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Nachhilfe in Erster Liebe

Nachhilfe in Erster Liebe

Titel: Nachhilfe in Erster Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Massoth
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herauskommen soll, wann er endet und vor allem: worum es überhaupt geht.
    Irgendwie schleppe ich mich zum Esstisch zurück, aber ich kriege keinen Bissen mehr hinunter. Als meine Mutter deswegen noch mit mir zu schimpfen beginnt, kann ich nicht anders und muss total losheulen. Heilbutt in Salzsoße quasi. Ich höre, wie mein Vater leise »Liebeskummer« zu meiner Mutter flüstert. Normalerweise wäre mir das so peinlich, dass ich ihn deswegen anschnauzen würde, aber nicht einmal dazu habe ich jetzt noch Kraft. Auch meine Mutter sieht nun ein, dass ich nicht mehr weiteressen muss. Aber obwohl sie mich ganz lieb in den Arm nimmt und in mein Zimmer bringt, schaffe ich es nicht, ihr zu erzählen, was passiert ist. Und meine Freundinnen, die nicht mehr meine Freundinnen sind, traue ich mich sowieso nicht mehr anzurufen.
    Als ich im Bett wenigstens meinem Teddybären erzähle, was passiert ist, merke ich, dass nicht mal er mir noch Trost spenden kann. Es erscheint mir jetzt total unvorstellbar, dass ich gestern Abend um diese Zeit so glücklich war und dachte, mir kann nichts Schlimmes mehr passieren. Wie kann sich
das Leben in nur vierundzwanzig Stunden so komplett drehen?
    Ich drehe mich auch, nämlich in meinem Bett, wälze mich hin und her und heule mich irgendwann doch noch in den Schlaf.

22. Kapitel
    I ch wache am nächsten Morgen auf mit Kopfschmerzen, verquollenen Augen und rot geschwollener Nase. Wäre Fastnacht, könnte ich ohne Schminke als trauriger Clown gehen. Aber es ist der letzte Schultag vor den Osterferien, an dem mich meine Mutter zum Glück krankmeldet. Allerdings nicht, weil es mir tatsächlich schlecht geht, sondern weil wir heute schon in Urlaub fliegen.
    »Dann ist es billiger«, sagt meine Mutter zu uns.
    »Die arme Katja hat sich einen Virus eingefangen«, sagt sie zu meiner Klassenlehrerin und glaubt im Ernst, Frau Hoff würde ihr das abnehmen. Dabei ist meine Mutter Wiederholungstäterin. Und Frau Hoff nicht so blöd, wie sie manchmal aussieht. Ich habe schon vor den letzten Herbstferien gefehlt und vor den letzten Sommerferien auch.
    Sonst finde ich es ziemlich doof zu fehlen, weil am letzten Schultag sowieso nichts mehr gemacht wird, aber wir uns alle über die Ferien unterhalten und so voneinander verabschieden, als würden wir uns bis zum fünfzigjährigen Abitreffen nicht mehr sehen. Das ist total schön. Aber heute bin ich so
was von froh, dass ich nicht mehr in die Schule muss und gleich weit weit weg sein werde von Jan.
    Und dankbar über Patricias Geduld, mir letztes Jahr das Schminken beigebracht zu haben. Wie alles kann ich auch das nur so einigermaßen, aber einigermaßen überschminkt und damit halbwegs normal am Flughafen aufzutauchen ist auf jeden Fall besser als ungeschminkt und wie ein Clown.
     
    »Du siehst aus wie ein Clown«, muss ich mir von meinem bescheuerten Bruder trotzdem anhören, als ich geschminkt und mit meinem Koffer in den Flur komme.
    »Wohl zu tief in Mamis Farbtopf gegriffen«, lacht er sich halbtot.
    »Dein blödes Gesicht wird ja dagegen jeder ungeschminkt sehen, wenn du heute deine Abiprüfung verbockst.«
    Im Gegensatz zu sonst lässt mich Joachim nach meinem Konter in Ruhe, weil er tatsächlich so nervös ist vor seiner Prüfung. Meine Eltern wünschen ihm alles Gute und dass er sie auf dem Handy anrufen soll, wie es gelaufen ist, dann verabschieden wir uns.
    Normalerweise würde meine Mutter jetzt so einiges zu mir sagen. Sie findet es nämlich nicht gut, wenn ich mich in meinem Alter schon schminke. Aber ich merke, wie mein Vater sie im Griff hat, seit er ihr gestern das mit dem »Liebeskummer« zugeflüstert hat. Beide trauen sich nicht, etwas zu sagen, und das ist auch gut so. Ich bin nämlich noch total durcheinander von dem, was mir Jan gestern an den Kopf geworfen hat. Ich bin sogar so fertig, dass ich überhaupt nicht
auf den Flug achte, dabei fand ich das früher immer das Schönste am ganzen Urlaub.
    Aber diesmal erinnert mich das Kribbeln beim Start und bei der Landung nicht an Verliebtsein, sondern nur noch schmerzlicher an das, was ich verloren habe, bevor ich es überhaupt richtig besessen hatte: Jan.
     
    Als wir am Nachmittag in unserem kleinen Hotel in der Nähe von Marseille angekommen sind und vom Balkon aus auf das glitzernde Meer sehen, muss ich spontan daran denken, wie gern ich das Jan zeigen würde, weil er doch inzwischen so viel Interesse an Frankreich hat. Und dann fällt mir wieder ein, dass er auf jeden Fall kein Interesse

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