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Nachhilfe in Erster Liebe

Nachhilfe in Erster Liebe

Titel: Nachhilfe in Erster Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Massoth
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es selbst Marie sofort merkt.

    »Erst war Jan da, jetzt du. Scheint euch ja beide zu beschäftigen. Also, komm rein.«
     
    Es ist ein seltsames Gefühl, bei Marie im Keller zu sitzen. Dort, wo Jan und ich vor Kurzem noch für ein Paar gehalten wurden. Selbst wenn wir jetzt die einzigen beiden Menschen am Nordpol wären, würde sich jeder von uns seine eigene Eisscholle suchen.
    Eine Taktik, wie ich nun am besten vorgehen muss, brauche ich mir zum Glück nicht zu überlegen, denn Marie spielt beim Fußball im Sturm. Also Angriff und immer direkt aufs Ziel zu: »Du weißt von der Nachhilfe mit Jan?«
    Marie zuckt die Schultern. »Ich hab ihn ja selber gefragt.«
    Jetzt zucke ich , aber nicht mit den Schultern.
    »Du kommst doch nicht einfach so von selbst darauf, ihn zu fragen, ob er Nachhilfe bekommt?«
    Marie zuckt wieder die Schultern. »Ich hab’s halt gehört und da bin ich im Training zu ihm hin.«
    »Was genau hast du gehört und von wem?«
    Marie zuckt schon wieder die Schultern. Sie scheint dort mehr Muskeln zu haben als in den Waden. Und im Kopf. Fußballerkrankheit: Schnell auf dem Platz, langsam im Satz.
    »Keine Ahnung. Ich habe ihn einfach beim Aufwärmen angehauen und gesagt: ›Hey, stimmt das, die Katja gibt dir die ganze Zeit Nachhilfe?‹, oder so. Ich hab sowieso nicht kapiert, warum er dann fast ausgetickt ist.«
    »Weil er gedacht hat, du weißt das von mir, und ich habe mich nicht an unsere Abmachung gehalten.« Ich bin zwar schlecht beim Fußball, aber gut im Kombinieren.

    »Welche Abmachung?«
    »Ich sollte nichts verraten. Es war ihm peinlich, dass er Nachhilfe braucht, um nicht wieder sitzen zu bleiben. Kann man ja verstehen, oder? »
    Marie hat ausgezuckt, sie nickt jetzt. »Die Fußballer haben wirklich gleich gelästert, als sie das mitbekommen haben.«
    »Die waren alle dabei, als du ihn das gefragt hast?«
    »Wo sonst, war ja beim Aufwärmtraining.«
    Ich stöhne auf, weil ich mir genau vorstellen kann, wie sich diese Neuigkeit danach in der ganzen Schule wie Pickel verbreitet hat. Klar, dass es für Jan eine Katastrophe gewesen sein muss. Und für mich hält Marie jetzt auch noch eine bereit: »Die haben sich sowieso die ganze Zeit gewundert, wieso Jan ausgerechnet mit dir was haben sollte, wo er doch jede …«
    Jetzt merkt selbst Marie, wie schlimm sich das für mich anhört, und bricht ab. Zum Glück reicht so eine Kränkung bei mir nicht mehr zum Weinen. Ich weiß inzwischen gut genug, wie chancenlos ich bei Jungs bin, und erst recht bei Jan. Also starre ich nur finster vor mich hin, bis Marie es irgendwie wiedergutmachen möchte. »Jan hat genauso ausgesehen wie du jetzt, als sie das gesagt haben.« Weil ich sie ungläubig ansehe, fügt sie schnell ein »Echt wahr!« hinzu.
    »Hat er mich verteidigt?«
    »Das nicht. Um dich ging es ja eigentlich auch nicht.«
    Jetzt übertreffe ich wahrscheinlich sogar Jans allerfinstersten Gesichtsausdruck. Marie kriegt dann aber tatsächlich die Kurve: »Sondern darum, dass er ohne so viel Nachhilfe wieder sitzen bleibt. Und wenn Jan eins wirklich nicht leiden kann, dann dass ihn jemand für dumm hält. Denn wer cool
ist, kann trotzdem gut in der Schule sein. Wollte er gern beweisen. «
    »Er ist ja auch nicht dumm«, bestätige ich eifrig, »es war super, mit ihm zu lernen.«
    »War zwar übel für uns, dass du so gelogen hast, aber ihn nicht zu verraten: Respekt!« Marie nickt mal wieder.
    Ich überlege, ob sie jetzt noch einmal nickt und dann wieder zu drei Mal Zucken übergeht oder ob etwas Neues kommt. Noch mehr überlege ich jedoch etwas anderes.
    »Wer hat mich aber verraten? Genau deshalb ist Jan doch so sauer auf mich, weil er denkt, ich war’s. Drum will er ja auch nichts mehr mit mir zu tun haben. Du musst mir helfen, Marie.«
    »Schon klar.« Marie nickt tatsächlich zum dritten Mal. »Nur wie?« Jetzt zuckt sie wieder. Ob ich Verhaltensforscher werden sollte? Aber erst einmal muss ich nach anderem forschen: »Versuch dich zu erinnern, wer dir erzählt hat, dass ich Jan Nachhilfe gebe.«
    »Als ich ihn darauf angesprochen habe, das war Donnerstag, glaube ich«, meint Marie endlich. Ich nicke ungeduldig. »Donnerstag vor den Ferien, ja. Danach kam er total wütend zu mir. Also was war da? Mit wem hast du vorher geredet? «
    »Ich war in der Schule, und dann daheim, und dann wollte ich abends zum Training.«
    Ich mache mit der Hand auffordernde Gesten vor Marie. Am liebsten würde ich sie schütteln, damit die Worte schneller

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