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Nachrichten an Paul

Nachrichten an Paul

Titel: Nachrichten an Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegret Heinold
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Frage habe ich mir noch nie so gestellt.“
    „Bist du in ihn verliebt?“, sagt Lena.
    „Nein“, sagt Maria. „Ich bin nicht in ihn verliebt.“
    „Nicht?“, sage ich.
    „Nein“, sagt Maria. „Ich liebe ihn.“
    „Das ist doch das Gleiche, oder?“, fragt Lena und sieht mich an.
    „Nein Prinzessin, das ist nicht das Gleiche“, sage ich.
    „Und was ist der Unterschied?“, sagt die Prinzessin.
    „Tja ...“, sage ich.
    „Also ...“, sagt Maria.
    „Verliebt ist viel aufregender“, sage ich.
    „Liebe geht viel tiefer“, sagt Maria.
    „Und was ist schöner?“, fragt Lena.
    „Beides ist schön“, sage ich.
    „Jedes auf seine Weise“, sagt Maria.
    „Ja, aber was ist schöner?“, fragt Lena.
     
    Dann geht Maria ins Wohnzimmer und Michaela kommt zu uns. Wir sitzen wieder zu dritt am Küchentisch. Und nun erzählt uns Michaela ihre Geschichte. Auch ein Klassiker. Nach der Schule Ausbildung als Sekretärin. Heiratet ihren Chef. Ehe scheitert nach ein paar Jahren. Mann sucht sich Jüngere und heiratet wieder. Sekretärin fängt in anderer Firma an, aber kein Chef zum Heiraten da. München voller Singles, aber keiner der Richtige. Und dann eines Tages, abends in einer Kneipe in München, wo ein paar Kardiologen das Münchner Nachtleben studieren und badischen Wein testen, trifft sie diesen wunderbaren Mann. Der auch noch so was Exotisches hat, weil er aus dem Ausland kommt. Und aus exotisch wird erotisch und zack ist es passiert. Und weil es eine wunderschöne Nacht war, möchte Michaela noch ein paar weitere wunderschöne Nächte. Und als Francisco nach ein paar wunderschönen Nächten wieder abfährt, ist sie voll verliebt. Und nun möchte sie diesen Mann für immer in ihrem Leben haben. Michaela findet: Sie hat jetzt auch mal ein bisschen Glück verdient. Nicht immer nur die anderen.
    Die Prinzessin und ich sehen uns an.
    „Ist Francisco dein Freund?“, fragt Lena.
    „Ja“, sagt Michaela.
    „Aber er ist verheiratet“, sage ich. „Was wollen Sie mit einem verheirateten Mann?“
    „Er könnte sich scheiden lassen“, sagt die Prinzessin zu mir. „Dann ist er nicht mehr verheiratet und kann die Michaela heiraten.“
    „Ja“, sagt Michaela. „Genau.“
    „Bist du in ihn verliebt?“, fragt Lena.
    „Ja“, sagt Michaela. „Und wie.“
    „Ihr könntet alle drei zusammenleben“, sagt Lena. „Ihr müsst euch nur auf eine Stadt einigen.“
    „Wieso bist du um diese Zeit eigentlich noch auf und nicht im Bett?“, fragt Michaela.
    „Man hat mich gekidnappt“, sagt die Prinzessin. „Und außerdem habe ich Ferien.“
    „Vielleicht sollten wir jetzt doch mal alle zusammen reden“, sage ich. Ganz die Moderatorin mit vorgetäuschtem Überblick.
    Lena holt Maria und ich hole Francisco. Wir sitzen jetzt zu fünft um den Küchentisch. Die Prinzessin kriegt eine zweite Coca Cola und dann sehen mich alle erwartungsvoll an. Und ich habe ehrlich gesagt nicht den blassesten Schimmer, was ich machen oder sagen soll.
    Alle sehen mich weiter erwartungsvoll an. Ich sehe erwartungsvoll zurück.
    „Nun sag schon was“, sagt Lena. „Im Fernsehen sagt die Fernsehfrau immer was.“
    Ich räusper mich.
    „Francisco“, sage ich. „Gibt es irgendwas, was du Maria und Michaela mitteilen möchtest?“
    „Es tut mir alles furchtbar leid“, sagt Francisco. „Ich habe mich in Michaela verliebt, aber ich liebe immer noch meine Frau.“
    Siehst du Prinzessin, es ist ein Unterschied.
    „Und es tut mir wirklich leid“, sagt Francisco nochmal.
    Keiner sagt was.
    „Wärt ihr bereit, euch auf eine Dreier-Beziehung einzulassen?“, frage ich. Ich meine, vielleicht war Lenas Vorschlag ja gar nicht so doof, wer weiß. Und wie heißt es doch so schön? Kindermund tut Wahrheit kund. Und eine Lösung wäre es ja schon, irgendwie. Und schließlich: Alles, was vorstellbar ist, ist auch möglich, nicht wahr.
    „Nein“, sagen alle drei gleichzeitig.
    Immerhin, da sind sie sich ja einig. Damit scheidet diese Variante aus.
    „Wir könnten eine Münze werfen“, sagt die Prinzessin. „Kopf für Michaela, Zahl für Maria.“
    „Nein“, sagen jetzt alle drei, und zwar schon ziemlich heftig.
    „Verarschen kann ich mich alleine“, sagt Michaela.
    „Wissen Sie überhaupt, was es heißt eine Ehe zu führen?“, fragt Maria mich. „Sie können leicht hier sitzen und klug reden. Was Sie ja nicht mal tun, wenn man es so recht bedenkt, den besonders klug reden Sie hier nicht. Aber wissen Sie überhaupt, was es bedeutet

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