckte hoch - er kannte das Anzeichen, hätte ihre nächsten Worte Voraussagen können.
»Nun - da kann man nichts machen. Ich hatte gehofft, du würdest vernünftig sein.«
Ein Handeln gab es nicht: Sie war um eine Anleihe gekommen, die ihr abgeschlagen war, damit war die Angelegenheit für sie erledigt.
»Gute Nacht, Robin«, sie hob ihre Ledertasche auf, stopfte den Scheck hinein und ließ das Schloß zuschnappen.
»Du hast es doch nicht eilig?« fragte er.
Sie wartete.
»Die Villa in Cannes - wie reizend! Ich sehe förmlich, wie du dort alt wirst, eine fast legendäre Gestalt, im Kasino eine ehrbare und sparsame Spielerin. Alan wird es langweilig finden, aber er kann ja reisen. Was ist eigentlich das amerikanische Gegenstück für das englische Aylesbury?«
Sie verstand ihn nicht gleich.
»Aylesbury? Du meinst das große Jagdrevier?«
Seine Zähne wurden bei seinem Lächeln sichtbar.
»Nein, ich denke an die Gejagten. Es gibt
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