Nachricht von dir
dazu.«
»Dann sag ihm, er soll sich beeilen! Ich will die Personenbeschreibung in zehn Minuten herausgeben. Ab jetzt zählt jede Sekunde.«
Eine halbe Stunde später
Das Matchbox verdankte seinen Namen sicherlich den beengten Räumlichkeiten. Gott weiß, wie der Eigentümer es geschafft hatte, den gemütlichen kleinen Raum, an den sich ein Garten anschloss, so einzurichten, dass zwanzig Personen darin Platz fanden.
Jonathan saß vor einem Bagel und hatte Madeline gerade von seinem Treffen mit Francesca erzählt.
»Was hältst du davon?«
Er hatte ihr die genauen Umstände berichtet, unter denen seine Exfrau Lloyd Warner getötet und wie sie sich der Leiche entledigt und dann ihr Alibi mit George konstruiert hatte. Eine Meisterleistung, durch die sie einer Mordanklage entgangen war, aber ihre Ehe ruiniert hatte.
»Ich denke, wenn dieser Kerl tot ist, gibt es einen Schuft weniger auf der Welt«, meinte Madeline.
Eine Antwort à la Danny Doyle.
»Ich finde, deine Frau ist ganz schön kaltblütig und noch dazu unglaublich intelligent«, fügte sie hinzu.
Sie aß den letzten Bissen ihres Toasts mit frischem Ziegenkäse und trank einen Schluck Wein.
»Ich denke, du solltest dich wieder mit ihr versöhnen.«
Jonathan fiel aus allen Wolken. Innerhalb einer Sekunde hatte Madeline ihre ganze Geschichte zerstört.
»Und … wir?«
Sie sah ihm in die Augen.
»Machen wir uns nichts vor, unsere Beziehung ist noch nicht gefestigt. Wie sollte unsere Zukunft aussehen? Wir wohnen zehntausend Kilometer voneinander entfernt. Und irgendwann wirst du es bereuen, nicht zu deiner Frau und deinem Sohn zurückgekehrt zu sein.«
Jonathan versuchte, ruhig zu bleiben.
»Woher willst du das wissen? Wir werden uns doch wohl nicht wegen einer lächerlichen Hypothese trennen …«
»Du hast hier nichts mehr zu tun. Alice Dixon bedeutet dir nichts. Es ist nicht dein Kampf.«
»Sie gehört ebenso zu meinem Leben wie zu deinem!«
Diesmal hatte er die Stimme erhoben. In dem kleinen Restaurant wandten sich einige der Gäste ihm zu. Er hasste Lokale, in denen die Tische so eng standen wie hier, sodass man weder Bewegungsfreiheit noch ein Minimum an Privatsphäre hatte.
»Hör zu, Jonathan, diese Geschichte hat blutig begonnen, und sie wird blutig enden. Es gibt kein Happy End, und du bist nicht in der Lage, dich dieser Gewalt zu stellen. Ich bin Polizistin, Blythe arbeitet für das FBI , Danny ist ein Mörder, aber du …«
»Ich bin nur ein netter Restaurantbesitzer, meinst du das?«
»Du hast eine Familie …«
»Ich dachte, du könntest dazugehören«, erwiderte er und erhob sich.
Er legte zwei Geldscheine auf den Tisch und verließ das Lokal.
Es war das erste Mal, dass Madeline wirklich verliebt war. Trotzdem versuchte sie nicht, ihn zurückzuhalten.
»Pass auf dich auf!«, murmelte sie.
Aber er war schon gegangen.
Die Mexikaner, die Alice entführt hatten, waren offenbar zu allem bereit. Jonathan war zu sehr in seinem Stolz gekränkt, um zu begreifen, dass Madeline ihn nicht in dieses gefährliche Abenteuer mit hineinziehen wollte.
Die U -Bahn-Station Bedford Avenue war nur wenige Häuserblocks entfernt. Jonathan fuhr von dort zurück nach Greenwich.
In Claires Wohnung angelangt, blieb er zehn Minuten reglos unter der Dusche stehen. Er war erschöpft durch die Zeitverschiebung, den Schlafmangel und die widersprüchlichen Emotionen.
Fünfzehn Uhr. Er rief in San Francisco an und telefonierte lange mit seinem Sohn. Charly verstand nicht, warum sein Papa am Tag vor Weihnachten nicht bei ihm war. Aber Marcus erwies sich als fähig und ersetzte ihn, so gut er konnte, in der Vaterrolle, derer Jonathan sich niemals wirklich gewachsen gefühlt hatte.
Nach dem Gespräch mit seinem Sohn war er noch deprimierter. Um der Einsamkeit zu entkommen, zog er seinen Mantel an, um in der nächstbesten Bar einen Kaffee zu trinken. Er hoffte, das Koffein würde ihn wach machen. Für einen Moment tauchten Bilder von einer wiedervereinten Familie vor seinem geistigen Auge auf wie eine beruhigende Diashow. Er erinnerte sich an die glücklichen Zeiten mit seiner Frau und mit Charly. Francescas Geständnis hatte ihn von einem Leidensdruck befreit, der ihn seit zwei Jahren gelähmt und ihm sein Selbstvertrauen genommen hatte.
Jetzt hatte er die Möglichkeit, sein früheres Leben wiederaufzunehmen. War es nicht das, was er immer gewollt hatte? In zwei Stunden konnte er in einem Flugzeug nach Kalifornien sitzen,
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