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Nachrichten aus Mittelerde

Nachrichten aus Mittelerde

Titel: Nachrichten aus Mittelerde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher J. R. R.; Tolkien Tolkien
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Blätter im Sommer und im Winter Blüten. Darum schätzen wir ihn so hoch.«
    Erendis gaben sie ein Vogelpärchen, grau und mit goldenen Schnäbeln und Füßen. Die beiden Vögel sangen lieblich miteinander, und die vielen Verzierungen ihrer langgesponnenenMelodien wiederholten sich nie. Wurde jedoch einer vom anderen getrennt, flogen sie sogleich wieder zueinander, und keiner sang ohne den anderen.
    »Wie soll ich sie halten?«, fragte Erendis.
    »Lass sie frei fliegen«, antworteten die Elben. »Denn wir haben sie gelehrt, auf deinen Namen zu hören, und wo immer du bist, dort werden sie bleiben. Sie bleiben ein Leben lang beieinander, und es ist ein langes Leben. Vielleicht werden in den Gärten eurer Kinder viele solcher Vögel singen.«
     
    In dieser Nacht erwachte Erendis, und ein süßer Duft zog durch das Gitterfenster, und die Nacht war hell, denn der volle Mond wanderte nach Westen. Dann verließ Erendis ihr Bett, blickte hinaus und sah das ganze Land silberüberflossen daliegen; doch die beiden Vögel saßen Seite an Seite auf dem Fenstersims.
     
    Als die Zeit der Feste vorüber war, zogen Aldarion und Erendis für eine Weile in ihr Haus, und die beiden Vögel setzten sich wieder auf das Sims ihres Fensters. Schließlich sagten sie Beregar und Núneth Lebewohl und ritten endlich nach Armenelos zurück. Nach dem Wunsche des Königs sollte sein Erbe nämlich dort wohnen, und inmitten eines Baumgartens stand ein Haus für sie bereit. Dort wurde der Elbenbaum eingepflanzt, und in seinen Zweigen sangen die Elbenvögel.
     
    Zwei Jahre später wurde Erendis schwanger, und im Frühling des folgenden Jahres gebar sie Aldarion eine Tochter. Sie war von Geburt an ein hübsches Kind und wurde zusehends schöner: die schönste Frau, so sagen alte Geschichten, die jemals in der Linie von Elros geboren wurde, die letzte Königin Ar-Zimraphel ausgenommen. Als ihre erste Namengebung fällig war, nannten sie das Mädchen Ancalime. In ihrem Herzen war Erendis froh, denn sie dachte: »Gewiss wird sich Aldarion jetzteinen Sohn als Erben wünschen, und er wird noch lange bei mir bleiben.« Doch insgeheim fürchtete sie das Meer noch immer und die Macht, die es über sein Herz hatte. Obwohl sie sich bemühte, ihre Furcht zu verbergen, und mit ihm über seine einstigen Abenteuer, Hoffnungen und Pläne sprach, beobachtete sie argwöhnisch, wenn er zu seinem Haus-Schiff ging oder viel Zeit bei den Wagemutigen verbrachte. Einmal bat er sie, auf die
Eambar
zu kommen, doch schnell sah er in ihren Augen, dass sie nur halbherzig dazu bereit war, und er bedrängte sie niemals wieder. Erendis’ Furcht war nicht grundlos. Nachdem Aldarion fünf Jahre an Land gewesen war, begann er mit großem Eifer die Aufsicht über die Forste wieder zu übernehmen, und er war oft viele Tage von zu Hause fort. Es gab jetzt in Númenor in der Tat ausreichend Nutzholz (und dies war hauptsächlich seiner Umsicht zu verdanken); aber weil die Bevölkerung mittlerweile zugenommen hatte, gab es immer Bedarf an Holz, nicht nur zum Bauen, sondern auch zur Anfertigung vieler anderer Dinge. Mochten auch in jenen alten Tagen viele großes Geschick in der Bearbeitung von Stein und Metallen besessen haben (weil die Edain einst viel von den Noldor gelernt hatten), hegten die Númenórer gleichwohl eine Liebe zu Gegenständen aus Holz, ob sie nun für den täglichen Gebrauch bestimmt oder einfach nur schön geformt waren. Zu dieser Zeit wandte sich Aldarions Aufmerksamkeit wieder der Zukunft zu, und er ließ dort, wo gefällt wurde, sogleich neu pflanzen, und wo immer Raum war, freies Land, das für Bäume verschiedener Arten geeignet war, ließ er neue Wälder anlegen. In dieser Zeit wurde er weithin als Aldarion bekannt, und unter denen, die in Númenor das Szepter hielten, erinnerte man sich seiner unter diesem Namen. Doch außer Erendis wollte es auch vielen anderen scheinen, dass er die Bäume kaum um ihrer selbst willen liebte, denn er sah in ihnen in erster Linie das Bauholz, das seinen Plänen dienlich war.
    Nicht viel anders verhielt es sich mit dem Meer. Núneth hatte nämlich schon vor langer Zeit zu Erendis gesagt: »Er mag die Schiffe wohl lieben, meine Tochter, weil die Köpfe und Hände der Menschen sie gemacht haben; aber ich glaube, es sind nicht die Winde oder die endlosen Wasser, nach denen sein Herz brennt; es ist auch nicht der Anblick fremder Länder, sondern eine innere Hitze oder ein unbestimmter Traum, der ihn nicht loslässt.« Und es kann

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