Nachrichten aus Mittelerde
Männer nicht vor der Nirnaeth Arnoediad zurück!«
»Wäre diese Schlacht nicht geschlagen worden, hätten sie weniger Kummer gelitten«, sagte Gwindor.
Auch die Liebe Finduilas’ zu Túrin sollte ausführlicher dargestellt werden:
Finduilas, die Tochter Orodreths, war wie alle aus dem Haus Finarfins goldhaarig, und Túrin begann Gefallen an ihrem Anblick und ihrer Gesellschaft zu finden; sie erinnerte ihn nämlich an seine Sippe und an die Frauen Dor-lómins in seinem Vaterhaus. Zuerst traf er sie nur, wenn Gwindor dabei war, doch nach einer Weile suchte sie seine Wege zu kreuzen, und sie trafen sich zuweilen allein, obgleich es zufällig zu geschehen schien. Dann befragte sie ihn nach den Edain, von denen sie selten einige gesehen hatte, nach seiner Heimat und seiner Sippe.
Túrin sprach dann freimütig mit ihr über diese Dinge, obwohl er ihr weder den Namen seines Geburtslandes noch irgendeinen Namenaus seiner Familie nannte. Einmal sagte er zu ihr: »Ich hatte eine Schwester, Lalaith – jedenfalls nannte ich sie so, und du erinnerst mich an sie. Aber Lalaith war ein Kind, eine gelbe Blume im grünen Gras des Frühlings; wäre sie am Leben geblieben, hätte sich ihr Gemüt vielleicht vor Kummer verdunkelt. Aber du bist wie eine Königin, wie ein goldener Baum; ich wollte, ich hätte eine so schöne Schwester.«
»Aber du bist königlich«, erwiderte sie, »genauso wie die Fürsten des Volkes von Fingolfin: Ich wollte, ich hätte einen so tapferen Bruder. Und ich glaube nicht, dass Agarwaen dein richtiger Name ist, und er passt nicht zu dir, Adanedhel. Ich nenne dich Thurin, den Geheimnisvollen.«
Bei diesen Worten fuhr Túrin zusammen, doch er sagte: »Das ist nicht mein Name; und ich bin kein König, denn unsere Könige kommen aus den Reihen der Eldar, ich hingegen nicht.«
Nun bemerkte Túrin, dass Gwindors Freundschaft zu ihm abkühlte; er wunderte sich auch darüber, dass Gwindor wieder in Sorge und Leid zurückzusinken schien, nachdem zunächst das Elend und der Schrecken Angbands begonnen hatten, von ihm zu weichen. Und Túrin dachte, dass Gwindor vielleicht gekränkt sei, weil er sich seinen Vorschlägen widersetzt und die Oberhand behalten hatte. Denn er liebte Gwindor, weil dieser ihn behütet und geheilt hatte, und empfand großes Mitleid für ihn. Doch in diesen Tagen trübte sich auch Finduilas’ strahlende Heiterkeit, ihr Schritt wurde langsamer und ihr Gesicht ernst; Túrin, der es gewahrte, argwöhnte, Gwindors Worte über das, was geschehen könne, hätten ihrem Herzen Furcht eingeflößt.
In Wahrheit war Finduilas mit sich selbst uneins. Denn sie schätzte Gwindor und bemitleidete ihn und wollte seine Leiden nicht um eine Träne vermehren; aber gegen ihren Willen wuchs ihre Liebe zu Túrin von Tag zu Tag, und sie dachte an Beren und Lúthien. Aber Túrin war nicht wie Beren! Er verspottete sie nicht und war glücklich, wenn er mit ihr zusammen war; und doch wusste sie, dass seine Liebe nicht von der Art war, die sie sich wünschte. Mit den Gedanken und mit dem Herzen war er woanders, verweilte an Flüssen in längst vergangenen Frühlingszeiten.
Dann sagte Túrin zu Finduilas: »Lass dich durch Gwindors Worte nicht erschrecken. Er hat in der Finsternis Angbands gelitten; und es ist hart für einen so tapferen Mann, nur der Schatten seiner selbst zusein, und dies ohne eigenes Zutun. Er braucht jeden Trost und eine längere Zeit, um gesund zu werden.«
»Ich weiß es wohl«, sagte Finduilas.
»Aber wir werden ihm diese Zeit verschaffen!«, sagte Túrin. »Nargothrond soll Bestand haben! Niemals wieder wird der Feigling Morgoth aus Angband hervorkommen, und in allem muss er sich auf seine Knechte verlassen; so spricht Melian aus Doriath. Sie sind die Finger seiner Hand, und wir werden sie packen und abschlagen, bis er seine Klauen zurückzieht. Nargothrond soll Bestand haben!«
»Vielleicht«, entgegnete Finduilas. »Es wird bestehen, wenn du es vollbringen kannst. Aber gib acht, Adanedhel, mein Herz ist schwer, wenn du in die Schlacht ziehst, denn es fürchtet, Nargothrond könnte einen Verlust erleiden.«
Und danach suchte Túrin Gwindor auf und sagte zu ihm: »Gwindor, teurer Freund, du fällst zurück in Trübsal; lasse das nicht zu! Denn in den Häusern deiner Sippe und im Licht Finduilas’ wirst du gesunden.«
Da starrte Gwindor Túrin an, doch er sagte kein Wort, und sein Gesicht war umwölkt.
»Warum siehst du mich so an?«, fragte Túrin. »In der letzten
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