Nachrichten aus Mittelerde
sagten, sie hätten eine Botschaft für den Fürsten von Nargothrond. Sie wurden vor Túrin gebracht, doch Gelmir sagte: »Es ist Orodreth, Finarfins Sohn, den wir zu sprechen wünschen.«
Und als Orodreth kam, sagte Gelmir zu ihm: »Herr, wir gehörten zu den Leuten Angrods und wir sind seit der Dagor Bragollach weit gewandert, doch bis vor kurzem haben wir bei Círdans Gefolgschaft an den Mündungen des Sirion gewohnt. Und eines Tages rief er uns und gebot uns, zu Euch zu gehen. Denn Ulmo selbst, der Herr der Wasser, war ihm erschienen und hatte ihn vor einer großen Gefahr gewarnt, die sich Nargothrond nähere.«
Aber Orodreth verhielt sich abwartend, und er erwiderte: »Warum kommt ihr dann aus dem Norden hierher? Oder hattet ihr vielleicht noch andere Aufträge?«
Darauf antwortete Arminas: »Herr, seit der Nirnaeth habe ich unablässig nach dem Verborgenen Königreich Turgons gesucht, und ich habe es nicht gefunden; und bei dieser Suche, so fürchte ich jetzt, bin ich mit dem Auftrag, hierherzugehen, über Gebühr in Verzug geraten. Um den Auftrag geheim zu halten und schnell durchzuführen, sandte uns Círdan nämlich mit dem Schiff die Küste entlang und ließ uns in Drengist an Land setzen. Doch unter den Seeleuten wareneinige, die in vergangenen Jahren als Boten Turgons nach Süden gekommen waren, und aus ihrer vorsichtigen Ausdrucksweise glaubte ich schließen zu können, dass Turgon vielleicht noch immer im Norden wohne und nicht im Süden, wie die meisten glauben. Aber wir fanden weder ein Zeichen noch eine Spur dessen, was wir suchten.«
»Warum sucht ihr Turgon?«, fragte Orodreth.
»Weil man sagt, dass sein Königreich Morgoth am längsten widerstehen wird«, antwortete Arminas. Diese Worte erschienen Orodreth wie ein böses Zeichen, und er war ungehalten.
»Dann säumt nicht länger in Nargothrond«, sagte er, »denn hier werdet ihr keine Nachrichten über Turgon erhalten. Und ich brauche niemanden, der mich darüber aufklärt, dass Nargothrond sich in Gefahr befindet.«
»Seid nicht verärgert, Herr«, sagte Gelmir, »wenn wir Eure Fragen wahrheitsgemäß beantworten. Und unser Abweichen vom geraden Weg hierher ist nicht unnütz gewesen, denn den Bereich, der Euren Kundschaftern bekannt ist, haben wir weit überschritten. Wir haben Dor-lómin durchquert und alle Länder unter den Säumen der Ered Wethrin, wir haben den Sirion-Pass erkundet und die Wege des Feindes ausgespäht. In jenen Gegenden gibt es eine große Anzahl von Orks und bösen Kreaturen, und bei Saurons Insel sammelt sich ein Heer.«
»Das weiß ich«, sagte Turin. »Eure Neuigkeit ist alt. Hätte die Botschaft Círdans irgendeinen Zweck haben sollen, hätte sie früher kommen müssen.«
»Ihr sollt die Botschaft wenigstens hören, Herr«, sagte Gelmir zu Orodreth. »Vernehmt denn die Worte des Herrn der Wasser! Also sprach er zu Círdan, dem Schiffbauer: ›Das Böse aus dem Norden hat die Quellen des Sirion besudelt, und meine Macht zieht sich aus den Armen des fließenden Wassers zurück. Doch jetzt wird Schlimmes hervorkommen. Deshalb sage jetzt dem Fürsten von Nargothrond: Schließe die Tore der Festung und verlasse sie nicht. Wirf die Steine deines Stolzes in den lärmenden Fluss, damit der kriechende Unhold das Tor nicht finde!‹«
Diese Worte erschienen Orodreth rätselhaft, und nach seiner Gewohnheit wandte er sich um Rat an Túrin. Doch dieser misstraute den Boten, und er sagte voller Spott: »Was weiß Círdan von unseren Kriegen, die wir in der Nähe des Feindes wohnen? Lasst den Seemann auf seine Schiffe achtgeben! Aber wenn der Herr der Wasseruns wirklich einen Rat geben wollte, hätte er verständlicher sprechen sollen. So erscheint es in unserem Fall besser, unsere Kräfte zu sammeln und unseren Feinden tapfer zu begegnen, ehe sie uns allzu nahe kommen.«
Darauf verbeugte sich Gelmir vor Orodreth und sagte: »Ich habe gesprochen, wie es mir aufgetragen wurde, Herr.« Und er wandte sich ab. Arminas jedoch sagte zu Túrin: »Stammst du wirklich aus dem Haus Hador, wie ich habe sagen hören?«
»Hier werde ich Agarwaen genannt, das Schwarze Schwert von Nargothrond«, erwiderte Túrin. »Wie es scheint, verstehst du dich recht gut auf die vorsichtige Sprache, Freund Arminas; und es ist gut, dass Turgons Geheimnis dir verborgen geblieben ist, sonst würde man bald in Angband darum wissen. Der Name eines Mannes gehört nur ihm selbst, und sollte Húrins Sohn erfahren, dass du ihn ausgeplaudert hast, während er
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