Nachhilfe in Erster Liebe
das mit der Nachhilfe. Du gehst jetzt zu Patricia und dann mit ihr zu Siri und erklärst ihnen auch, was alles gelaufen ist. Wir treffen uns später dort.«
Ganz leicht fällt es mir nicht, zu Patricia zu gehen. Aber besser als gleich zu Siri. Das wird nämlich ’ne Nummer härter. Aber wenn dafür wieder alles mit Jan in Ordnung kommt …?
Mir ist mulmig, als ich bei Patricia klingle, aber ich nehme ihr sofort den Wind aus den Segeln, als ich noch an der Haustür das tue, was sie heute früh verlangt hat.
»Tut mir alles total leid, was die letzten Wochen gelaufen ist und dass ich dich anlügen musste. Entschuldigung, echt. Und jetzt kann ich dir sogar alles erklären.«
»Dann komm rein«, reißt Patricia die Tür weit auf. »Ich bin heute früh in der Schule eh fast geplatzt vor Neugier. Aber wir hatten ausgemacht, dich zu ignorieren.« Patricia guckt ganz geknickt und ich muss lachen.
»Heute früh in der Schule habe ich mich eigentlich wie in der Hölle gefühlt, aber verglichen mit dir und deiner Neugier war ich wahrscheinlich nur in einem Backofen.«
»Einem ausgeschalteten«, betont Patricia ihre großen Qualen, und obwohl wir noch gar nicht über das Eigentliche geredet haben, fallen wir uns jetzt schon im Flur in die Arme vor Erleichterung, dass wir endlich wieder befreundet sein können.
Und dann erzähle ich ihr alles.
Fast alles. Aber was ich nicht erzähle, weiß sie als beste Freundin trotzdem:
»Du kannst mir nicht erzählen, dass Jan und du nur brav gelernt habt wie Lehrer und Schüler oder wie Fußballkumpel. Da war doch garantiert mehr? Gib’s zu!«
Jetzt bloß keine Lügen mehr.
»Leider nicht von beiden Seiten«, seufze ich wahrheitsgemäß.
Patricia nickt mitfühlend. »Bei dem hat eben keine eine Chance. Aber schön war’s bestimmt trotzdem, oder?«
Ich nicke mit einem selig-dämlichen Lächeln.
»Mann, hast du ein Glück!«
»Ich hatte Glück. Aber wenn ich’s wiederhaben will, müssen wir jetzt zu Siri«, erinnere ich mich an die Vereinbarung mit Marie.
Auf dem Weg dorthin versichern wir uns noch mal, dass wir fast verrückt geworden sind ohne einander. Wie schlimm es für mich war, alles mit der Nachhilfe zu verschweigen. Und der Tag, als Patricia bei mir im Zimmer und Jan unter dem Bett lag. Patricia kann zum Glück ja nie lange wegen
irgendetwas böse sein, und so kichert sie jetzt bei dem Gedanken, was er alles mitangehört haben muss.
Dann umarmt sie mich mitten auf der Straße. »Nun weiß ich wirklich, dass du eine super beste Freundin bist, Katja.«
Jetzt bin ich aber doch verblüfft, nachdem sie mir kürzlich noch vorgeworfen hat, ich wäre eine Lügnerin und nicht wert, eine Freundin zu sein.
»Dir kann man alles anvertrauen. Du stehst nämlich hundertprozentig zu deinem Wort, so wie bei Jan, und kannst jedes Geheimnis für dich behalten, im Gegensatz zu mir«, erklärt sie zerknirscht.
Ich lobe sie dafür, dass sie immer direkt und ehrlich ist, sagt, was Sache ist und was sie denkt, und überhaupt die beste Freundin ist, die man sich vorstellen kann. Und wir umarmen uns schon wieder.
Siri ist total erstaunt, Patricia und mich gemeinsam und vor allem so einträchtig vor ihrer Tür stehen zu sehen. In ihrem Schock sagt sie aber gar nichts außer »Kommt rein«.
Als kurz darauf auch noch Marie klingelt, will sie aber doch wissen, was diese Vollversammlung zu bedeuten hat. Ich würde jetzt viel lieber wissen, wie es bei Marie und Jan gelaufen ist, doch die wehrt ab.
»Erst machen wir hier reinen Tisch, damit Siri Bescheid weiß.«
Siri guckt uns der Reihe nach an. »Ist das eine Verschwörung? Und warum redet ihr auf einmal wieder mit Katja?«
»Genau das wird sie dir jetzt erklären«, schiebt mich Marie vor, und so erzähle ich noch einmal, diesmal mit Kommentaren
von Patricia und Erklärungen von Marie angereichert und dadurch noch viel länger als vorher bei Patricia, was in der Zwischenzeit mit Jan passiert ist, wie sich die Nachhilfe wegen unserer Mütter ergeben hat, dass ich Jan versprochen habe, nichts davon weiterzusagen, dass zwischen Jan und mir überhaupt nichts gelaufen ist und dass ich nicht schuld bin, dass er sauer auf mich war, weil ich gar nichts ausgeplaudert habe, sondern sein kleiner Bruder Lars.
»Woher weißt du das auf einmal?« Dass Marie mir geholfen hat, wollte ich vor Siri lieber nicht ausplaudern. Jetzt sehen Marie und ich uns an.
»Hilft ja doch nichts«, nimmt Marie ihren Mut zusammen. »Ich hab’s ihr erzählt, und
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