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Nach Norden, Strolch

Nach Norden, Strolch

Titel: Nach Norden, Strolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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gedämpft.
    »Meinst du, es ist Miss Ellen …? Vielleicht geht es ihrem Vater schlechter. Soll ich gehen?«
    Er winkte ihr, sitzen zu bleiben, und war schon halbwegs zur Tür, als diese aufflog. Miss Ellen stürzte aufgeregt herein.
    »Jemand ist an der Gartentür - es klingelt!« stammelte sie. »Es ist zwölf … Ein Automobil steht vor dem Haus …«
    »So?« Robins Gesicht wurde ausdruckslos. »Soll ich aufmachen?« fragte er.
    Miss Ellens Gesicht zuckte. »Nein - ich werde öffnen!« Ihre Stimme klang gezwungen und unnatürlich. »Ich werde aufmachen -«
    Sie ging festen Schrittes aus dem Zimmer. Er folgte ihr und machte Oktober ein Zeichen, das Licht zu löschen. Unter der Tür zog er seine Pistole aus der Tasche. Man hörte das Rasseln einer Kette und das Knirschen eines Schlosses.
    »Wer ist da?« fragte Miss Ellen.
    »Eine Dame, die Mr. Robin Beausere zu sprechen wünscht.«
    Robin ließ vor Erstaunen beinahe die Pistole fallen, denn die Frau, die sprach - war Lady Georgina.

13
    »Lassen Sie sie herein«, flüsterte er und schritt zurück in das Wohnzimmer. Oktober knipste die Lampe wieder an.
    Georgina war allein; das sah er, als ihre große Gestalt in der Türöffnung erschien.
    »Kommen Sie nur herein, Elfrieda«, sagte er und schritt zur Seite, damit sie vorbei konnte.
    In ihren weißbehandschuhten Händen trug sie eine Lorgnette. Diese hob sie und musterte Oktober mit einem langen, festen Blick. Die Veranlagung und Ausgeglichenheit des Mädchens waren derart, daß sie unter dieser Prüfung weder böse noch verlegen wurde, sondern mit ruhigem Ernst der ihr entgegengebrachten Unverschämtheit begegnete.
    »Ist das das Mädchen?«
    »Das ist meine Frau - jawohl«, erwiderte er ruhig.
    »Was Sie nicht sagen!«
    Eine ironische Höflichkeit kann sehr beleidigend sein, und doch hatte Georgina nicht den leisesten Wunsch, beleidigend zu sein. Eigentlich war sie mit einem zur Unterschrift bereiten Waffenstillstandsvertrag gekommen. Ganz wörtlich trug sie nämlich in der ledernen Handtasche, die von ihrem Handgelenk herabhing, ein Dokument, das sowohl Waffenstillstand als eine allerdings einseitige Reparation darstellte.
    »Ich möchte Sie allein sprechen«, sagte sie.
    Miss Ellen stand mit gefalteten Händen auf der Schwelle des Zimmers; bei diesen Worten verschwand sie lautlos.
    »Soll ich auch gehen?« Oktober brauchte nur die Bejahung in seinen Augen zu lesen, um ihrer Wirtin zu folgen. Robin schloß die Tür.
    »Meine Gnädigste«, sagte er, »wollen Sie sich nicht setzen?«
    Georgina lehnte mit einer Bewegung ab.
    »Ich vermute, du kehrst nach Kanada zurück?« begann sie.
    »Das hoffe ich«, sagte er. Er war sehr vorsichtig in der Wahl seiner Worte. »Du hast meinen Brief gelesen?«
    Ihre Augenbrauen hoben sich. »Ich kann mich nicht entsinnen, daß du mir geschrieben hast.«
    »Das hab’ ich auch nicht; ich kann mich überhaupt nicht entsinnen, wann ich dir zum letztenmal geschrieben habe. Aber ich nehme dennoch an, daß du meinen Brief gelesen hast.«
    Sie überhörte die Frage. Es war auch keine Frage, die sie beantworten konnte, ohne sich allzusehr in Nachteil zu setzen, und in dieser heiklen Situation kam es darauf an, die Oberhand zu behalten. »Robin, ich bin in allerhand Schwierigkeiten. Das weißt du ja. Ich habe Methway Court zu unterhalten, Alan zu versorgen - der Junge soll endlich heiraten -, das Haus in North Audley Street, das das Geld einfach frißt und -«
    »Laufende Spesen?« schlug er vor, als sie pausierte, »die müssen ziemlich ausgiebig sein. Ich weiß nicht, was Verbrecher im Abonnement kosten, aber ich nehme an, sie sind teuer. Selbst ein Bandit zweiten Ranges ist nicht billig, wenn ich mich nicht irre. Du hast eine wirklich feudale Einstellung, Georgina. Ich habe mir oft überlegt, warum dein rotbärtiger Diener nicht deine Livree trägt oder dein Wappen auf der Brust - drei springende Leoparden auf gelbem Felde, nicht wahr? Und auch Lenny wäre in einer Rüstung fabelhaft anzuschauen, dein flammendes Banner tragend.«
    Sie nahm diese Scherze ohne sichtbaren Groll hin. Er konnte sie ohne Vorbehalt bewundern, da er ihre eigenartige Moral schon längst gewohnt war. Sie war sechzig Jahre alt, gerade wie eine Lanze lind immer noch faszinierend mit ihren schönen Augen, die schwarz wie die Nacht waren und ebenso unergründlich.
    »Du hast mich unterbrochen, Robin.«
    »Verzeihung!«
    Sie legte die Ledertasche auf den Tisch, wo er geschrieben hatte, nahm ein gefaltetes Stück Papier

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