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Nachhilfe in Erster Liebe

Nachhilfe in Erster Liebe

Titel: Nachhilfe in Erster Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Massoth
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der Erkältung so verquollen bin. Jedenfalls brauche ich meine Sandalen nun sowieso nicht mehr.
    Ich versichere meinen Eltern, dass sie ruhig ihren Ausflug machen und mich im Bett liegen lassen können, weil ich außer schlafen sowieso nichts will.
    Das ist zwar gelogen, ich will nämlich eine ganze Menge, aber was ich wirklich will, ist leider unerfüllbar. Bevor ich wieder vor Erschöpfung einschlafe, kommt mir noch eine Idee, was passiert sein könnte:
    Alle dachten, Jan und ich sind ein Paar. Was ihn gar nicht gestört hat. Aber was, wenn jemand Jan zum Beispiel erzählt hat, ich hätte rumerzählt, er küsse total schlecht oder habe ekelhaften Mundgeruch? Dann wäre sein Ruf als cooler Typ dahin und er würde total lächerlich dastehen. Klar, dass er dann nichts mehr mit mir zu tun haben wollte. Das heißt, ich muss eigentlich wirklich nur herausfinden, wer so eine Lüge weitererzählt hat und was für eine Lüge es genau ist.

    »Nur« ist in dem Zusammenhang natürlich stark untertrieben. Denn niemand schickt mir eine SMS oder ruft mich an. Trotz der hohen Auslandsgebühren und dem Streit mit meinen Freundinnen überwinde ich mich nach stundenlangem Liegen und Überlegen und schicke Patricia eine SMS, weil ich die Ungewissheit und das Warten kaum mehr aushalte. Ich falle natürlich trotzdem nicht gleich mit der Tür ins Haus, sondern schreibe ihr ganz unverbindlich, wie’s mir geht, und frage, wie’s ihr geht, um erst mal überhaupt wieder einen Kontakt herzustellen.
    Dann warte ich und warte und warte und sehe alle paar Minuten auf mein Handy, ob eine Nachricht von ihr kommt. Endlich höre ich meine SMS-Melodie und lese total gespannt. »Gute Besserung, bis in der Schule, Patricia«, ist alles, was sie schreibt. Das »bis in der Schule« heißt ganz klar: Bevor die Schule nächste Woche wieder anfängt und wir uns dort zwangsläufig sehen, will sie mit mir nach wie vor nichts zu tun haben.
    Das kann ich also vergessen, von ihr irgendetwas wegen Jan herauszukriegen. Wer sowieso mehr mit Jan zu tun hat, ist Marie. Also überwinde ich mich noch einmal und schreibe ihr eine ähnliche SMS wie Patricia.
    Wieder warte und warte und warte ich und sehe ständig auf mein Handy. Dann muss ich vor Erschöpfung doch wieder eingeschlafen sein, weil mich erst die SMS-Melodie weckt. Ich bin sofort hellwach und greife nach meinem Handy. »Frohe Ostern, bis in einer Woche«, lese ich von Marie.
    Eindeutiger geht’s wirklich nicht. Und wenn auch sie während
der Ferien nichts mit mir zu tun haben will, dann brauche ich bei Siri erst gar keinen SMS-Versuch wagen. Wenn sie mir überhaupt zurückschriebe, dann höchstens wüste Beschimpfungen, bei denen »Vöse« noch zu den freundlicheren zählen würde.
     
    »Lasst mich ein Jahr als Austauschschülerin nach Frankreich gehen«, schlage ich meinen Eltern in meiner Verzweiflung vor. Denn dann wäre ich weit weg von all meinen Problemen.
    »Du bist viel zu jung, mein Schatz.«
    »Zuerst machst du die Zehnte, damit du wenigstens den Realschulabschluss hast, wenn etwas schiefgeht.«
    »Warte bis zur Elften. Vielleicht geht dann sogar eine deiner Freundinnen mit, Patricia zum Beispiel. Deren Eltern sind bestimmt froh, wenn eines der vielen Kinder aus dem Haus ist.«
    Vielen Dank! Ich will ja weg von Patricia und nicht hier noch ein ganzes Jahr mit ihr verbringen. Was ich meinen Eltern mal wieder so nicht sagen kann. Meinen verzweifelten Gesichtsausdruck interpretieren sie zum Glück falsch.
    »Tut uns leid, dass wir dich nicht sofort gehen lassen, aber das will doch gut überlegt und geplant sein.«
    Mein Vater grinst: »Und vielleicht willst du in der Elften ja gar nicht mehr weg, weil du dann einen Freund hast, dem es das Herz brechen würde.«
    » Mein Herz ist gebrochen«, schreie ich innerlich. »Genau deshalb will ich ja weg, und das sofort !«
    Mein Schrei dringt allerdings nicht nach außen, ich sinke nur mit einem Seufzer in die Kissen zurück.

    Ich bin der einsamste Mensch und doch nicht richtig allein, weil ich immer an Jan denken muss. Jan, den ich trotz allem nicht aus meinem Kopf kriege. Und schon gar nicht aus meinem Herzen. Alles mit Jan war so schön. Jan war schön. Jan ist immer noch schön.
    Und ich selbst bin schön blöd, dass ich trotz allem hoffe, dass noch alles gut werden kann. Hier kann es das zumindest nicht. Die restlichen Tage in Frankreich sind nicht nur wegen meines Fiebers die Hölle.
    Am Ende bin ich sogar froh, endlich wieder in die Schule zu

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