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Nachricht von dir

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Titel: Nachricht von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Musso
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Fleetwood Mac verzehrten sie ihren Snack.
    »Wisst ihr, was? Ich nehme das berühmte Sandwich von Marcus in meine Speisekarte zu den Desserts auf«, meinte Jonathan lachend. »Ich bin sicher, das wird der große Renner!«
    Charly prustete los und hob plötzlich den Blick.
    »Wozu hast du denn all die Fotos aufgehängt?«, fragte Charly erstaunt und deutete auf die Abzüge von Madeline, die an die Küchenwand geheftet waren.
    Jonathan fühlte sich wie auf frischer Tat ertappt. Zwei Tage hatte er sich nun schon von der Neugier mitreißen lassen, jetzt aber konnte er Logik und Sinn seines Verhaltens selbst nicht mehr richtig verstehen. Warum hatte das Leben dieser Frau eine solche Faszination auf ihn ausgeübt? Warum hatte er geglaubt, eine Art Mission erfüllen zu müssen?
    »Du hast recht, wir nehmen sie wieder ab«, erwiderte er, fast erleichtert über diese Entscheidung.
    »Ich helfe dir«, schlug sein Schwager vor.
    Die beiden Männer erhoben sich und begannen, einen Abzug nach dem anderen zu entfernen.
    Madeline in Venedig, Madeline in Rom, Madeline in New York …
    »Hier, hast du das gesehen? Cantona …«
    »Was?«
    Marcus hielt ihm das Foto hin, das er gerade abgenommen hatte. In Lederjacke und taillierter Bluse lächelte Madeline vor einer Geburtstagstorte, die mit neunundzwanzig Kerzen gespickt war. Das Fest musste fünf oder sechs Jahre zurückliegen. Sie war deutlich jünger, aber auch weniger elegant und feminin als die Frau, der Jonathan am Flughafen begegnet war. Sie hatte damals ein schmaleres Gesicht und tiefe Schatten unter den Augen.
    Das Foto war in einem Büro aufgenommen worden – Regale mit Aktenordnern, ein veralteter Computer, ein Becher mit Stiften und einer Schere auf dem Schreibtisch. Auch wenn die Aufnahme nicht sehr feinkörnig war, konnte man an einer der Wände ein Poster des Fußballers Eric the King in einem Trikot der Red Devils erkennen.
    »Weißt du, wo das Foto aufgenommen wurde?«, fragte Marcus.
    »Nein.«
    »Meiner Meinung nach in einem Kommissariat.«
    »Wie kommst du denn darauf?«
    Er deutete auf die Gestalten in Gelb und Schwarz im Hintergrund.
    »Die beiden Typen da sind Bullen.«
    »Unsinn!«
    »Kannst du das Bild vergrößern?«
    »Hör mal, wir sind hier doch nicht bei Miami Vice  …«
    »Versuch’s einfach!«
    Wenig überzeugt setzte sich Jonathan an seinen Laptop, auf dem alle Bilder von Madeline gespeichert waren. Er klickte auf das entsprechende Symbol, um es in Photoshop zu öffnen. Trotz der Unschärfe waren jetzt mehr Einzelheiten zu erkennen.
    Und tatsächlich war nicht auszuschließen, dass die gelben Flecken im Hintergrund fluoreszierende Streifen von Polizeiwesten waren. Während er andere Teile des Fotos genauer unter die Lupe nahm, erregte ein Detail seine besondere Aufmerksamkeit. Die drei Buchstaben » GMP « auf dem Becher vor Madeline.
    » GMP ? Sagt dir das was?«
    Jonathan öffnete das Browserfenster und tippte in das Suchprogramm » GMP +Police«.
    Das erste Resultat verwies ihn auf die Seite der Greater Manchester Police: die Polizeikräfte der Grafschaft Manchester.
    »Du hast recht, es ist tatsächlich ein Kommissariat.«
    »Kennst du viele Leute, die ihren Geburtstag in einem Revier feiern?«
    Die Frage blieb mehrere Sekunden in der Schwebe. Die Antwort ergab sich von selbst: Vor nicht allzu langer Zeit war die junge Frau Polizistin gewesen!
    Jonathan wurde klar, dass er soeben den Schlüssel zu dem Geheimnis, das Madeline umgab, entdeckt hatte. Doch während er sich seinem Ziel näherte, überkamen ihn plötzlich Zweifel. Mit welchem Recht forschte er in ihrer Vergangenheit? Niemand wusste besser als er, dass so etwas nicht ungestraft geschieht und …
    »Sieh dir das mal an!«
    Marcus hatte den Laptop zu sich herangezogen und in die Suchmaschine »Madeline+Greene+Police+Manchester« getippt.
    Es gab Hunderte von Resultaten, das erste aber war ein Artikel aus dem englischen Guardian :
     
    Madeline Greene, Ermittlerin im Fall Dixon, unternimmt einen Selbstmordversuch


    Kapitel 10
    Das Leben der anderen
    Unser größtes Leid im Leben rührt daher, dass wir immer allein sind und dass all unser Handeln und Streben darauf ausgerichtet ist, dieser Einsamkeit zu entfliehen.
    Guy de Maupassant,
Monsieur Parent
     
     
     
     
    Paris
    Montag, 19. Dezember
    4:30 Uhr morgens
     
    Seit Kurzem fiel feiner, dichter Schnee auf das 8. Arrondissement. Das Viertel um den Faubourg-du-Roule war durch die Kälte wie erstarrt und menschenleer.
    Ein

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