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Nachhilfe in Erster Liebe

Nachhilfe in Erster Liebe

Titel: Nachhilfe in Erster Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Massoth
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Eigentlich habe ich überhaupt keinen Hunger, aber so bin ich wenigstens beschäftigt und muss nicht alle ansehen. In Frankreich habe ich geglaubt, wenn ich wieder hier wäre, würde sich alles aufklären. Jetzt bin ich hier und nichts hat sich aufgeklärt. Ich weiß zwar, dass mich alle für eine Lügnerin halten, weil sie erfahren haben, dass ich gar nicht mit Jan zusammen war. Aber wer hat ihnen das jetzt so erzählt, dass sie demjenigen glauben, wenn sie es mir nicht geglaubt haben? Und warum ist Jan sauer auf mich, nur weil ein Gerücht aus der Welt geschafft worden ist? Dem war doch sowieso immer egal, was über uns erzählt wurde.
    Das heißt, fast! Siedend heiß fällt mir ein, dass Jan cool blieb, wenn jemand etwas zu unserer »Beziehung« sagte, aber nie wollte, dass jemand von der Nachhilfe erfährt.
    Falls das stimmt und nun irgendwie herausgekommen ist, dass er bei mir immer zur Nachhilfe war, ist klar, warum alle wissen, dass wir nicht wirklich zusammen waren. Was nicht dazu passt, ist, dass ja gar keiner von der Nachhilfe wusste.
    Bis auf meine Eltern natürlich. Und seine Mutter. Und sein Bruder. Und mein Bruder …
    Genau der kommt mir verdächtig wahrscheinlich vor. Vor allem seit er weiß, dass ich ihn wegen Jan für die Computerspiellüge benutzt habe.
    Nur blöd, dass ich ihn nicht sofort fragen kann, weil ich
ihn nicht sehe. Weil ich überhaupt keinen mehr sehe. Weil die Pause schon vorbei ist und ich mich beeilen muss, rechtzeitig in meine Klasse zurückzukommen, um heute nicht noch mehr aufzufallen.
     
    Als ich Joachim zwei Schulstunden später finde und von seinen Freunden loseisen will, ist er natürlich alles andere als erfreut.
    »Kannst du die nächsten paar Wochen bis zu meinem Schulende nicht mal so tun, als wärst du ein Einzelkind?«
    Am Ende lässt er sich dann doch mitziehen.
    »Hast du irgendjemandem von meiner Nachhilfe erzählt?«
    »Du brauchst Nachhilfe, Lästerschwein? Sooo schlecht geworden?« Ich hasse ihn manchmal wirklich.
    »Du weißt genau, was ich meine.«
    »Sprechen wir etwa von Jan, deinem süßen Geheimnis?«
    Gar nicht darauf eingehen, gar nicht provozieren lassen. Der Umgang mit älteren blöden Brüdern bereitet einen schon perfekt aufs Berufsleben mit älteren blöden Vorgesetzten vor. Sagt zumindest Patricia, die genug ältere Geschwister hat, die wiederum schon arbeiten und das über ihre anderen noch älteren Geschwister im Vergleich mit den Vorgesetzten gesagt haben.
    »Also, was ist jetzt? Hast du oder hast du nicht?«
    Joachim grinst breit. »Natürlich habe ich. Die Frage ist nur, was.«
    Gleich platze ich doch.
    »Du kennst die Frage. Oder muss Papa dir erst ein Hörgerät besorgen?«, blaffe ich ihn total sauer an.

    Das Gute an älteren Brüdern ist, dass sie im Laufe des gemeinsamen Lebens doch gelernt haben, wann eine kleine Schwester wirklich auszurasten droht und es geboten ist nachzugeben.
    »Was immer du mit deinem Jan am Laufen hast, tangiert mich genauso wenig wie die Abiklausuren von nächstem Jahr.«
    »Also hast du nichts gesagt?«
    »Hab ich doch gerade gesagt.«
    Ich könnte das »Hast du nicht«-«Hab ich doch«-Spielchen beginnen, aber das ist mir jetzt wirklich zu blöd. Ich starre meinem Bruder bohrend in die Augen und wenn ich könnte bis ins Hirn, um herauszukriegen, ob er auch nicht lügt.
    Joachim seufzt. »Was immer gerade dein Problem ist, ich habe wirklich nichts damit zu tun. Ich schwöre.«
    Tut er jetzt tatsächlich. Und mir bleibt nichts anderes übrig, als ihm Glauben zu schenken.
     
    Die restlichen zwei Unterrichtsstunden verbringe ich damit, einen Plan auszuarbeiten, wann ich von den restlichen Verdächtigen wen und wie unauffällig befrage. Meine Eltern beim Abendessen, okay. Aber wie komme ich an Jans Mutter heran? Und wie an Lars, der noch auf der Grundschule ist?
     
    Als die Schule aus ist, bin ich zu dem Schluss gekommen, erst einmal wieder meine Oma zu besuchen, weil sie echt die besten Ratschläge gibt. Und die sind im Gegensatz zu den Kommentaren meiner Mutter so gut, dass ich mich manchmal frage, ob meine Mutter nicht auch schon bei ihrer eigenen
Geburt im Krankenhaus verwechselt worden sein muss, so unähnlich sind sich meine Oma und meine Mutter.
    Zunächst kann ich bei meiner Oma aber gar nicht reden, weil ich ihr leckeres Nusseis-Pfirsichkompott esse. Nach zwei riesigen Portionen, die mich bestimmt über die 50-Kilo-Marke bringen, kann ich endlich anfangen und hatte beim Essen sogar noch Zeit genug zu

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