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Nachricht von dir

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Titel: Nachricht von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Musso
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weißer Peugeot Partner setzte den Blinker, ehe er in der Rue de Berri in zweiter Reihe hielt. Gehüllt in einen dicken Parka mit Kapuze, verließ eine weibliche Gestalt ein elegantes Mietshaus und stieg in den Lieferwagen.
    »Dreh die Heizung voll auf, hier ist es eiskalt«, schimpfte Madeline und legte ihren Sicherheitsgurt an.
    »Habe ich schon«, antwortete Takumi und fuhr los. »Hatten Sie ein schönes Wochenende?«
    Ohne die Frage zu beantworten, streifte die junge Frau ihre fingerlosen Wollhandschuhe über.
    Takumi insistierte nicht weiter. Madeline löste ihren Schal, zog eine Schachtel Zigaretten aus der Tasche und zündete sich eine an.
    »Ich dachte, Sie hätten aufgehört …«
    »Jetzt fang du nicht auch noch damit an! Weißt du, was Gainsbourg gesagt hat? ›Ich rauche, ich trinke: Alkohol konserviert Obst und Rauch das Fleisch.‹«
    Takumi dachte eine Weile nach, bevor er erwiderte:
    »Erstens hat er diesen Ausspruch von Hemingway geklaut …«
    »Und zweitens?«
    »Zweitens sind sie beide tot, oder?«
    »Gut. Wenn es dich stört, arbeite woanders oder verklag mich wegen Nikotinsucht.«
    »Ich sage das nur zu Ihrem Besten«, meinte Takumi ruhig.
    »Hör mal, jetzt lass mich endlich in Ruhe! Und mach diesen Mist da aus«, befahl sie und deutete auf das Radio, aus dem eine Nippon-Version von Que je t ’ aime , gesungen von Johnny Hallyday höchstpersönlich, ertönte.
    Takumi drückte auf den Eject-Knopf, und Madeline betätigte den Suchlauf, bis sie einen Klassiksender gefunden hatte, der die Suite bergamasque von Debussy spielte. Die Musik besänftigte sie ein wenig. Sie wandte den Kopf zum Fenster und betrachtete den Schnee, der auf den Bürgersteigen liegen blieb.
    Am Kreisverkehr der Porte Dauphine nahm Takumi die Auffahrt zum Périphérique. Madeline war mit dem falschen Fuß aufgestanden, das passierte bisweilen, doch ihre schlechte Laune war nie von Dauer. Diskret unterdrückte er ein Gähnen. Er liebte diese nächtlichen Fahrten nach Rungis, nur schade, dass man so früh aufstehen musste … deshalb machten sich auch nicht alle Floristen diese Mühe. Ein guter Teil ihrer Kollegen gab sich damit zufrieden, die Blumen im Internet zu bestellen und dann direkt in ihr Geschäft liefern zu lassen! Madeline hatte Takumi davon überzeugen können, dass dies nicht dem Berufsethos entsprach und dass die wichtigste Aufgabe eines Fleuristen in der Suche nach frischer Ware bestand.
    Durch den Schnee war die Straße glatt geworden, doch das verdarb Takumi nicht die Freude daran, nachts durch Paris zu fahren. Der Verkehr hatte etwas Irreales und Berauschendes. Er nahm die A6 und erreichte bald die Zahlstelle am größten Frischwarenmarkt der Welt.
     
     
    Rungis faszinierte Takumi. Der »Bauch von Paris« lieferte die Hälfte an Fisch, Obst und Gemüse, die in der Hauptstadt verzehrt wurden. Hier deckten sich die besten Restaurants und die anspruchsvollsten Köche ein. Als die Eltern des jungen Asiaten im letzten Jahr zu Besuch gekommen waren, hatte er seine Besichtigungstour hier begonnen – noch vor dem Besuch des Eiffelturms! Der Ort war äußerst eindrucksvoll, eine richtige Stadt, in der sich Tausende von Personen bewegten und die über ein eigenes Kommissariat, einen Bahnhof, eine Feuerwehr, Banken, einen Friseur, eine Apotheke und zwanzig Restaurants verfügte. Takumi liebte besonders das geschäftige Treiben zwischen vier und fünf Uhr morgens, wenn die Lastwagen inmitten dieser Welt aus Wohlgerüchen und Geschmacksnuancen be- und entladen wurden.
    An der Zahlstelle zeigte Madeline ihre Großhandelskarte vor, dann parkte der Lieferwagen zwischen Avenue des Maraîchers und Vilette auf einem überdachten Platz, der den Gärtnern vorbehalten war.
    Sie nahmen einen hohen Rollwagen und betraten das Gewächshaus, eine gewaltige Stahl-Glas-Konstruktion. Auf den zweiundzwanzigtausend Quadratmetern des Pavillons C1 wurden ausschließlich Schnittblumen verkauft. Als sie die automatischen Schiebetüren durchschritten hatten, befanden sie sich in einer anderen Welt, und der verhangene Himmel wich einer Symphonie aus Farben und Düften.
    Fasziniert von diesem Schauspiel, rieb sich Madeline die Augen, war plötzlich hellwach und durchquerte entschlossenen Schrittes die Halle. Auf einer Fläche, größer als drei Fußballfelder, entlang der Gänge, die alle Blumennamen trugen – Allée des Mimosas, des Iris, des Anémones –, waren rund fünfzig Großhändler vertreten …
    »Hallo, meine Schöne«,

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