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Nachrichten aus Mittelerde

Nachrichten aus Mittelerde

Titel: Nachrichten aus Mittelerde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher J. R. R.; Tolkien Tolkien
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den Bau und die Führung von Schiffen und den Bau von Deichen, die dem Meer standhielten, zu lernen.
    In Rómenna und Armenelos herrschte Jubel, als die Menschen das große Schiff
Númerrámar
(was ›Flügel des Westens‹ bedeutet), dessen goldene Segel vom Sonnenuntergang gerötet wurden, auf das Land zuhalten sahen. Der Sommer war beinahe vorüber, und der
Eruhantale
stand bevor. 5 Als er seinen Sohn im Hause Veanturs willkommen hieß, schien es Meneldur, dass dieser stattlicher und der Blick seiner Augen strahlender geworden war; doch sie waren in die Ferne gerichtet.
    »Was hast du auf deinen weiten Reisen gesehen,
onya
, das nun am stärksten in der Erinnerung lebt?«
    Doch Aldarion war schweigsam und blickte nach Osten in die Nacht. Schließlich antwortete er, doch leise, als spreche er zu sich selbst: »Das freundliche Volk der Elben? Die grünen Küsten? Die in Wolken gehüllten Berge? Die unvorstellbarenGegenden von Nebel und Schatten? Ich weiß es nicht.« Er verstummte, und Meneldur wusste, dass er seine wahren Gedanken nicht ausgesprochen hatte. Denn Aldarion war dem Zauber des Großen Meeres erlegen: dort einsam mit einem Schiff zu segeln, ohne Land zu sehen, getragen von den Winden, und mit Gischt vor dem Bug ungeahnten Küsten und Häfen entgegenzufahren. Und diese Liebe und diese Sehnsucht verließen ihn nie bis an das Ende seines Lebens.
    Veantur segelte nicht mehr von Númenor fort, aber die
Númerrámar
machte er Aldarion zum Geschenk. Nach drei Jahren bat Aldarion um die Erlaubnis, erneut auslaufen zu dürfen, und segelte in Richtung Lindon davon. Er war drei Jahre fort; und nicht lange danach unternahm er eine weitere Reise, die vier Jahre dauerte, denn er war nicht mehr damit zufrieden, heißt es, nach Mithlond zu segeln, sondern er begann die Küsten im Süden zu erkunden, jenseits der Mündungen von Baranduin, Gwathló und Angren; er umrundete das dunkle Kap Ras Morthil, sah die Große Bucht von Belfalas und die Berge von Amroths Land, in dem die Nandor-Elben noch immer wohnen. 6
    Im Alter von neununddreißig Jahren kehrte Aldarion nach Númenor zurück und brachte Geschenke von Gil-galad für seinen Vater mit. Im folgenden Jahr überließ Tar-Elendil, wie er es lange verkündet hatte, das Szepter seinem Sohn, und Tar-Meneldur wurde König. Da bezähmte Aldarion sein Verlangen und blieb zur Zufriedenheit seines Vaters eine Weile daheim. In dieser Zeit machte er sich die Kenntnisse über den Schiffbau zunutze, die er von Círdan erlangt hatte, und fügte ihnen manches Neue hinzu, das er selber erdacht hatte. Er begann auch, Männer mit der Verbesserung der Hafenanlagen und Kais zu beauftragen, denn er war unablässig bemüht, größere Schiffe zu bauen. Aber das Verlangen nach dem Meer überkam ihn aufs Neue, und er verließ Númenor wieder und wieder. Jetzt richteten sich seine Gedanken auf Unternehmungen, die mit einerSchiffsbesatzung allein nicht zu bewältigen waren. Deshalb begründete er die Gilde der Wagemutigen, die später berühmt wurde; dieser Brüderschaft schlossen sich die wagemutigsten und unternehmungslustigsten Seeleute an, und sogar Männer aus dem Landesinneren suchten um Aufnahme nach; und sie nannten Aldarion den Großen Kapitän. Zu dieser Zeit, da sein Sinn nicht danach stand, in Armenelos auf festem Land zu leben, ließ er ein Schiff bauen, das ihm als Wohnstätte dienen sollte; deshalb nannte er es
Eambar
, und manchmal segelte er damit von einem Hafen Númenors zum anderen; doch die meiste Zeit lag es vor Tol Uinen vor Anker: dies war eine kleine Insel in der Bucht von Rómenna, die dort von Uinen, der Herrin der Meere, angelegt worden war. 7 Auf der
Eambar
befand sich das Gildenhaus der Wagemutigen, und dort wurden die Aufzeichnungen ihrer großen Reisen aufbewahrt. 8 Tar-Meneldur stand nämlich den Unternehmungen seines Sohnes mit Kühle gegenüber und hatte nicht den Wunsch, die Geschichten seiner Reisen zu hören, denn er glaubte, Aldarion streue die Saat der Ruhelosigkeit aus und wecke die Begierde, andere Länder zu sehen.
    In dieser Zeit entfremdete sich Aldarion von seinem Vater und er hörte auf, offen über seine Pläne und Wünsche zu sprechen; doch die Königin Almarian unterstützte ihren Sohn in allem, was er tat, und Meneldur ließ den Dingen notgedrungen ihren Lauf. Denn die Zahl der Wagemutigen nahm zu und ebenso ihre Wertschätzung unter den Menschen, und man nannte sie ›Uinendili‹, die Geliebten Uinens; und ihr Kapitän wurde immer weniger

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