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Nachrichten aus Mittelerde

Nachrichten aus Mittelerde

Titel: Nachrichten aus Mittelerde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher J. R. R.; Tolkien Tolkien
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Geschäft. Ich tat nicht mehr, als mich vom Zufall leiten zu lassen, und machte unterwegs viele Fehler.
    Irgendwie hatte Bilbo mich vor langer Zeit für sich eingenommen, als er ein Kind und ein junger Hobbit war: Er war noch nicht ganz großjährig gewesen, als ich ihn zum letzten Mal gesehen hatte. Seitdem ist er mir immer im Gedächtnisgeblieben, seine Ungeduld, seine strahlenden Augen, die Vorliebe für Geschichten und seine Neugier auf die weite Welt außerhalb des Auenlandes. Sobald ich ins Auenland kam, hörte ich Neuigkeiten über ihn. Wie es schien, war er ein Mann geworden, über den man sprach. Seine beiden Eltern waren, früh für Auenländer, mit ungefähr achtzig Jahren gestorben; und er hatte nie geheiratet. Man sagte, er werde schon ein wenig kauzig und wandere tagelang für sich allein umher. Man sah ihn, wie er sich mit Fremden unterhielt, sogar mit Zwergen.
    ›Sogar mit Zwergen!‹ Plötzlich fügten sich diese drei Dinge in meinem Kopf zusammen: der große Drache mit seiner Lüsternheit; die derben, schwergestiefelten Zwerge mit ihrem alten brennenden Groll; und der behende leichtfüßige Hobbit, sich verzehrend nach dem Anblick der weiten Welt. Ich lachte über mich selbst; doch ich machte mich sogleich auf, um einen Blick auf Bilbo zu werfen und zu sehen, was zwanzig Jahre aus ihm gemacht hatten und ob er der vielversprechende Mann war, zu dem das Gerede ihn machte. Aber er war nicht zu Hause. In Hobbingen schüttelte man die Köpfe, als ich nach ihm fragte. ›Wieder mal weg‹, sagte ein Hobbit. Ich glaube, es war Holman Grünhand, der Gärtner. 2 ›Wieder mal unterwegs. Er wird eines Tages noch unter die Räder kommen, wenn er nicht aufpasst. Nun, ich fragte ihn, wohin er gehe und wann er zurückkomme, und er sagte:
Ich weiß es nicht;
und dann sah er mich eigenartig an.
Es hängt davon ab, ob ich jemanden treffe, Holman,
sagte er.
Morgen ist das Neujahr der Elben!
3 Ein Jammer, und so ein freundlicher Kauz. Von den Hügelländern bis zum Fluss würdet Ihr keinen besseren finden.‹
    Besser und besser!, dachte ich. Ich denke, ich werde es wagen. Die Zeit wurde knapp. Spätestens im August musste ich beim Weißen Rat sein, oder Saruman hätte freie Bahn und nichts wäre getan. Und ganz unabhängig von den gewichtigen Angelegenheiten konnte sich für die Fahrt als verhängnisvollerweisen, dass die Macht in Dol Guldur keinen Angriff auf den Erebor ungehindert geschehen lassen würde, außer sie hatte etwas anderes, das sie ablenkte.
    So brach ich auf und ritt in Eile zu Thorin zurück, um die schwierige Aufgabe in Angriff zu nehmen, ihn davon zu überzeugen, seine hochfliegenden Pläne beiseitezulegen und heimlich abzureisen – und Bilbo mitzunehmen. Ohne ihn vorher zu sehen. Es war ein Fehler und erwies sich beinahe als verhängnisvoll. Denn Bilbo hatte sich natürlich verändert. Zumindest war er ziemlich gefräßig und fett geworden, und seine alten Sehnsüchte waren zu einer Art Traum geschrumpft, den er nur für sich selbst hegte. Nichts hätte erschreckender sein können als die Entdeckung, dass wirklich die Gefahr bestand, er könnte Wahrheit werden! Er war völlig verwirrt und machte sich ganz und gar lächerlich. Thorin wäre wutentbrannt fortgegangen, wenn nicht ein anderer merkwürdiger Zufall hinzugekommen wäre, den ich sogleich erwähnen werde.
    Doch ihr wisst, wie die Dinge gingen, jedenfalls wie Bilbo sie sah. Die Geschichte würde sich etwas anders anhören, wenn ich sie aufgeschrieben hätte. Zum einen begriff er überhaupt nicht, für wie einfältig die Zwerge ihn hielten, geschweige denn, wie wütend sie auf mich waren. Thorin war weitaus entrüsteter und geringschätziger, als Bilbo erkannte. Er war wirklich von Anfang an voll Verachtung und dachte damals, ich hätte die ganze Sache bloß geplant, um ihn zum Gespött zu machen. Es waren nur die Karte und der Schlüssel, die die Situation retteten.
    Doch ich hatte jahrelang nicht mehr an sie gedacht. Erst als ich ins Auenland kam und Zeit hatte, über Thorins Erzählung nachzudenken, erinnerte ich mich plötzlich des seltsamen Zufalls, der sie mir in die Hände gespielt hatte. Ich erinnerte mich an eine gefährliche Reise vor einundneunzig Jahren, als ich verkleidet nach Dol Guldur gekommen war und in den Bergwerken einen unglücklichen sterbenden Zwerg gefunden hatte.Ich hatte keine Ahnung, wer er war. Er besaß eine Karte, die Durins Volk in Moria gehört hatte, und einen Schlüssel, der dazuzugehören schien, doch der

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