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Nachricht von dir

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Titel: Nachricht von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Musso
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das Elend, die heruntergekommenen Häuser, der Regen, die schreckliche Einsamkeit und die Angst, die sie niemals verließ. Sie schlief oft unruhig, doch sie bedauerte ihre Entscheidung nicht. Sie würde sie niemals bedauern.
    Hier, in der Juilliard School, waren alle kunst- und kulturbeflissen. Die Studenten waren aufgeschlossen, tolerant, originell und inspirierend. Wenn Alice wollte, konnte sie mitten in der Nacht in den schalldichten Räumen, die es auf jeder Etage gab, Geige üben. Die Schule verfügte über mehrere Auditorien und Säle, über eine physiotherapeutische Klinik, ein Fitnesscenter …
    Als der Fahrstuhl endlich eintraf, drückte Alice auf den Knopf zur zwölften Etage, in der sich der große Aufenthaltsraum befand. Die Saloon -Ecke war noch immer belebt: Mehrere Studenten sahen sich auf einer Riesenleinwand ein Konzert an, andere spielten Billard, wieder andere, die an der Bar standen, teilten sich Cupcakes von der Magnolia Bakery.
    »Kein Glück!«, rief sie, als sie vor den leeren Automaten stand.
    »Stimmt was nicht, junge Dame?«, fragte einer der Wachmänner.
    »Meine Lieblingskekse sind ausverkauft!«
    Die Schule wurde rund um die Uhr bewacht. In Juilliard wurde die Sicherheit nicht auf die leichte Schulter genommen, denn hier wurden Diplomatenkinder, gekrönte Häupter, sogar die Tochter eines amtierenden Präsidenten unterrichtet.
    Bevor sie zu den Aufzügen zurückkehrte, kaufte sie ihr Getränk und die Waffeln für Lorely. Diesmal fuhr sie in eine der unteren Etagen, in der sich die Konzertsäle befanden. Als sich im zweiten Stock die Lifttür öffnete, stand vor ihr eine dunkle Gestalt, die sie erwartete. Ein maskierter Mann hielt eine Pistole auf sie gerichtet. Sie wich einen Schritt zurück und stieß einen erstickten Schrei aus, doch der Mann trat vor und begann zu schießen.


    Kapitel 27
    Gefangen
    Niemand kann auf Dauer eine Maske tragen.
    SENECA,
Über die Güte
     
     
     
     
    Die beiden Projektile der Elektroschockpistole trafen Alice im unteren Bauch. Kurzfristig gelähmt und mit blockiertem Nervensystem brach sie am Boden zusammen.
    Fast im selben Moment war der Angreifer über ihr. Er packte sie brutal am Hals, schob ihr einen Knebel in den Mund und band ihn mit einem Tuch fest. Die Tür des Aufzugs schloss sich. Er drückte auf den Knopf zur Tiefgarage und presste Alice während der Fahrt nach unten auf den Boden. Bevor sie wieder zu sich kam, hatte er sie auf den Bauch gedreht und ihr Hand- und Fußgelenke mit Nylonriemen gefesselt.
    Innerhalb von wenigen Sekunden waren sie auf dem Parkplatz. Der Mann, dessen Kopf unter der Maske verborgen war, nahm Alice wie einen Sack über die Schulter. Noch immer benommen, versuchte sie, sich zur Wehr zu setzen, doch je mehr sie sich bewegte, desto fester hielt er sie. Seine Arme waren kräftig wie schwere Zangen, die ihre Knochen hätten brechen können. Wie war es ihm gelungen, das komplizierte Sicherheitssystem zu umgehen? Wie hatte er wissen können, dass Alice genau in diesem Moment den Aufzug nehmen würde?
    Im Halbdunkel trug er sie durch die Tiefgarage zu einem bordeauxfarbenen Dodge Pick-up. Mit seinem gewaltigen Kühlergrill, den getönten Scheiben, den verchromten Stoßstangen und den doppelten Hinterreifen hatte er etwas Furchteinflößendes. Der Mann stieß Alice auf die Rückbank, die, wie in den Taxis, durch eine Plexiglasscheibe von den Vordersitzen getrennt war. Er nahm am Steuer Platz und fuhr mittels eines ParkingCard-Badge seelenruhig aus der Tiefgarage.
    Oben angelangt, nahm er die Strumpfmaske ab, sodass Alice im Rückspiegel sein Gesicht sehen konnte. Er hatte kurz geschorenes Haar, glasige Augen und schlaffe, von roten Äderchen durchzogene Wangen. Der Geländewagen fuhr auf den Broadway und bog dann auf die Columbus Avenue ein.
     
     
    Allmählich ließ die Lähmung nach, in die die Elektroschockpistole Alice versetzt hatte. Trotz aller Angst zwang sie sich, die Route ihres Entführers im Auge zu behalten. Solange sie in den »touristischen« Vierteln blieben, glaubte sie, weiterhin hoffen zu dürfen. Mit den Füßen versuchte sie, gegen die Scheibe zu trommeln, aber die Fesseln an ihren Gelenken ließen ihr keine Bewegungsfreiheit. In ihrer Panik erstickte sie fast an dem Knebel. Sie unternahm einen Versuch, ihre Hände zu befreien, doch die Nylonriemen schnitten schmerzhaft in ihre Gelenke.
    Der Wagen fuhr die 9th Avenue hinunter bis zur 22th Street. Sie befanden sich auf Höhe von Hell ’ s Kitchen .

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