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Nachrichten an Paul

Nachrichten an Paul

Titel: Nachrichten an Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegret Heinold
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mehr.“
    Verständlich, irgendwie.
    „Ich muss Pipi “, sagt Lena.
    „Hören Sie“, sage ich. „Also gut. Sie lassen die Kleine Pipi machen, und dann fahren wir zu Ihnen nach Hause und ich sehe, was ich tun kann, okay?“
    „Danke“, sagt Francisco. „Danke.“
    Die Prinzessin geht pinkeln und ich sitze weiter ohne Schlüssel vorm Steuer.
    „Das ist wirklich nett von Ihnen“, sagt Francisco. „Ich werde auch versuchen, es irgendwann wieder gut zu machen. Ein EKG zum Beispiel oder Ultraschall, auf meine Kosten. Oder wenn Sie mal was mit dem Herzen haben ...“
    Ach ja, das ist ein nettes Angebot und auf jeden Fall habe ich was mit dem Herzen. Aber nichts so recht, was ein Kardiologe richten könnte. Lena steigt wieder ein und Francisco gibt mir den Autoschlüssel und dann fahren wir alle nach Mangualde. Ich frage mich, wie er eigentlich hierher gekommen ist, denn ich kann kein Auto sehen. Francisco stellt das Radio an, die CD läuft an, weil sie immer im Player ist und Rosanne Cash singt: Take these chains from my heart and set me free ....
    Francisco seufzt.
    „Ich kann nichts dafür“, sagt er. „Es ist ein Missverständnis.“
    „Erklären Sie das nicht mir“, sage ich. „Erklären Sie das lieber Ihrer Frau.“
    „Sie haben ja recht“, sagt Francisco Sousa. „Sie haben ja so recht.“
    Und dann fahren wir, ohne weiter zu reden. Und hören dafür lieber Rosanne Cash zu.
     
    In Mangualde sitzen Michaela und Franciscos Frau in der Küche und sind dabei eine weitere Flasche Wein aufzumachen. Franciscos Frau gießt die Gläser voll. Als sie uns sieht, holt sie noch drei Gläser und macht auch gleich noch eine weitere Flasche auf. Dann holt sie eine Cola aus dem Kühlschrank und stellt sie vor die Prinzessin.
    „Cola“, sagt die Prinzessin. „Cool.“
    Für die Prinzessin wird das hier langsam zum Traumurlaub. Coca-Cola, Fast Food, Eis, Fernsehen.
    „Aber nicht bei Paul petzen“, sage ich zur Prinzessin. „Abgemacht?“
    „Abgemacht“, sagt die Prinzessin.
    Franciscos Frau ist eine ganz Hübsche mit langen schwarzen Haaren und heißt Maria. Michaela aus München ist auch eine ganz Hübsche, aber in Blond. Sie sind beide etwa gleich alt. Und sie sehen beide unglücklich aus. Und was bitte schön soll ich da jetzt tun?
    „Und jetzt?“, frage ich in die Runde.
    Keiner sagt was.
    „Im Fernsehen“, sagt da die Prinzessin. „Im Fernsehen, da gibt´s so eine Sendung mit also da kommen welche, wenn sie sich gestritten haben und dann darf der eine reden, also der andere hört das nicht, der ist nämlich draußen und dann sagt der eine, was er denkt und dann der andere.“
    Na das ist doch die Idee. Da sieht man mal, dass Fernsehen eben doch bildet.
    „Gute Idee“, sage ich zu Lena. „So machen wir´s.“
    Ich schlage vor, dass wir erstmal mit Maria und Michaela einzeln reden, nacheinander, also die Prinzessin und ich. Dazu müssen die anderen natürlich raus. Was jetzt nicht ganz so einfach ist, weil Maria nicht möchte, dass ihr Mann und Michaela da irgendwo zusammen in einem Zimmer in der Wohnung sind. Alleine. Aus völlig verständlichen Gründen. Wir einigen uns so. Als Erste darf Maria uns alles aus ihrer Sicht erzählen. Michaela wartet im Wohnzimmer. Und Francisco geht so lange raus, nach draußen vor die Tür. Ist vielleicht etwas ungemütlich, aber das hat er sich ja nun selber zuzuschreiben, nicht wahr.
    Maria schenkt sich noch ein Glas Wein ein. Ich nehme lieber keinen Wein. Erstens möchte ich hier einen klaren Kopf bewahren und zweitens muss ich noch Auto fahren. Lena trinkt ihre Cola und Maria fängt an zu erzählen. Und ich übersetze, damit die Lena auch mitkriegt, worum es hier geht.
    Es ist eine ganz normale Geschichte. Ein Klassiker sozusagen. Geheiratet mit Mitte zwanzig. Das erste Kind mit Ende zwanzig, das zweite mit Anfang dreißig. Der Mann Arzt, die Frau Lehrerin. Alles läuft in normalen Bahnen. Eines Tages fährt der Mann zum Kardiologen-Kongress nach München und lehnt sich aus Einsamkeit oder Langeweile oder Sehnsucht an eine fremde Schulter an. Und die Besitzerin der fremden Schulter verliebt sich in den Mann. Und möchte ihn nicht aufgeben. Und jetzt sitzt sie hier in dieser Wohnung in Mangualde, um ihn sich zu holen. Und Maria möchte ihn lieber selber behalten.
    „Ist Francisco dein Freund?“, fragt Lena am Ende der Geschichte.
    „Nein, er ist mein Mann“, sagt Maria.
    „Kann er nicht beides sein?“, fragt Lena.
    „Ich weiß nicht“, sagt Maria. „Die

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