Nachrichten aus Mittelerde
waren von Staunen erfüllt. Obwohl sie im Ersten Zeitalter im Osten gewohnt hatten, hatten Gerüchte von dem schrecklichen Krieg »jenseits der westlichen Berge« [die Ered Luin] sie erreicht; doch in ihrer Überlieferung hat sich kein vollständiger Bericht darüber erhalten, und sie glaubten, dass alle Menschen, die in den Ländern außerhalb wohnten, durch große Feuerstürme verbrannt oder in hereinbrechenden Fluten ertrunken seien. Doch weil es bei ihnen noch immer hieß, diese Menschen seien in unvordenklichen Zeiten mit ihnen verwandt gewesen, sandten sie Boten zu Gil-galad und baten, die Seefahrer treffen zu dürfen, »die dem Tode in den Tiefen der See entronnen waren«. So geschah es, dass es zu einem Zusammentreffen auf den Turmbergen kam; und zu diesem Treffen mit den Númenórern kamen nur zwölf Männer aus Eriador, hochgesinnte, mutige Männer, denn die meisten aus ihrem Volk fürchteten, die Ankömmlinge seien gefährliche Geister der Toten. Doch als sie die Seefahrer anschauten, verließ sie die Furcht, obgleich sie eine Weile ehrfürchtig schweigend dastanden; denn wenn sie auch von ihrer eigenen Sippe für mächtig gehalten wurden, glichen die Seefahrer in ihrem Auftreten und ihrer Kleidung eher elbischen Fürsten als sterblichen Menschen. Dennoch empfanden sie keinen Zweifel an ihrer uralten Verwandtschaft; und die Seefahrer blickten ebenso überrascht auf die Männer aus Mittelerde, denn in Númenor hatte man geglaubt, dass die verbliebenen Menschen von jenen bösen Menschen abstammten, die in den letzten Tagen des Krieges gegen Morgoth von diesem aus dem Osten zusammengerufen worden waren. Doch jetzt sahen sie in Gesichter, frei vom Schatten, sahen Menschen, die in Númenor hätten umhergehen können und nicht für Fremdlinge gehalten worden wären, abgesehen von ihrer Kleidung und ihren Waffen. Nach dem Schweigen begannen die Númenórer und die Menschen aus Mittelerde plötzlich in ihren eigenen Sprachen Worte des Willkommens und der Begrüßung zu sprechen, wie sie Freunde und Verwandte nach langer Trennung aneinander richten. Zuerst waren sie enttäuscht, dass die einen die anderen nicht verstehen konnten; aber als sie sich freundschaftlich vermischten, entdeckten sie, dass sie sehr viele deutlich erkennbare Wörter gemeinsam hatten und dass man andere bei genauem Zuhören verstehen konnte; so waren sie in der Lage, sich stockend über einfache Dinge zu unterhalten.
An einer anderen Stelle dieses Aufsatzes wird ausgeführt, dass diese Menschen am See Evendim, in den Nördlichen Höhen, in den Wetterbergen und in den dazwischenliegenden Ländern, soweit der Brandywein verlief, wohnten. Von dort wanderten sie häufig nach Westen, wohnten aber nicht dort. Sie lebten in Freundschaft mit den Elben, obwohl ihnen diese eine ehrfürchtige Scheu einflößten; und sie fürchteten das Meer und seinen Anblick. Es scheint, dass sie ursprünglich aus dem gleichen Stamm kamen wie die Völker Beors und Hadors, welche im Laufe des Ersten Zeitalters nicht über die Blauen Berge nach Beleriand gezogen waren.
4
Der Sohn des Königserben: Aldarion, Sohn Meneldurs. Tar-Elendil übergab Meneldur das Szepter nicht eher, bis weitere fünfzehn Jahre vergangen waren.
5
Eruhantale
: »Danksagung an Eru«, das Herbstfest in Númenor (»Eine Beschreibung der Insel Númenor«, Seite 273).
6
(Sîr) Angren war der elbische Name des Flusses Isen. Ras Morthil, ein Name, der sich anderswo nicht findet, muss die große Landspitze am Ende des nördlichen Armes der Bucht von Belfalas sein, die auch Andrast (Langes Kap) genannt wurde.
Der Hinweis auf »das Land Amroths, wo die Nandor-Elben noch immer wohnen«, kann als Andeutung verstanden werden, dass die Geschichte von Aldarion und Erendis in Gondor niedergeschrieben wurde, bevor im Jahr 1981 des Dritten Zeitalters die letzten Schiffe aus dem Hafen der Wald-Elben nahe Dol Amroth absegelten (vgl. Seite 397f.).
7
Zu Uinen, der Gattin Osses (Maiar des Meeres), siehe
Das Silmarillion
, Seite 75. Dort heißt es: »Die Númenórer lebten lange in ihrem Schutz und ehrten sie gleich den Valar.«
8
Es wird festgestellt, dass das Gildenhaus der Wagemutigen »von den Königen beschlagnahmt und in den westlichen Hafen Andúnië verlegt wurde; alle Aufzeichnungen gingen verloren« (d.h. beim Untergang), eingeschlossen die genauen Karten von Númenor. Doch es wird nichts darüber ausgesagt, wann die Beschlagnahme der
Eambar
stattfand.
9
Der Fluss wurde später Gwathló
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