Nachrichten an Paul
nicht, ist das was für dreizehnjährige Mädchen? Keine Ahnung. Müsste ich Clara fragen. Allerdings ist die Prinzessin ja bald vierzehn, oder. Also. Tja.
„Klar“, sage ich. „Kannst du lesen.“
Lena schlägt das Buch auf und sieht die Widmung.
„Das hat eine Freundin von mir da reingeschrieben“, sage ich. „Die hat nämlich das Buch geschrieben.“
„Cool“, sagt Lena.
Am Abend kommt Dona Ermelinda mit einem großen Topf Suppe. Sie stellt die Suppe auf den Tisch und betrachtet Lena.
„Du bist also die Kleine vom Paul“, sagt sie.
Ich wunder mich über gar nichts mehr, ich weiß ja, dass da irgendwelche Verbindungen bestehen und ich weiß auch, dass ich nichts dagegen tun kann. Ich frage mich, was sie von Paul und mir weiß. Obwohl, da gibt es ja eigentlich nichts, was man wissen könnte, nicht wahr. Aber trotzdem. Und ich habe nun wirklich versucht, hier den Ball flach zu halten. Aber bei dem eng gespannten Netz von Verwandten ist das nicht so einfach.
„Ich habe für Sie und das Kind eine Suppe gebracht“, sagt Dona Ermelinda zu mir. „Ich habe auch Fleisch reingetan, damit die Suppe kräftig wird. Kinder müssen regelmäßig essen. Was Vernünftiges. Bei Erwachsenen ist es nicht so wichtig, aber Kinder wachsen noch.“
*
Am nächsten Tag treffen wir Clara im Eispalast. Wir gehen mit der Prinzessin zu der Fast Food Kette mit M, zu der man früher nicht gehen durfte, wenn man einigermaßen politisch korrekt sein wollte, aber wo ich immer mal mit einer Freundin hin bin, was aber keiner im Stadtteil wissen durfte. Wir essen alle einen Burger und Pommes und noch ein Eis hinterher, mit Soße drüber und Nüssen drauf, und sind danach pappsatt und machen uns auch nicht vor, dass das jetzt gesund war oder irgendwas, aber lecker war´s. Die Prinzessin findet im Pack von ihrem Essen einen grünen Plastikdrachen. Wenn man auf den Rücken drückt, fährt er eine rote Zunge raus und speit sozusagen Feuer.
Dann darf die Prinzessin Schlittschuhlaufen und Clara und ich trinken unseren Galão . Der kleine grüne Drache steht vor uns auf dem Tisch und guckt ganz friedlich.
„Was machst du mit ihr den ganzen Tag?“, fragt Clara.
„Ich weiß noch nicht“, sage ich. „Was macht man denn mit Kindern in dem Alter den ganzen Tag?“
„Keine Ahnung“, sagt Clara.
Wir sehen zu, wie Lena ihre Kreise auf der Schlittschuhbahn zieht. Wir sehen uns um, vielleicht sind hier ja andere Mütter mit Mädchen in dem Alter. Aber wir sehen keine. Wo sind die alle? Und vor allen Dingen: Was machen sie?
„Hat deine Schwester nicht Kinder?“, frage ich.
„Ja“, sagt Clara. „Zwei. Aber die sind schon groß. Und heute ist sowieso alles anders.“
Lena fährt weiter ihre Bahnen und dreht sogar Pirouetten. Clara und ich sehen weiter zu. Sieht ganz so aus, als ob das lange zwei Wochen werden.
„Sie liest gerade Liebe mit Hindernissen “, sage ich.
„Ach herrje“, sagt Clara. „Und dann bin ich nachher noch schuld, wenn wieder eine Prinzessin auf ihren Ritter wartet.“
„Yep“, sage ich. „Genauso ist es.“
„Dann sollten wir mit ihr auch den Lehrfilm sehen“, sagt Clara. „Als Ausgleich.“
„Nein“, sage ich. „Ich finde, dafür ist es noch zu früh. Noch soll sie ein bisschen träumen dürfen. Schließlich ist sie erst dreizehn.“
Lena ist mit ihren Bahnen fertig und kommt an den Tisch. Und weil wir nicht wissen, was wir sonst mit ihr machen sollen, essen wir noch ein Eis. Wieder mit Soße und Extras. Aber jetzt nimmt jede eine andere Sorte als beim letzten Mal. Abwechslung muss sein beim Essen, das liest man immer wieder, das ist wichtig, gerade für Kinder.
„Ich lese gerade dein Buch“, sagt Lena zu Clara.
„Und gefällt´s dir?“, fragt Clara.
„Ist cool“, sagt Lena.
„Danke“, sagt Clara.
„Hast du auch normale Sachen zum Anziehen?“, fragt Lena jetzt.
Sie sieht auf Claras mehr als bunte Jacke. Mit einem üppigen roten Kussmund auf dem Kragen und lauter verschiedenen Knöpfen. Ich grinse.
„Früher“, sagt Clara. „Früher als ich älter war, da hatte ich auch normale Sachen.“
„Cool“, sagt Lena.
„Kennst du auch noch andere Vokabeln der Anerkennung und des Lobes?“, fragt Clara.
Die Prinzessin guckt sie verständnislos an.
„Was sagst du, wenn dir was gefällt?“, frage ich.
Die Prinzessin guckt weiter verständnislos. Sie fragt sich vermutlich, was wir von ihr wollen und ob das vielleicht eine Fangfrage ist.
„Cool?“, sagt die
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