Nachrichten aus Mittelerde
Zeit haben deine Augen mich öfter so angeblickt. Wodurch habe ich dich verletzt? Ich habe deinen Ansichten widersprochen, aber ein Mann muss so reden, wie er die Dinge sieht, und nicht aus persönlichen Gründen mit der Wahrheit zurückhalten, an die er glaubt. Ich wünschte, wir wären einer Meinung, denn ich stehe tief in deiner Schuld, und ich werde es nicht vergessen.«
»Wirklich nicht?«, fragte Gwindor. »Trotzdem haben deine Taten und deine Ratschläge meine Heimat und meine Sippe verändert. Dein Schatten liegt auf ihnen. Warum sollte ich froh sein, der ich alles an dich verloren habe!«
Aber Túrin verstand diese Worte nicht, sondern er glaubte, Gwindor neide ihm seinen Platz im Herzen des Königs und seinen Einfluss auf dessen Entscheidungen.
Es folgt eine Passage, in der Gwindor Finduilas vor ihrer Liebe zu Túrin warnte; diese ist eng an den entsprechenden Text im
Silmarillion
(Seite 364f.) angelehnt. Doch am Ende der Rede Gwindors antwortete ihm Finduilas ausführlicher als in der anderen Version:
»Deine Augen sind getrübt, Gwindor«, sagte sie. »Du siehst oder verstehst nicht, was hier geschehen ist. Muss ich nun zweifach beschämt werden, wenn ich dir die Wahrheit enthülle? Ich habe dich nämlich lieb, Gwindor, und ich schäme mich, dass ich dich nicht noch mehr liebe; aber mich hat eine größere Liebe ergriffen, vor der ich nicht fliehen kann. Ich habe sie nicht gesucht, und lange habe ich sie beiseitegeschoben. Doch so wie ich Mitleid mit deinen Verletzungen habe, so auch mit den meinen: Túrin liebt mich nicht, und er wird mich nicht lieben.«
»Du sagst das«, antwortete Gwindor, »um die Schande von dem Mann zu nehmen, den du liebst. Warum hat er gerade dich auserwählt, verweilt lange bei dir und kommt immer glücklicher zurück?«
»Weil auch er Trost braucht«, sagte Finduilas, »und seiner Sippe beraubt ist. Ihr habt beide eure Nöte. Doch was ist mit mir? Schlimm genug, dass ich dir gegenüber bekennen muss, nicht geliebt zu werden – auch ohne dass du hinzufügst, ich spräche so, um dich zu täuschen?«
»Nein, in einem solchen Fall lassen sich Frauen nicht leicht täuschen«, sagte Gwindor. »Du wirst auch nicht viele finden, die leugnen, dass sie geliebt werden, wenn es doch wahr ist.«
»Wenn einer von uns dreien treulos ist, dann bin ich es«, sagte Finduilas, »aber gegen meinen Willen. Aber wie steht es mit deinem Schicksal und den Gerüchten aus Angband? Was ist mit Tod und Zerstörung? Der Adanedhel hat eine große Bedeutung in der Geschichte der Welt, und eines fernen Tages wird er Morgoth an Größe erreichen.«
»Er ist stolz«, sagte Gwindor.
»Aber er ist auch barmherzig. Er ist sich dessen noch nicht bewusst«, sagte Finduilas, »aber noch kann Mitleid jederzeit sein Herz verwunden, und er wird sich dem nie verweigern. Mitleid wird vielleicht immer der einzige Zugang zu seinem Herzen sein. Aber mich bemitleidet er nicht. Er behandelt mich mit Ehrfurcht, als wäre ich zugleich seine Mutter und seine Königin!«
Vielleicht waren Finduilas’ Worte richtig, und sie sah alles mit dem scharfen Blick der Eldar. Túrin, der nicht wusste, was zwischen ihr und Gwindor gesprochen worden war, benahm sich jetzt immer liebenswürdiger, je trauriger sie zu sein schien. Doch einmal sagte Finduilas zu ihm: »Thurin Adanedhel, warum verbirgst du deinen Namen vor mir? Hätte ich gewusst, wer du bist, hätte ich dich nicht weniger geschätzt, aber deinen Kummer hätte ich besser verstanden.«
»Was willst du damit sagen?«, fragte er. »Für wen hältst du mich?«
»Für Túrin, den Sohn Húrin Thalions, Hauptmann des Nordens.«
Darauf tadelte Túrin Gwindor, weil dieser seinen wahren Namen preisgegeben hatte. (
Das Silmarillion
, Seite 365)
Eine andere Passage in diesem Teil der Erzählung existiert in einer ausführlicheren Fassung. (Von der Schlacht bei Tumhalad und der Plünderung Nargothronds gibt es keine andere Schilderung; die Reden Túrins und des Drachen sind im
Silmarillion
so ausführlich niedergeschrieben, dass es unwahrscheinlich scheint, sie sollten noch breiter ausgeführt werden.) Diese Passage ist eine ausführliche Beschreibung der Ankunft der Elben Gelmir und Arminas in Nargothrond im Jahr seines Falls. (Vgl.
Das Silmarillion
, Seite 367) Zu ihrer früheren Begegnung mit Tuor in Dor-lómin, die hier erwähnt wird, vgl. oben Seite 43f.
Im Frühling kamen zwei Elben, die sich Gelmir und Arminas aus dem Volk Finarfins nannten, und
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